Zürich (awp) - ABB hat im dritten Quartal operativ klar besser abgeschnitten als erwartet. Das sehr hohe Reinergebnis ist auf einen Buchgewinn aus dem Verkauf der Stromnetzsparte entstanden und kam nicht überraschend. Enttäuscht zeigen sich die Investoren insbesondere vom zaghaften Ausblick.

"Covid wird weiterhin einen Einfluss auf das Geschäft haben und die Unsicherheiten mit Blick auf die Märkte sind gross", zeigte sich CEO Björn Rosengren an einer Telefonkonferenz vorsichtig. Er verwies dabei unter anderem auf die Geschäftsfelder Öl und Gas, Automotive, Maschinenbau oder Marine. "Die Erholung wird Zeit brauchen. Aber auch wenn noch viel Arbeit bleibt, bin ich für die Zukunft optimistisch", zog er als Fazit.

Umsatz wird im Q4 noch stärker schrumpfen

Konkret rechnet ABB für das vierte Quartal damit, dass das vierte Quartal mit Blick auf den Auftragseingang schwierig bleiben wird und dass die Umsatzwachstumsrate gegenüber dem dritten Quartal (-4%) noch einmal abnimmt. Das vierte Quartal sei nur schon aus saisonalen Gründen tendenziell eher schwächer, meinte dazu der CEO.

Dafür stellte er eine Verbesserung der EBITA-Marge im Vergleich zu den 10,1 Prozent des Schlussquartals 2019 in Aussicht. "Die Profitabilität wird sich weiter verbessern", so Rosengren. Und auch die Entwicklung des Cashflows werde solide bleiben.

Mit Blick auf das Ergebnis im dritten Quartal sticht insbesondere der Reingewinn ins Auge; der per Mitte Jahr abgeschlossene Verkauf der Stromnetzsparte liess die Kasse klingeln. So hat sich der Konzerngewinn auf 4,53 Milliarden US-Dollar gegenüber dem Vorjahresquartal beinahe verachtfacht. Allerdings spielen hier verschiedene Sondereffekte mit hinein. Einerseits ist hier der Gewinn der nicht fortgeführten Aktivitäten in Höhe von 5,0 Milliarden US-Dollar enthalten.

Dieser umfasst einen Vorsteuerbuchgewinn von 5,3 Milliarden aus dem Power Grids-Verkauf sowie den Ertragssteueraufwand im Zusammenhang mit der Veräusserung. Andererseits kommen nicht operative Pensionsaufwendungen in Höhe von 343 Millionen US-Dollar hinzu.

Operatives Ergebnis von Sonderfaktoren belastet

Das Ergebnis aus der Geschäftstätigkeit von ABB fiel indes mit 71 Millionen US-Dollar um Einiges bescheidener aus. Dieses beinhaltet eine Goodwill-Wertminderung von knapp 311 Millionen und Belastungen über 203 Millionen wegen geänderter Verpflichtungen im Zusammenhang mit verkauften Unternehmensteilen.

Der operative Betriebsgewinn (EBITA) reduzierte sich um 2 Prozent auf 787 Millionen US-Dollar, wobei die entsprechende Marge auf 12,0 Prozent leicht gesteigert werden konnte. Besser als im Vorjahr schnitt diesbezüglich der Geschäftsbereich Elektrifizierung ab, wogegen die anderen drei Bereiche wegen des rückläufigen Umsatzes auch eine tiefere Marge als im Vorjahr erwirtschafteten.

Der Umsatz des Konzerns ging denn auch sowohl in US-Dollar als auch bereinigt um Währungs- und Portfolioeinflüsse um 4 Prozent auf 6,58 Milliarden US-Dollar zurück. Das Tempo des Abschwungs hat sich damit gegenüber dem zweiten Quartal verlangsamt. Ähnlich sieht die Situation mit Blick auf den Auftragseingang aus.

Nachfrage sinkt in allen Regionen

Das Geschäftsumfeld sei auch im dritten Quartal herausfordernd gewesen, hiess es. Die Nachfrage habe sich gegenüber dem Vorjahresquartal in allen Regionen abgeschwächt, auch wenn sich die kräftige Erholung in China insbesondere im Bereich Robotik positiv auf die Auftragslage ausgewirkt habe.

Die positive Entwicklung im kurzzyklischen Produktgeschäft wurde durch rückläufige Grossaufträge und die anhaltenden Einschränkungen im Servicegeschäft aufgehoben. Zudem wurden die Margen durch Belastungen im Nichtkerngeschäft und einen Verlust im Zusammenhang mit einem Projekt in Südafrika beeinträchtigt.

An der Börsen gaben die ABB-Aktien vor allem wegen des zurückhaltenden Ausblicks nach. Sie verloren 1,7 Prozent.

cf/kw