Berlin (Reuters) - Der deutsche Telekom-Milliardär Ralph Dommermuth erwägt die Übernahme des von ihm gegründeten Internet- und Mobilfunkanbieters United Internet.

Konkret gehe es um eine Aufstockung seiner Anteile auf 51 Prozent von derzeit 42 Prozent zu einem Preis von 35 Euro je Aktie, wie aus einer am Donnerstagabend veröffentlichten Pflichtmitteilung des Unternehmens hervorgeht. Das würde Dommermuth knapp 600 Millionen Euro kosten. Er sei darüber in Verhandlungen mit einer Großbank. Eine Entscheidung habe Dommermuth, der auch Chef von United Internet ist, noch nicht getroffen.

An der Börse kamen die Überlegungen des Unternehmers gut an. Die Aktie kletterte am Freitag um rund drei Prozent auf 33,62 Euro - lagen damit aber unter dem von Dommermuth anvisierten Preis.

Ein LBBW-Analyst geht allerdings nicht davon aus, dass sich die Aktie langfristig nach oben bewegen wird. Er begründete dies damit, dass United Internet kein Geld zufließt. Nach Ansicht von Warburg-Analyst Jonas Blum will Dommermuth mit der Ankündigung ein Zeichen setzen, was seine Bindung an das Unternehmen und dessen Werthaltigkeit angeht. Mit 51 Prozent hätte er zumindest eine sichere Mehrheit auf der Hauptversammlung. Eine ähnliche Einschätzung lieferte auch Branchen-Experte Torsten Gerpott, Wirtschaftsprofessor an der Universität Duisburg-Essen: "Ralph Dommermuth möchte mit den Aufstockungsplänen sein Vertrauen in die Firmenstrategie widerspiegeln. Alles in allem ist das mehr ein symbolischer Akt."

KEIN BÖRSENRÜCKZUG VORGESEHEN

Dommermuth knüpft seine Offerte, die er für Dezember in Aussicht stellt, daran, dass sich die Kapitalmarktbedingungen nicht wesentlich verändern und die Finanzierung gesichert ist. Ein erstes Angebot einer internationalen Großbank habe er bereits bekommen. Dem Beispiel von Xavier Niel in Frankreich will er nicht folgen, der den von ihm gegründeten Mobilfunker Iliad komplett gekauft und von der Börse genommen hat. "Ein Rückzug von der Börse ist nicht geplant", sagte Dommermuth der Nachrichtenagentur Reuters. Er gehe davon aus, mit den anstehenden Investitionsprogrammen den Unternehmenswert langfristig steigern zu können.

United Internet steht mit seiner Tochter, dem Mobilfunker 1&1, vor der Herausforderung, in Deutschland das vierte Mobilfunknetz neben Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland hochzuziehen. 1&1 betreibt bisher kein eigenes Netz, sondern mietet Leistungen bei Telefonica Deutschland und Vodafone. Bei der 5G-Auktion 2019 erwarb das Unternehmen aus Maintal allerdings Frequenzen und muss nun bis Ende 2022 rund 1000 Basisstationen errichten. Bis Ende 2025 muss dann mindestens ein Viertel aller Haushalte mit Mobilfunk versorgt sein, was United Internet viel Geld kosten wird. Im Gespräch mit Reuters gab Dommermuth im August zu: "Wir sind spät dran und haben viel Zeit verloren, aber das können wir aufholen." Gerpott sagte dazu: "Beim Mobilfunkausbau steht United Internet mit dem Rücken zur Wand. Das Unternehmen muss endlich Fakten schaffen und vor allem bei der Errichtung eigener Basisstationen vorankommen."