Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

CREDIT SUISSE I: Ein Konkurs der CS statt der Notübernahme durch die UBS hätte die Einlagensicherung mit grosser Wahrscheinlichkeit überfordert. Davon geht Bankenexperte Reto Schiltknechtt aus. Damit widerspricht er der Aussage der Betreiberin der Einlagensicherung Esisuisse, die erklärt hatte, dass der Schutz der Einlagen der Sparerinnen und Sparer in der Schweiz gewährleistet sei. "Die Beitragspflicht der Banken beträgt heute gerade einmal 1,8 Prozent aller gesicherten Einlagen von rund 500 Milliarden Franken", sagte der frühere Finma-Kadermann Schiltknecht der "NZZ am Sonntag". "In einer ernsthaften Krise hätten wir das Geld nicht, um die Versprechen zu erfüllen." Schiltknecht fordert nun eine Reform, die eine Garantie des Bundes umfasst. (NZZaS, S. 27)

CREDIT SUISSE II: Über 62 Millionen Franken hat der ehemalige CS-Konzernchef Tidjane Thiam bei der Bank kassiert. Dabei war er einer der Architekten des Untergangs. Doch nun könnte der Bund ein Teil seines Bonus zurückfordern. Finanzministerin Karin Keller-Sutter hat die Credit Suisse angewiesen, zu prüfen, ob die Millionen, die den Konzernleitungsmitgliedern seit 2019 ausbezahlt wurden, zurückgefordert werden können. Am meisten zu holen wäre beim langjährigen Finanzchef David Mathers und bei Tidjane Thiam. Thiam hat sich bereits im November in der "Financial Times" selber die Absolution erteilt. Dabei war er es, der mit "Spygate" den Ruf der CS ruinierte und mit einer misslungenen Restrukturierung die Saat für den Untergang streute. (SoZ, S. 45)

UBS I: Nachdem bereits viele der Obligationäre, welche bei der Notübernahme der CS durch die UBS ihr Geld verloren haben, bereits zumeist gegen die Finanzmarktaufsicht Finma und die CS geklagt haben, klagen nun erste Aktionäre gegen die UBS. Das bestätigte Dimitri Santoro von der Zürcher Anwaltskanzlei Rüd Winkler Partner gegenüber der "Sonntagszeitung". Die Logik dahinter sei von einem Bundesgerichtsentscheid von 2011 abgeleitet. Darin steht: "Bei der Bestimmung des Umtauschverhältnisses sind alle relevanten Umstände zu berücksichtigen, insbesondere das Vermögen der beteiligten Gesellschaften. (...) Massgebend für die Bestimmung des Vermögens ist der Unternehmenswert zu Fortführungswerten." Weiter sei im Urteil von der Bewertung der Umstände und von einem Ermessensspielraum die Rede. Laut den Anwälten hätte man bei der Berechnung des Umtauschverhältnisses mindestens vom letzten Börsenwert der Aktien vor Bekanntgabe der Fusion auszugehen. Der lag am Freitag, 17. März, bei 1,86 Franken oder fast zweieinhalb Mal höher als im Fusionsangebot. Unter dieser Voraussetzung hätte der Kaufpreis viel höher liegen müssen. (SoZ, S. 45)

UBS II: Laut Volkswirtschaftsprofessor Aymo Brunetti ist die neue Megabank UBS nach der Übernahme der Credit Suisse viel zu gross für die Schweiz. Auch eine Abspaltung des Schweizer Geschäfts der Credit Suisse durch die UBS löse das fundamentale Problem nicht. Die UBS müsse verkleinert werden, forderte Brunetti. Falls sich die Bank nicht darauf einlasse, müsse die Schweiz in Kauf nehmen, dass die UBS ihren Hauptsitz ins Ausland verlagert. (SoZ S. 40/41; sh. separate Meldung)

UBS III: Bei vielen CS-Bankern macht sich nach der Notübernahme Ernüchterung breit. Offenbar werden viele der neu zu besetzenden Positionen an UBS-Banker vergeben, wie die "NZZ am Sonntag" schreibt. Keine der beiden Banken wollte das auf Anfrage der Zeitung bestätigen. Doch bereits bei der Besetzung der Konzernleitung habe sich abgezeichnet, dass es zu einer Einsitz. (NZZaS S. 25)

MIGROS: Die Migros erhöht den Bio-Anteil in seinem Sortiment und deshalb verschwinden günstigere konventionell hergestellte Produkte aus dem Regal, schreibt die "SonntagsZeitung". Das Vorgehen hat offenbar System: "Es ist uns wichtig, dass wir in jedem Sortimentsbereich auch Bio-Artikel zum Verkauf anbieten", schreibt eine Migros-Verantwortliche auf Migipedia, dem sozialen Netzwerk der Migros. Der Konsumentenschutz fordert derweil eine Wahlmöglichkeit für die Kundschaft. "Wenn die Detailhändler herkömmliche Produkte durch Bio ersetzen, wird der Einkauf für einen Teil der Kundschaft zu teuer", sagte Sara Stalder vom Konsumentenschutz. (SoZ S. 47)

START-UPS: Fast vier Milliarden Franken wurden 2022 in Schweizer Jungunternehmen investiert, 383 Finanzierungsrunden wurden geschlossen, so heisst es im "Swiss Venture Capital Report". Doch diese Superlative täuschen über die Stimmung in der Branche hinweg, schreibt die "NZZ am Sonntag". Lange Jahre seien die Nachwuchsunternehmen grosszügig mit Geld versorgt worden. Doch die Investoren sind nicht mehr bereit, in Wachstumsversprechen zu investieren. Heute wollen sie Resultate sehen. Umsatz ist zwingend, baldige Gewinnaussichten ebenfalls. (NZZaS S. 29)

EU-POLITIK: Die Gewerkschaften verschärfen den Widerstand gegen ein Abkommen mit der EU aus Angst um die SBB. Die französische Regierung will die staatliche Güterbahn zerschlagen und privatisieren, weil die EU mit Milliarden-Bussen wegen wettbewerbsvezerrender Subventionen droht. Jetzt fürchten die Gewerkschaften, dem ebenfalls öffentlich finanzierten Schweizer Schienenverkehr drohe Ähnliches, wenn die Schweiz ein neues EU-Abkommen unterschreibe. Deshalb verschärfen sie den Widerstand gegen neue Verhandlungen. (SoZ S. 4)

TOURISMUS: In den Sommerferien wird es voll und teuer - besonders in Europa und in den USA, dazu berichtet die "SonntagsZeitung". Grosse Reiseanbieter wie Hotelplan, Kuoni und Tui verzeichnen eine hohe Nachfrage für Ferienorte am Mittelmeer. Besonders angesagt sind Mallorca, Ibiza, Griechenland und Zypern, aber auch Reisen nach Übersee - etwa in die USA, nach Bangkok oder Singapur. Gleichzeitig kosten die Sommerferien mehr als im letzten Jahr und auch mehr als vor der Pandemie. Je nach Ferienziel sind die Aufschläge drastisch. In Tunesien und der türkischen Ägäis etwa liege der Preisanstieg bei 40 Prozent und darüber. An der Costa del Sol, auf Lanzarote, Korfu, Mallorca und in Gran Canaria bezahle man 30 Prozent mehr. Der grösste Kostentreiber sind die gestiegenen Preise fürs Fliegen. Im Fall der Fluggesellschaft Swiss sind die durchschnittlichen Flugpreise im Vergleich zu vor der Pandemie 15 bis 20 Prozent höher. (SoZ S. 39/40) 

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