- von Tom Käckenhoff

"Wir haben immer gesagt, dass Thyssenkrupp nicht nur eine Lösung für Stahl braucht, sondern eine Lösung für den gesamten Konzern", sagte der IG-Metall-Sekretär und geschäftsführende Aufsichtsratschef, Markus Grolms, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir diskutieren jetzt seit dem Sommer und das in zunehmend konstruktiver Atmosphäre, aber inzwischen fallen die Blätter von den Bäumen und die Verunsicherung der Beschäftigten nimmt spürbar zu." Es müssten jetzt möglichst schnell Ergebnisse gefunden werden.

Der Konzern mit knapp 160.000 Mitarbeitern steckt in einer der größten Krisen der Unternehmensgeschichte. Anfang Juli war zunächst Vorstandschef Heinrich Hiesinger und wenig später Aufsichtsratschef Ulrich Lehner zurückgetreten. Beide hatten auf eine mangelnde Unterstützung durch die großen Aktionäre und den Aufsichtsrat verwiesen. Die Nachfolgesuche verlief bislang ohne Erfolg, mehrere Kandidaten sagten bereits ab. Völlig offen ist auch die künftige Strategie des Konzerns, der unter Druck renditehungriger Investoren wie dem schwedischen Finanzinvestor Cevian und dem US-Hedgefonds Elliott steht.

IG METALL: LÖSUNGEN SIND GEFORDERT - SIND DAZU BEREIT

"Die Beschäftigten und die Geschäfte des Unternehmens brauchen klare Perspektiven für die Zukunft", sagte Grolms. Dabei dürfe es keine Denkverbote geben, aber auch keine Wagnisse auf Kosten der Beschäftigten. "Die Zeit ist reif für Lösungen. Wir sind bereit dazu." Der Gewerkschafter hat als stellvertretender Aufsichtsratschef nach dem Rücktritt von Ulrich Lehner geschäftsführend die Leitung des Kontrollgremiums übernommen. Den Posten des Vorstandschefs übernahm Finanzchef Guido Kerkhoff, wobei bis heute unklar ist, ob dies auch auf Dauer der Fall sein soll.

Thyssenkrupp wollte sich zu den Äußerungen Grolms' ebenso wenig äußern wie der Großaktionär Krupp-Stiftung, dessen Chefin Ursula Gather bei der Führungsfrage eine wichtige Rolle spielt. Auch von Cevian und Elliott war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Sie hatten die alte Führung unter Hiesinger und mit Kerkhoff als Finanzchef scharf kritisiert. Die Investoren fordern mehr Rendite. Alle Bereiche des Konzerns, der neben Stahl auch Aufzüge, Anlagen, Autoteile oder U-Boote produziert, müssten auf den Prüfstand gestellt werden. Kerkhoff stellt einen schärferen Kurs und mehr Profite in Aussicht, für eine völlig neue Strategie hat er aber bislang kein Mandat. Grolms hatte Gespräche mit Cevian und der Stiftung angekündigt. Die Arbeitnehmervertreter haben ein großes Gewicht in dem Traditionskonzern. Sie stellen allein zehn der 20 Sitze im Aufsichtsrat.