Zürich (awp) - Der Energie- und Automationstechnikkonzern ABB veröffentlicht am Donnerstag, 2. Februar, die Zahlen zum Schlussquartal 2022. Zum AWP-Konsens haben insgesamt 13 Analysten beigetragen.

Q4 2022E
(in Mio USD)           AWP-Konsens     Q4 2021A*
 
Auftragseingang            7784            8257
Umsatz                     7604            7567
Operativer EBITA           1147             988
- Marge (%)                15,0            13,1
Reingewinn                  737            2640

(in Fr.)
Dividende je Aktie         0,83            0,82

* Q4 2021A inkl. der abgespalteten Division Turbocharging (Accelleron)

FOKUS: ABB dürfte im vierten Quartal 2022 gemäss Analysten eine Abschwächung der Nachfrage verspürt haben. Entsprechend wird auch der Zuwachs beim Bestellungseingang den hohen Wert des dritten Quartals wohl nicht mehr erreichen, zumal das Schlussquartal des Jahres 2021 ein sehr starkes für den Auftragseingang war.

Der Umsatz hingegen dürfte gemäss den Erwartungen und auch gemäss dem eigenen Ausblick von ABB stärker zugelegt haben als der Auftragseingang, da ABB von hohen Auftragsbestand profitiert, den das Unternehmen stetig abarbeiten kann. Die operative Gewinnmarge wird im Schlussquartal wegen saisonaler Effekte wie meist tiefer sein als im dritten.

ZIELE: Im Ausblick zeigte sich ABB im Oktober recht zuversichtlich. Für das vierte Quartal wurde eine niedrige zweistellige Wachstumsrate beim vergleichbaren Umsatz in Aussicht gestellt sowie eine wegen der saisonalen Entwicklung gegenüber dem dritten Quartal rückläufige operative Marge.

Das erst für 2023 formulierte Ziel einer operativen Gewinnmarge (EBITA) von mindestens 15 Prozent dürfte bereits im laufenden Jahr (2022) erreicht werden, hiess es damals weiter. Treiber für diese optimistischere Einschätzung seien die zunehmende Effizienz und die starke Umsatzentwicklung.

PRO MEMORIA: Über die Konjunkturentwicklung 2023 wollte CEO Björn Rosengren im Oktober noch nicht spekulieren. "Wir sind aber in einer guten Position für das kommende Jahr", erklärte er.

Natürlich ziehe ABB mit Blick nach vorne verschiedene Szenarien in Betracht. "Wir bereiten uns auf bessere und schlechtere Zeiten vor", so Rosengren. Er ging auch davon aus, dass sich die zuletzt sehr hohe Nachfrage wieder normalisieren, sprich abschwächen, werde. Bis zum Ende des dritten Quartals habe ABB allerdings nichts von einer Abschwächung der Nachfrage gemerkt.

Dass das für 2023 formulierte Ziel einer operativen Gewinnmarge von mindestens 15 Prozent nun bereits im laufenden Jahr erreicht werden sollte, ist für Rosengren noch kein Grund, dieses zu erhöhen. "Wir werden unser Margenziel für 2023 nicht ändern", meinte er auf eine entsprechende Frage. Es sei aber klar, dass die Marge weiter verbessert werden soll.

Was die hohen Energiepreise angeht, zeigt er sich vergleichsweise entspannt, zumindest mit Blick auf die eigene Erfolgsrechnung. "Die Energiekosten machen in unserer Rechnung lediglich rund 1 Prozent aller Kosten aus, sie haben daher kaum einen Einfluss." Allerdings dürften sie die Kaufkraft der Konsumenten schmälern, was ABB im kurzfristigen konsumorientierten Geschäft spüren dürfte.

ABB hatte Anfang Dezember einen langjährigen Rechtsstreit in Südafrika abschliessen können. ABB hatte sich bereit erklärt, insgesamt 315 Millionen Dollar an die USA, Südafrika, die Schweiz und Deutschland zu zahlen, um Korruptionsklagen im Fall "Kusile" zu begleichen. Hinzu kommen 12 Millionen Dollar, die ABB an die US-Börsenaufsicht SEC bezahlen muss. ABB hatte für den Fall um das Kohlekraftwerk in Kusile rund 325 Millionen US-Dollar zurückgestellt und dem Ergebnis des dritten Quartals 2022 belastet.

Im Januar hat dann ABB auch noch für die Division Power Conversion einen Käufer gefunden und den länger dauernden Devestitionsprozess abgeschlossen. Übernommen wird der Bereich von AcBel Polytech Inc in Taiwan für 505 Millionen US-Dollar in bar. Der Verkauf soll im zweiten Halbjahr 2023 definitiv über die Bühne sein.

AKTIENKURS: Die Aktien von ABB befinden sich seit Jahresbeginn auf dem steigenden Ast und stehen derzeit gegen 14 Prozent höher als Ende 2022. Die Verluste aus dem Vorjahr hat der Titel damit beinahe wettgemacht.

jg/ab/cf