Berlin/Frankfurt (Reuters) - Deutsche Unternehmen aus den Branchen IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik können 2023 erstmals auf Umsätze von mehr als 200 Milliarden Euro hoffen.

Das Plus werde wohl bei 3,8 Prozent liegen, die Erlöse sollten sich zusammen auf 203,4 Milliarden Euro summieren, prognostizierte der Digitalverband Bitkom am Dienstag in Berlin. Zugleich dürfte die Beschäftigtenzahl um 3,4 Prozent auf 1,352 Millionen steigen.

"Wir müssen die Digitalisierung in Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft verstärken und sollten mehr als nur eine Schippe drauflegen", sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. "Wir brauchen eine echte digitalpolitische Zeitwende." Sie helfe dabei, die aktuellen Herausforderungen wie den Klimawandel zu bewältigen. Der Staat müsse auch digital handlungsfähig werden. Zudem müssten Daten gezielter genutzt und der strukturelle Fachkräftemangel behoben werden.

In der Informationstechnik (IT) werden Bitkom zufolge dieses Jahr voraussichtlich 126,4 Milliarden Euro umgesetzt. Das entspreche einem Plus von 6,3 Prozent. Wachstumstreiber sei hier unter anderem Künstliche Intelligenz (KI) mit einem Anstieg von fast 42 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Aber auch Software für die Zusammenarbeit und Sicherheitsprogramme verbuchten mit 15,6 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro beziehungsweise 11,4 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro überdurchschnittliche Wachstumsraten. Nach dem Boom in den Pandemiejahren würden die Umsätze mit Laptops dagegen wohl um 3,4 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro schrumpfen.

Der Markt für Telekommunikation werde 2023 nur noch um 0,8 Prozent auf 69,5 Milliarden Euro wachsen. Steigenden Investitionen in den Netzausbau (plus 2,5 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro) stünden stagnierende Geschäfte mit Telekom-Dienstleistungen, die mit 49,7 Milliarden Euro den Löwenanteil in diesem Bereich ausmachen, gegenüber. "Trotz höherer Bandbreiten, mehr Datenvolumen und steigender Nutzung können die Umsätze angesichts des scharfen Preiswettbewerbs kaum gesteigert werden", erläuterte Bitkom-Präsident Berg.

Telefonica Deutschland versucht es dennoch und kündigte Preiserhöhungen an. "Mehr Leistung zum selben Preis ist - anders als früher - nicht mehr möglich", hatte Firmenchef Markus Haas unlängst dem "Handelsblatt" gesagt.

UNTERHALTUNGSELEKTRONIK SCHWÄCHELT ERNEUT

In der Unterhaltungselektronik droht Berg zufolge das dritte Jahr in Folge mit Umsatzeinbußen. Das Minus werde bei 7,3 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro liegen. "Die hohe Inflation und wirtschaftliche Unsicherheit treffen das Geschäft besonders stark. Viele Menschen halten ihr Geld zusammen und verzichten gerade hier auf größere Anschaffungen."

Die weltweiten Umsätze mit IT und Telekommunikation beziffert Bitkom für 2023 auf 4,33 Billionen Euro. Davon entfielen fast 36 Prozent auf die USA. Deutschland folge mit einem Anteil von 4,2 Prozent auf Rang fünf. "Wir müssen uns mehr anstrengen", mahnte Berg. "Zu geringe Investitionen in IT und Telekommunikation machen es in allen Branchen schwerer, wettbewerbsfähig zu bleiben und im Innovationswettlauf eine führende Rolle einzunehmen."

(Bericht von Christian Krämer und Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)