Die etwas höher als erwartete US-Inflation scheint die Risikofreude an den europäischen Finanzmärkten nicht gedämpft zu haben, denn die Börsen verzeichneten diese Woche wieder einmal neue Rekordstände. In den USA war bei Technologiewerten in den letzten Handelstagen dagegen eine gewisse Nervosität zu spüren. Im Vorfeld der Sitzung der US-Notenbank in der kommenden Woche ist daher Vorsicht geboten.
Wochenperformance*
DAX
17936  +0.69%Chart
STOXX EUROPE 600
504.80  +0.31%
Chart STOXX EUROPE 600
S&P 500
5117.09  -0.13%
Chart S&P 500
NIKKEI 225
38707.64  -2.47%
Chart NIKKEI 225
GOLD
2155.40$  -1.20%
Chart GOLD
BRENT OIL
84.92$  +3.79%
Chart BRENT OIL
EURO / US DOLLAR
1.09$  -0.51%
Chart EURO / US DOLLAR
Tops / Flops der Woche

TOPS

Williams-Sonoma (+19%): Die US-Holding, unter deren Dach mehrere Möbelhäuser angesiedelt sind, erreichte ein neues Allzeithoch, nachdem sie für das Ende Januar abgelaufene Geschäftsjahr über Erwarten gute Zahlen veröffentlicht hatte. Hinzu kommt das obligate Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 1 Mrd. USD - eine angesichts der Marktkapitalisierung des Unternehmens (18,3 Mrd. USD) beträchtliche Summe.

Encavis (+20%): Der Finanzinvestor KKR hat für den deutschen Energieerzeuger ein öffentliches Übernahmeangebot in Höhe von 2,8 Mrd. EUR bzw. 17,50 EUR je Aktie vorgelegt. Der Deal wird auch von Encavis selbst befürwortet. Der Private-Equity-Fonds will nach Abschluss der Transaktion das Papier so schnell wie möglich von der Börse nehmen.

Zalando (+18%): Der deutsche Online-Händler konnte sich diese Woche gut behaupten und stimmte die Anleger mit seinen Aussichten für das Jahr 2024 zuversichtlich. Das Unternehmen dürfte weiter wachsen und seine Rentabilität 2024 steigern, nachdem 2023 mittelmäßig ausgefallen war und keine Überraschungen bereithielt. Mehrere Analystenhäuser, darunter Morgan Stanley und Kepler Cheuvreux, haben das Kursziel für die Zalando-Aktie angehoben und spiegeln damit die allgemeine Reaktion der Finanzwelt auf die Geschäftszahlen wider.

Southern Copper (+18%): Der Kupferpreis schoss in dieser Woche in die Höhe, nachdem chinesische Hütten aufgrund des unerwartet engen Rohstoffmarktes eine Drosselung der Produktion angekündigt hatten. Infolgedessen stiegen die Kupferpreise in Shanghai auf den höchsten Stand seit drei Jahren und in London auf ein seit zehn Monaten nicht erreichtes Niveau.

Oracle (+12%): Die Aktie des Softwareunternehmens markierte diese Woche einen neuen Höchststand, nachdem das Unternehmen dank der Präsenz im Cloud-Computing im Allgemeinen und im Markt für künstliche Intelligenz im Besonderen glänzende Aussichten vermeldet hatte. Doch damit nicht genug: Oracle kündigte im weiteren Wochenverlauf an, seine Unternehmenssoftware um Funktionen der generativen KI zu erweitern.

Inditex (+11%): Der Zara-Mutterkonzern erwirtschaftete im vergangenen Jahr trotz eines in Europa schwierigen Konsumumfelds einen Nettogewinn von 5,4 Mrd. EUR. Dazu die Analysten von Alpha Value: "Dank des integrierten Online- und Offline-Modells der Unternehmensgruppe - das als branchenweit bestes gilt - und der äußerst flexiblen Lieferkette konnte das Unternehmen auf Konsumtrends reagieren und Umsatz und Rentabilität in allen Bereichen weiter steigern."

De'Longhi (+9%): Der Umsatz ist im Jahr 2023 zwar leicht zurückgegangen, doch die Margen legten zu und beim Nettogewinn war ein kräftiger Anstieg zu verzeichnen. Der Verwaltungsrat des italienischen Konzerns hat die Dividende für seine Aktionäre deutlich angehoben und schlägt nun eine Ausschüttung von 0,67 EUR vor.

Adidas (+9%): Trotz lediglich mittelmäßiger Finanzkennzahlen kam die Berichterstattung des deutschen Unternehmens gut an. Dank einer Änderung in der Rechnungslegung (letztendlich wurde nur ein kleiner Teil des Yeezy-Bestands abgeschrieben) und einer durchdachten Kommunikationsstrategie nach dem Motto "weniger versprechen und dann mehr liefern" konnte der Konzern berichten, dass sein Betriebsergebnis 2023 um eine Milliarde Euro höher ausgefallen ist als erwartet. Dies hat seine Wirkung nicht verfehlt, auch wenn das zugrunde liegende Ergebnis weiterhin eher schwach ist.

Vallourec (+6%): Der Einstieg von ArcelorMittal als Kapitalgeber beflügelte die Aktie des Herstellers nahtloser Stahlrohre. Der Stahlproduzent löst Apollo ab, einen reinen Finanzinvestor, der sich im Zuge einer umfassenden finanziellen Restrukturierung an Vallourec beteiligt hatte. Damit steigt ArcelorMittal mit einem Anteil von 28,4% zum Hauptaktionär auf.

Rheinmetall (+8%): Der Umbau des deutschen Konzerns von einem gewöhnlichen Industrieunternehmen zu einem Rüstungschampion scheint zu glücken. Der Konzern erwartet in diesem Jahr angesichts der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Aufrüstung Rekordumsätze und eine höhere Rentabilität. Der Aktienkurs ist in weniger als drei Jahren um das Sechsfache gestiegen und die Aussichten sind äußerst vielversprechend.

FLOPS

LPP (-35%): Der Hedgefonds Hindenburg Research attackierte die polnische Fast-Fashion-Kette und warf ihr dabei vor allem vor, den Eindruck erweckt zu haben, die Vermögenswerte in Russland seien veräußert worden, obwohl sie sich weiterhin unter Kontrolle des Unternehmens befänden. Der Fonds deckte auf, dass der Käufer dieser LPP-Assets, der nach außen als chinesisches Konsortium dargestellt wurde, tatsächlich eine in Dubai ansässige leere Firmenhülle namens Far East Services ist, deren Anteilseigner und Direktoren nicht offengelegt wurden und die erst am Vortag der Veräußerung gegründet wurde.

Southwest Airlines (-18%): Die Fluggesellschaft hat ihre Flottenprognose gesenkt, da sie von Boeing nun weniger Flugzeuglieferungen erwartet als ursprünglich angenommen. Statt mit 79 Maschinen der 737-8-Reihe rechnet die Geschäftsführung im laufenden Jahr jetzt nur noch mit 46. Diese schlechten Nachrichten dürften sich im Ergebnis niederschlagen.

Basic-Fit (-16%): Die Geschäftszahlen 2023 stimmen mit den Erwartungen überein. Die Prognosen für 2024 sind indes weniger ermutigend, sodass sich die Marktteilnehmer in ihrer Sorge um den härteren Wettbewerb unter den europäischen Fitnesscentern betätigt fühlen. Dem Management gelang es nicht, die Anleger optimistisch zu stimmen. Steigende Kosten und der dürftige Beitrag aus Deutschland trugen das ihre dazu bei.

Enphase (-17%): In Ermangelung neuer unternehmensspezifischer Meldungen ging es für die Enphase-Aktie in dieser Woche weiter bergab. Nach unseren Informationen könnte der Wechselrichterhersteller unter der Effizienz des neuesten Tesla-Heimbatteriespeichersystems PW3 mit integriertem Wechselrichter gelitten haben. Dieses macht die herkömmlichen Systeme mit Wechselrichtern - wie die von Enphase - möglicherweise zu teuer.

Dollar Tree (-14%): Die von dem US-amerikanischen Discounter vorgelegten Quartalszahlen sorgten am Markt für Enttäuschung. Zudem wird das Unternehmen von Einzelhandelsriesen (wie Walmart) und aggressiven neuen Marktteilnehmern (z. B. dem chinesischen Online-Marktplatz Temu) in die Zange genommen und sieht sich gezwungen, 970 seiner Family-Dollar-Filialen zu schließen. Dollar Tree musste hohe Abschreibungen vornehmen, was negativ zu Buche schlug.

Hapag-Lloyd (-7%): Das Papier der deutschen Reederei gab am Donnerstag um 15% nach, gewann aber am Freitag wieder 9% hinzu. Ähnlich wie Mitbewerber AP Moller Maersk befürchtet der Konzern, dass neue Kapazitäten auf den Markt geworfen werden, die das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage stören könnten. Die Prognosebandbreite fällt folglich äußerst großzügig aus, was die extreme Zyklizität der Seeschifffahrt widerspiegelt.

Vonovia (-12%): Deutschlands größter Immobilienkonzern meldete diese Woche den höchsten Verlust in der Unternehmensgeschichte und setzte damit dem deutschen Immobilienboom ein Ende. Der Nettoverlust 2023 beläuft sich auf 6,8 Mrd. EUR, was insbesondere Wertminderungen von 10,7 Mrd. EUR bei über 500.000 Wohnungen zuzuschreiben war.
Chart Rohstoffe
Rohstoffe

Energie: Die Stimmung an den Ölmärkten kippte diese Woche, als die Marktteilnehmer erkannten, dass das Angebot am Markt nicht so groß ist wie gedacht. Die Internationale Energieagentur gab im letzten Monatsbericht bekannt, dass dem Markt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit droht, und sorgte damit für Aufregung. Im Einzelnen hob sie die Prognose zum Nachfragewachstum an und senkte zugleich die Prognose zur weltweiten Angebotsentwicklung aufgrund der Politik der OPEC+. Die geopolitischen Spannungen sind in der Ukraine und im Nahen Osten, insbesondere im Roten Meer, nach wie vor hoch. Zuletzt attackierte die Ukraine Ölanlagen in Russland. Die wöchentlichen Ölvorräte in den USA gingen diese Woche überraschend zurück - zum ersten Mal seit Ende Januar. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich auf ca. 85 USD, das US-Pendant WTI notiert im Bereich von 80,80 USD.

Metalle: Kupfer entwickelte sich in London weiterhin erfreulich und näherte sich der Marke von 9.000 USD pro metrischer Tonne. Zu verdanken war dies einer Angebotsverknappung in Form einer von China angekündigten Drosselung der Kupferproduktion. So haben sich die größten chinesischen Kupferhütten darauf geeinigt, die Produktion zurückzufahren. Im Industriemetallsegment stabilisierte sich Aluminium bei 2.200 USD und Zink kletterte auf 2.520 USD. Gold legte nach zwei starken Wochen eine Atempause ein und kostet nun 2.160 USD. Die Anleiherenditen zogen wieder an und ließen das Edelmetall hinter sich.

Agrarprodukte: An der Börse in Chicago gibt es seit Wochen nicht viel Neues zu berichten, denn die Getreidepreise kommen nicht so recht vom Fleck. Mais und Weizen werden aktuell im Bereich von 435 bzw. 530 Cent je Scheffel gehandelt.
Chart Rohstoffe
Makroökonomie

Marktstimmung: Der Markt ist überbewertet. Im Rausch der boomenden Aktienmärkte und der Verheißungen künftiger Zinssenkungen hätte man tatsächlich glauben können, das Thema Inflation sei endgültig vom Tisch. Doch weit gefehlt: Nun übernimmt sie die Rolle der Spielverderberin oder aber des wiederkehrenden Schreckgespenstes der Anleger. Zuerst lag die US-Kerninflation (Core CPI) mit +3,8% im Jahresvergleich leicht über den Erwartungen. Davon hatte jedoch kaum jemand Notiz genommen. Nur zwei Tage später sorgte dann der US-Erzeugerpreisindex für die nächste Ernüchterung mit einem Anstieg um 1,60% im Jahresvergleich (Prognose: +1,2%) und um 0,60% gegenüber dem Vormonat (Prognose: +0,30%). Darüber kann man wohl kaum hinwegsehen. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries, die sich zuletzt auf der Unterstützungslinie von 4,07% gut behauptet hatte, zog erneut auf 4,3% an.

Kryptowährungen: Der Bitcoin (BTC) gab in dieser Woche insgesamt um 1,40% auf rund 68.000 USD nach, nachdem er am Donnerstag ein neues Allzeithoch von 73.830 USD erreicht hatte. Ausschlaggebend für diesen Aufwärtstrend sind nach wie vor die Bitcoin-Spot-ETFs, die am Mittwoch einmal mehr Netto-Mittelzuflüsse in Rekordhöhe verbuchten. An einem einzigen Tag flossen sage und schreibe 1,05 Mrd. USD in die Fonds. Insgesamt verwalten die zehn Bitcoin-Spot-ETFs nun ein Vermögen von 57,86 Mrd. USD, entsprechend 4,16% aller im Umlauf befindlichen Bitcoins. Der Ether (ETH) büßte diese Woche 4% ein. Andererseits hat die Kryptowährung ihren historischen Höchststand von 4.800 USD vom November 2021 noch nicht wieder erreicht - im Gegensatz zum Bitcoin, der sein Rekordniveau bereits übertroffen hat. Viele Marktteilnehmer warten sehnsüchtig auf die Zulassung eines Ethereum-Spot-ETF, denn dann könnte auch dieses Krypto-Asset vom frischen Geld der Wall Street profitieren. Derzeit steht ein solcher Schritt aber nicht auf der Agenda der US-Börsenaufsicht.
Kurs und Volumen
Fünf Zentralbanken auf einen Streich
In der kommenden Woche dreht sich alles um die Zentralbanken. Ein Zinsschritt wird jedoch nicht erwartet. Vielmehr werden die Kommentare und Prognosen der einzelnen Notenbankchefs genau unter die Lupe genommen. Die Bank of Japan rückt am Dienstag womöglich von ihrer bisherigen Position ab und es besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit für eine Leitzinsanhebung. Die Bank of Australia setzt den Reigen fort, doch wird die US-Notenbank Fed am Mittwoch wohl die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Finanzwelt erhofft sich von der Aktualisierung des Punktdiagramms, welches die jeweiligen Positionen der Währungshüter erfasst, weitere Aufschlüsse über den zukünftigen geldpolitischen Kurs. Am Donnerstag übernehmen die Schweizerische Nationalbank und die Bank of England den Staffelstab. Die chinesische Industrieproduktion (in der Nacht von Sonntag auf Montag) und der Flash-Einkaufsmanagerindex für März (Donnerstag) verdienen ebenfalls Beachtung. Auf Unternehmensseite richtet sich die Aufmerksamkeit auf einige Nachzügler, die demnächst ihre Geschäftszahlen vorlegen, darunter Accenture, Micron und Nike. Wir wünschen Ihnen allen ein schönes Wochenende!
*Die Wochenperformance der Indizes und Aktien bezieht sich auf den Zeitraum von der Eröffnung der Märkte am Montag bis zur Erstellung dieses Newsletters am Freitag.
Die Wochenperformance von Rohstoffen, Edelmetallen und Währungen bezieht sich auf den 7-Tage-Zeitraum von Freitag bis Freitag (bis zur Erstellung des Newsletters). Diese Vermögenswerte notieren auch an Wochenenden.