Zürich (awp) - Der Energie- und Automationstechnikkonzern ABB veröffentlicht am Donnerstag, 28. Februar, die Zahlen zum Schlussquartal 2018. Zum AWP-Konsens haben insgesamt 12 Analysten beigetragen.

Q4 2018E
(in Mio USD)          AWP-Konsens     Q4 2017A*
 
Umsatz                   7'294         6'804     
Auftragseingang          6'931         6'328     
Operativer EBITA           564           664    
Reingewinn n. M.           316           393    

(in Fr.)
Dividende pro Aktie       0,81          0,78         

*bereinigt, ohne Power Grids

FOKUS: ABB hat für den Termin der Zahlenpublikation auch ein Strategieupdate für die Zeit nach dem Verkauf der Sparte Stromnetze angekündigt. Darauf liegt auch der Hauptfokus der Analysten. Unter anderem erhoffen sie sich Angaben zum Zeitrahmen bis zum Erreichen der im vergangenen Dezember neu formulierten Mittelfristziele oder zu den mit dem Verkauf der Division geplanten Einsparungen von rund 500 Millionen US-Dollar.

Das Ergebnis von ABB dürfte von verschiedensten Einmaleffekten verzerrt worden und damit schwierig zu beurteilen sein. Der operative Gewinn dürfte gemäss den Prognosen von hohen Kosten im Zusammenhang mit den nicht weitergeführten Aktivitäten (also der Stromnetzsparte), von Restrukturierungs- und Integrationskosten durch die Übernahme von General Electric Industrial Solutions (GEIS) sowie von weiteren Kosten wegen des Verkaufs der Stromnetz-Sparte belastet werden. Entsprechend der zahlreichen Unwägbarkeiten liegen auch die Gewinnschätzungen der Analysten relativ weit auseinander.

ZIELE: CEO Ulrich Spiesshofer gab sich im Dezember zurückhaltend, was die konjunkturellen Aussichten anbelangt. Die in den vergangenen Monaten von den Ökonomen stetig nach unten revidierten Aussichten für das globale Wachstum mahnten zur Vorsicht, meinte er dazu. Gleichwohl zeigte er sich zuversichtlich, dass ABB an Wachstum zulegen werde.

Seinen Optimismus stützte er einerseits auf das gute Momentum im Bestellungseingang und andererseits auf die durch den Verkauf der Stromnetzsparte abnehmende Volatilität.

Die Profitabilität wird allerdings wegen des Verkaufs der Sparte und der damit verbundenen Kosten vorerst etwas zurückgehen, liess ABB mit Blick auf 2019 verlauten. Nach Abschluss der Transaktion im ersten Semester 2020 werde die Marge aber wieder steigen und den neu angestrebten Zielbereich von 13 bis 16 Prozent erreichen, so zumindest die Prognose.

Dieser Wert wurde im Dezember in der Spanne etwas forscher fixiert, denn bisher galt für die operative Marge auf Stufe EBITA eine Bandbreite von 11 bis 16 Prozent. Das Mittelfristziel für das Umsatzwachstum wurde bei jener Gelegenheit ebenfalls leicht erhöht auf 3 bis 6 Prozent im Jahr, zuvor galt eine Spanne von 3 bis 5 Prozent.

PRO MEMORIA: ABB und Hitachi haben im Dezember den Spekulationen um einen Verkauf der Stromnetz-Sparte ein Ende gesetzt und Nägel mit Köpfen gemacht. Die Sparte wird an Hitachi verkauft. Gleichzeitig organisiert ABB die verbleibenden Sparten neu und richtet sich ausschliesslich auf die digitalen Industrien aus.

Demnach übernimmt Hitachi vorerst gut 80 Prozent der Stromnetzsparte, ABB behält knapp 20 Prozent. Die Transaktion bewertet die Sparte mit rund 11 Milliarden US-Dollar. Nach Abzug von einmaligen Transaktionskosten, dem Steueraufwand sowie weiterer Effekte erhält ABB für diese Tranche netto rund 7,6 bis 7,8 Milliarden.

Diese Mittel will ABB nach Abschluss der Transaktion im ersten Semester 2020 über Aktienrückkäufe oder auf ähnliche Weise zu 100 Prozent an die Aktionäre zurückführen, sollte sich nicht in der Zwischenzeit eine bessere Variante dafür finden.

Mit den im Dezember angekündigten Massnahmen, also dem Verkauf der Stromnetz-Sparte und einer Neuorganisation, will CEO Ulrich Spiesshofer eine neue ABB schaffen, einen "auf digitale Industrien fokussierten Technologieführer". Negative Folgen für den Industriestandort Schweiz bzw. einen grösseren Stellenabbau sieht Spiesshofer nicht. "Die Schweiz wird der Schlüssel-Hub für die Sparte bleiben", sagte er. Hitachi wolle den Hauptsitz der Sparte Hitachi-ABB Power Grids in der Schweiz behalten. Auch die Forschung und Entwicklung der Division sowie die Produktionsstandorte sollen erhalten bleiben. Spiesshofer bezifferte die Anzahl Mitarbeiter in der Stromnetz-Division in der Schweiz auf rund 2'800 von insgesamt 6'500 Mitarbeitern.

Zu Anpassungen wird es allenfalls am Konzernhauptsitz in Oerlikon kommen. Dieser soll laut Spiesshofer im Zuge der Neuausrichtung weiter optimiert werden. Inwieweit sich das auf die Arbeitsplätze hierzulande auswirken wird, wollte der CEO nicht genauer beziffern.

Der Neustart von ABB umfasst laut dem CEO drei fundamentale Schritte. Nebst dem Verkauf der Stromnetz-Sparte ist der zweite Schritt die Vereinfachung des Geschäftsmodels durch die Auflösung der bisherigen Matrixstruktur. Und als dritten Schritt bezeichnete der ABB-Chef die Organisation in vier Divisionen, von denen zwei neu sind, nämlich Robotik & Fertigungsautomation sowie Antriebstechnik. Die bisherigen sind Elektrifizierungsprodukte und Industrieautomation. Die Neuausrichtung führt zu Restrukturierungskosten von 500 Millionen US-Dollar.

AKTIENKURS: ABBs Aktienkurs kommt zuletzt kaum vom Fleck. Unmittelbar nach der Ankündigung des Verkaufs der Stromnetzsparte am 17. Dezember gab die Aktie gar noch einige Tage nach. Seit dem 2-Jahres-Tief am 27. Dezember bei 18,03 Franken hat der Titel zwar etwas an Boden gut gemacht, mit der bisherigen Performance seit Jahresbeginn von knapp 9 Prozent können ABB mit dem Gesamtmarkt (SMI +12%) nicht ganz mithalten. Und im Vorjahr resultierte ein massives Minus von beinahe 30 Prozent.

Homepage: www.abb.com

an/cf