Der Preisstreit mit Telefonica Deutschland und die damit zusammenhängenden Prognosesenkungen haben United Internet und Drillisch zugesetzt.

An der Börse rauschten die beiden Papiere am Montag in die Tiefe und hielten im MDax mit Abstand die rote Laterne. Den Titeln von United Internet drohte mit einem Minus von zeitweise knapp 27 Prozent der größte Tagesverlust der Firmengeschichte. Die Papiere der Mobilfunk-Tochter 1&1 Drillisch brachen um fast 30 Prozent ein, so stark wie zuletzt vor etwa neun Jahren. Streitpartner Telefonica Deutschland kam auf ein Minus von fast vier Prozent. Die Streitigkeiten um die jüngste - für Drillisch-Finanzchef Markus Huhn überraschende - Erhöhung der Telefonie- und Datenpreise werfen auch ein Schlaglicht auf die Verhandlungen von Drillisch und Telefonica um das National Roaming (Netzmitnutzung), die sich zäh gestalten.

Wegen der Preiserhöhungen durch Telefonica Deutschland für Netzkapazitäten hatten United Internet wie auch Drillisch am Wochenende ihre Gewinnprognosen für das laufende Jahr gesenkt. United erwartet nun 2020 ein Betriebsergebnis (Ebitda) von etwa 1,180 Milliarden Euro statt bislang 1,266 Milliarden. 1&1 geht seinerseits von etwa 600 Millionen Euro statt bislang 683,5 Millionen aus. Noch im August hatten beide Unternehmen ihre Ausblicke bestätigt, die bis dato ungefähr auf Vorjahresniveau lagen.

Im Zuge der Auflagen für den Erwerb von E-Plus im Jahr 2014 hatte sich Telefonica Deutschland verpflichtet, bis zu 30 Prozent der Netzkapazität an einen Wettbewerber zu verkaufen. Der Vertrag mit Drillisch ermöglicht eine Überprüfung der Konditionen zweimal im Jahr. Die Streitigkeiten um die Konditionen dauern bereits einige Zeit an. Telefonica Deutschland sieht die Preiserhöhung durch Verträge gedeckt. Im vergangenen Herbst hatten United Internet wie auch Drillisch schon einmal ihre Gewinnprognosen zurücknehmen müssen, nachdem sich ein unabhängiger Sachverständiger auf die Seite von Telefonica gestellt hatte. Telefonica Deutschland bekräftigte am Wochenende im Gegensatz zur Konkurrenz die Jahresprognose und den mittelfristigen Ausblick.

Trotz des Streits sitzen beide Seiten weiterhin am Verhandlungstisch. Drillisch, bekannt für Marken wie Yourphone und Smartmobil.de, hatte im vergangenen Jahr bei der 5G-Frequenzversteigerung erstmals mitgeboten und will sich nun neben der Deutschen Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland als vierter Netzanbieter etablieren. Der Aufbau eines 5G-Netzes kann allerdings erst beginnen, wenn das Unternehmen einen Deal zur Netzmitnutzung (National Roaming) geschlossen hat. Die Gespräche mit Telefonica seien "konstruktiv", sagte Huhn. Derzeit werde nicht erwogen, Verhandlungen mit der Deutschen Telekom oder Vodafone zu starten. Jefferies-Analyst Ulrich Rathe schrieb, es könne sich bei der Preisanhebung durch Telefonica auch um taktisches Geplänkel handeln. Citi-Analysten sprachen von Unsicherheiten in der Strategie von Drillisch, ein Netzwerkbetreiber zu werden.