Zürich (awp) - Die Pandemie hat den Unternehmen klargemacht, wie wichtig dezentralere und kleinere Produktionsstätten sind. Die Folge: "Wir werden in Europa eine gewisse Re-Industrialisierung sehen", sagte ABB-Präsident Peter Voser der "NZZ am Sonntag".

Diese Entwicklungen würden Arbeitsplätze bringen. "Aber das werden nicht mehr die traditionellen Industriejobs in der Fertigung sein", sagte Voser. Es werde zum Beispiel sehr wichtig werden, Roboter zu programmieren.

Das vergrössert laut Voser den Druck auf die Bildungssysteme. "Wir müssen die Arbeitnehmer umschulen. Das ist die grosse Herausforderung für die Regierungen und die Unternehmen". Die Schweiz könne mit ihrem dualen Bildungssystem zum Vorbild werden.

Prozessautomation

Weiter äusserte sich Voser zu den Gerüchten, ABB plane einen Verkauf der Geschäftseinheit Prozessautomation. "Ich bin immer wieder überrascht, was man so alles liest. Natürlich machen wir uns immer strategische Gedanken. Aber wir sind jetzt sehr gut aufgestellt. Mehr sage ich nicht dazu."

Voser tritt zudem der Behauptung entgegen, mit der geplanten Abspaltung des Turbocharging-Geschäfts werde der Industriestandort Schweiz geschwächt. Die ABB-Sparte habe den Hauptsitz in der Schweiz und beschäftige 800 Mitarbeitende im Land. "Das wird so bleiben, ob wir es nun verkaufen oder an die Börse bringen", betonte Voser.

Lieferketten und Chips

Der ABB-Präsident äusserte sich auch zum Tagesgeschäft und den "unvermeidlichen" Engpässen in den Lieferketten. "Es gibt ja nicht nur Knappheit bei den Chips, sondern auch bei chemischen Produkten und in der Logistik, wo es zum Beispiel an Containern fehlt."

ABB beschäftige das Thema - wie erwartet - im dritten Quartal stärker als noch im zweiten Jahresviertel. Den grösste Effekt spüre ABB im Geschäft mit Robotern. "Dort brauchen wir viele Chips", sagte Voser.

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