Zürich (awp) - Der Industriekonzern ABB lehnt sich anlässlich des ersten Investorentages des neuen CEO Björn Rosengren nicht zu weit aus dem Fenster. Die bisherigen Finanzziele werden nur leicht aktualisiert. Im Rahmen der Verschlankung des Portfolios werden drei Divisionen ins Schaufenster gestellt.

Konkret stehen die drei Divisionen Turbocharging (Geschäftsbereich Industrieautomation), Mechanical Power Transmission (Antriebstechnik) und Power Conversion (Elektrifizierung) zur Disposition, wie ABB am Donnerstag im Vorfeld eines Investorentags mitteilte. Diese Divisionen stehen für rund 1,75 Milliarden US-Dollar oder annähernd sechs Prozent des jährlichen Konzernumsatzes.

Alle Optionen offen

Gleichzeitig wird betont, dass beim Ausstieg aus den drei Geschäftsfeldern "alle Optionen" geprüft würden. "Unser Ziel ist es, die beste wertsteigernde Lösung für ABB und die Divisionen zu finden", liess sich Rosengren zitieren. "Dabei werden wir uns nicht unter Zeitdruck setzen."

Bei den drei Divisionen handle es sich ausserdem um hochwertige Geschäfte, deren operative Margen über dem Zielkorridor des Konzerns lägen. Im Rahmen einer Portfolio-Evaluation sei aber überprüft worden, inwieweit das Unternehmen der beste Eigentümer für diese Divisionen sei.

Einem kosmetischen Eingriff kommt eine Umbenennung des Geschäftsbereichs Industrieautomation gleich. Dieser soll künftig Prozessautomation heissen. Abgesehen davon wird ABB zum 1. Januar 2021 die Zahl der Divisionen wegen einer Aufteilung im Portfolio des Geschäftsbereichs Antriebstechnik auf 20 erhöhen.

Weiter streicht ABB hervor, dass die Organisation seit Jahresbeginn weiter dezentralisiert worden sei und die operativen Entscheidungen nun näher am Kunden getroffen würden. Das neue Betriebsmodell unter den Namen "ABB Way" sei implementiert und eine Leistungsmanagement basierend auf einer "Scorecard" eingeführt worden. Stabilität und Profitabilität werden damit künftig vor Wachstum gestellt.

Als Erfolg sieht ABB die bisherigen Sparbemühungen. "Dank der Reorganisation des Konzerns wurde das Einsparungsziel von 500 Millionen US-Dollar ein Jahr früher erreicht als geplant", meinte dazu Finanzchef Timo Ihamuotila.

Finanzziele kaum verändert

Die bisherigen mittelfristigen Finanzziele ändern sich nur unwesentlich. Demnach strebt ABB ein jährliches Umsatzwachstum von durchschnittlich zwischen 3 und 5 Prozent auf vergleichbarer Basis an, bisher waren es 3 bis 6 Prozent. Rund zwei Drittel davon sollen auf vergleichbarer Basis erreicht werden und rund ein Drittel über Akquisitionen.

Der angestrebte Korridor für die operative EBITA-Marge liegt unverändert zwischen 13 und 16 Prozent. Ab 2023 will ABB aber im oberen Bereich der Spanne liegen. Unverändert wird eine Cash-Conversion-Rate von rund 100 Prozent angestrebt sowie eine Rendite auf dem eingesetzten Kapital (ROCE) von 15 bis 20 Prozent. Letztere soll sich dabei stetig verbessern. Ausserdem will ABB weiterhin ein über dem Umsatzwachstum liegendes Wachstum des Gewinns je Aktie (EPS) erzielen.

Die Prioritäten von ABB bei der Verwendung der freien Mittel bleiben ebenfalls unverändert und umfassen die Finanzierung von organischem Wachstum, eine steigende nachhaltige Dividende und Akquisitionen. ABB hält daran fest, dass Netto-Erlöse aus dem Verkauf der Sparte Stromnetze an Hitachi in der Höhe von 7,6 bis 7,8 Milliarden Dollar an die Aktionäre ausgeschüttet werden sollen.

Parallel zu attraktiven Renditen strebt ABB auch die Beibehaltung des "Single A"-Rating an. Das Programm zur Optimierung der Kapitalstruktur soll laut Ihamuotila bis Ende 2020 weitgehend abgeschlossen werden.

Mit Blick auf die kurzfristigen Aussichten sagte Rosengren: "Die Corona-Pandemie belastet zwar weiterhin den kurzfristigen Ausblick, die langfristigen Markttrends Elektrifizierung, Automatisierung, Digitalisierung und Energieeffizienz bleiben aber unverändert."

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