"Der Vorstand hat natürlich das Recht, strategische Überlegungen dieser Art anzustellen", sagte Wolfgang Porsche, Sprecher des Familienclans, der Nachrichtenagentur Reuters am Rande der Automesse IAA in Frankfurt. "Aber Verkäufe stehen aktuell nicht auf der Tagesordnung." Diese Fragen seien im Aufsichtsrat bisher nicht diskutiert worden. Dem "Spiegel" sagte Porsche: "Aktuell sehe ich keine Notwendigkeit, sich von Teilen des Konzerns zu trennen." Das stehe derzeit nicht im Fokus.

Porsches Cousin Hans Michel Piech sieht ebenso keinen Handlungsbedarf: "Ich bin mit der jetzigen Struktur zufrieden." Zugleich zeigte sich der Bruder des einstigen Konzernpatriarchen Ferdinand Piech aber aufgeschlossen. "Wenn es Vorschläge für Abspaltungen von Seiten der Konzernspitze gibt, schauen wir uns das an", sagte er dem "Spiegel".

EIN INTERVIEW UND SEINE FOLGEN

Volkswagen-Chef Müller hatte vergangene Woche mit seinen Aussagen in einem Interview für Unruhe im Wolfsburger Konzern gesorgt. Ein neues Team des Autobauers arbeite aktiv am Verkauf mehrerer Bereiche, die nicht länger zum Kerngeschäft zählten, sagte er dem "Wall Street Journal". Diese machten bis zu 20 Prozent des Jahresumsatzes von Volkswagen aus. Später relativierte ein VW-Sprecher die Aussagen: Müller habe sich nicht konkret geäußert, sondern lediglich von einer Faustregel für große Unternehmen gesprochen, bei denen das Verhältnis etwa bei 80:20 liege. Bei VW liege der Anteil des Kerngeschäfts eher etwas höher.

Familienoberhaupt Porsche bügelte Verkaufspläne vorerst ab. "Es gibt wichtigere Themen." Es sei vorerst zentral, dass der mit den Arbeitnehmervertretern für die Marke VW ausgehandelte Zukunftspakt in allen Bereichen umgesetzt werde. "Und wir müssen an der einen oder anderen Stelle schlanker werden", sagte er. Betriebsrat und Management hatten sich im vergangenen Jahr nach langwierigen Verhandlungen auf einen "Zukunftspakt" geeinigt. Mit diesem soll die schwächelnde Kernmarke VW durch Kostensenkungen und Stellenabbau rentabler und zugleich auf den wachsenden Anteil der Elektroauto-Produktion umgestellt werden. Die Kosten sollen bis 2020 um 3,7 Milliarden Euro sinken, die operative Rendite auf vier Prozent steigen.

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