Zürich (awp) - Der Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, Urs Rohner, gibt sich mit dem Umbau der Grossbank sehr zufrieden. Rückblickend hätte der Wechsel auf dem operativen Chefsessel ihm zufolge allerdings früher stattfinden sollen.

"Aus heutiger Sicht hätte ich allerdings den Führungswechsel schneller durchziehen sollen", sagte Rohner in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" (Samstagausgabe). Auch der Umbau der Gruppe wäre ihm zufolge bereits früher sinnvoll gewesen. "Mit dem heutigen Kenntnisstand hätten wir früher eine Kapitalerhöhung durchgeführt und wären auch rascher auf das jetzige Geschäftsmodell umgeschwenkt."

Im Rückblick sei man immer schlauer. "Wenn wir damals alles gewusst hätten, was wir heute wissen, und dies im Marktumfeld möglich gewesen wäre, hätten wir uns 2009 für eine Kapitalerhöhung aussprechen sollen, statt Pflichtwandelanleihen zu emittieren." Diese Instrumente, die damals als Refinanzierungsmittel auch von der SNB und den Regulatoren gefördert wurden, hätten sich letztlich im Markt nicht durchgesetzt.

Rohner und Thiam wollen weitermachen

Allerdings hätten hängige Rechtsfälle die Bewegungsfreiheit der Bank in diesen Jahren stark eingeschränkt, so Rohner weiter. Die Probleme nach der Finanzkrise seien komplex und vielschichtig gewesen. "Wir konnten den Zeitplan nicht allein bestimmen, sondern hingen unter anderem vom amerikanischen Justizministerium ab."

Und mittlerweile sei der Umbau "in exemplarischer Form" durchgeführt worden. Der Verwaltungsrat und er seien mit Konzernchef Tidjane Thiam, der im Sommer 2015 von seinem langjährigen Vorgänger Brady Dougan übernommen hat, sehr zufrieden.

Thiam sei es gelungen, die Erträge in den Kerngeschäften zu steigern und die Kosten stark zu senken. Ferner habe er ein sehr gutes Managementteam zusammengestellt, das hervorragend kooperiere. Um das Ertragspotenzial auszuschöpfen, seien Banken darauf angewiesen, dass die Sparten zusammenarbeiteten.

Mit Blick auf mögliche Jobangebote für den amtierenden CEO, sagte Rohner, er wisse, dass Thiam die Arbeit bei der Credit Suisse sehr viel Freude bereite und dieser nicht beabsichtigte, die Bank zu verlassen. Vielmehr wolle Thiam die Früchte der Restrukturierungsphase ernten und die Bank in eine Wachstumsphase führen. Auch er selbst habe die Absicht, so Rohner, seine Arbeit bei der Grossbank fortzusetzen.

"Gute Gründe für Kurserholung"

Das bisher Erreichte scheint die Anleger allerdings nicht zu überzeugen. "Wir sind uns einig, dass die Entwicklung des Aktienkurses unerfreulich ist", so Rohner dazu. Man dürfe allerdings nicht vergessen, dass der Aktienkurs auch eine Folge des Marktumfelds ist. Alle Bankaktien, auch jene der amerikanischen Institute, hätten im laufenden Jahr viel an Terrain eingebüsst.

"Man kann nicht jahrelang von den Banken verlangen, dass sie kleiner werden und sich dann über rückläufige Gesamtumsätze wundern." Gleichzeitig gab er sich überzeugt, dass die Credit Suisse nach erfolgter Restrukturierung wieder wachsende Erträge und Gewinne haben wird, und sich dies auch auf den Aktienkurs auswirken werde. "Es gibt gute Gründe, die für eine Kurserholung sprechen."

Dass angesichts der niedrigen Marktkapitalisierung indes aktivistische Investoren die Bank angreifen könnten, wie etwa bei Nestlé oder ABB geschehen, davon geht Rohner nicht aus. "Unsere grossen Investoren stützen unseren Kurs."

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