BERLIN (dpa-AFX) - Nach zwei Sondersitzungen tritt der Aufsichtsrat für den neuen Hauptstadtflughafen an diesem Freitag zum ersten Mal in diesem Jahr regulär zusammen. Die Eröffnung des drittgrößten deutschen Airports in diesem Jahr war wegen neuer Probleme abgesagt worden und der Flughafenchef wurde ausgewechselt. Nun stellt sich das Kontrollgremium neu auf: Einziger Kandidat für den Vorsitz ist der brandenburgische Staatssekretär Rainer Bretschneider. Im Senat war am Donnerstag noch nicht klar, wen Berlin neu in den Aufsichtsrat schickt.

Weil das Unternehmen die Zahl von 2000 Beschäftigten überschritten hat, soll am Freitag auch ein Arbeitsdirektor benannt werden. Nach dem Willen der Arbeitnehmerseite soll der Düsseldorfer Rechtsanwalt Manfred Bobke-von Camen den neuen Posten in der Geschäftsführung erhalten.

Wann der neue Flughafen in Betrieb geht, ist unsicher. Offiziell gilt jetzt das Ziel 2018. Vor wenigen Tagen veröffentlichte der neue Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup jedoch interne Gutachten, wonach es auch 2019 werden könnte, wenn sich die Organisation nicht verbessere. Im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses legte sich Lütke Daldrup am Mittwoch nach Teilnehmerangaben nicht fest. Die Deutsche Flugsicherung hält sogar eine Verzögerung bis 2020 für möglich.

Der Umbau des Aufsichtsrats war durch den Chefwechsel nötig geworden. Der bisherige Geschäftsführer Karsten Mühlenfeld musste nach einem Führungsstreit mit dem Aufsichtsrat gehen, sein Nachfolger Lütke Daldrup ist der Staatssekretär des Berliner Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD), dem bisherigen Aufsichtsratschef. Da Müller die Kontrollfunktion nun nicht mehr wahrnehmen kann, zog er sich aus dem Gremium zurück.

Auch die Senatoren Klaus Lederer (Linke) und Dirk Behrendt (Grüne) gaben ihre Mandate zurück. Weil auch Lütke Daldrup im Aufsichtsrat saß, müssen alle vier Berliner Mandate nachbesetzt werden. Die rot-rot-grüne Koalition hatte jedoch schon nach ihrer Bildung im Januar Schwierigkeiten, die Posten zu vergeben. Die konstituierende Sitzung im Januar musste verschoben werden.

Der Aufsichtsrat ist auch für die Bestandsflughäfen Tegel und Schönefeld zuständig. Die Flughafengesellschaft gehört zu je 37 Prozent den Ländern Berlin und Brandenburg und zu 26 Prozent dem Bund. Die Länder haben je vier Mandate, der Bund zwei. Hinzu kommen zehn Arbeitnehmervertreter, darunter Vize-Aufsichtsratschef Holger Rößler von der Gewerkschaft Verdi./bf/DP/she