Den deutschen Banken stehen die schwierigsten Zeiten in der Corona-Krise nach Einschätzung von Finanzaufsehern erst noch bevor.

Der "Moment der Wahrheit" werde voraussichtlich im dritten Quartal kommen, wenn sich Risiken aus faulen Krediten verstärkt materialisierten, sagte Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling am Dienstag bei einer Online-Verstanstaltung der Zentralbank. Keiner könne seriös abschätzen, wie hoch der Wertberichtigungsbedarf am Ende ausfallen werde. Er sei sich aber sich, dass das deutsche Bankensystem in Gänze besser mit den Kreditrisiken umgehen könne als zu Zeiten der Finanzkrise 2008. "Die Lage im Bankensektor ist aktuell stabil."

Das sieht auch der Chef der Finanzaufsicht BaFin, Felix Hufeld, so. "Jetzt zeigt sich, wie wertvoll und überlebenswichtig es war, dass wir bei den Banken eine deutliche Stärkung des Kapitals vorgenommen haben", sagte er bei derselben Konferenz. Die Widerstandsfähigkeit des Systems sei deutlich höher als vor einem Jahrzehnt. Die Institute seien besser mit Eigenkapital ausgestattet und verfügten über mehr Puffer, um Kreditausfälle zu absorbieren. "Jeder weiß, es kommt noch etwas auf uns zu, aber keinem ist so richtig bange", sagte Wuermeling. "Das finde ich ein gutes Zeichen."

Dennoch drängten die obersten Aufseher zu Veränderungen bei den Banken. "Die Struktur des Bankensektors wird sich verändern - eventuell schneller, als vor der Krise angenommen", erläuterte Wuermeling. Schon vor der Corona-Pandemie habe es durch Digitalisierung, geringe Profitabilität und Fusionen große Herausforderungen gegeben. Nach der Krise stünden "Aufräumarbeiten" an. Die Banken müssten ihre Strategien ändern und neue Geschäftsmodelle finden, fügte EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch hinzu. "Die Realität wird künftig eine andere sein." Jene Institute, die über kein tragfähiges Geschäftsmodell verfügten und sich dank der relativ niedrigen Zinssätze über Wasser halten konnten, würden unter Druck geraten. Eine gewisse Konsolidierung werde daher auch in Zukunft Thema sein.

Hufeld warnte vor dem Trugschluss mancher Banken, die zur Bekämpfung der Corona-Pandemie gelockerten regulatorischen Vorschriften würden nach der Krise bleiben. "Wir müssen in einen regulatorischen Normalzustand zurückkehren", sagte er. Die Wieder-Verschärfung der Maßnahmen werde nicht ohne Diskussionen mit den Banken gehen. "Der Weg aus einer solchen Krise heraus zu managen wird im Zweifel anspruchsvoller sein als während des Lockdowns."