Zürich (awp/sda) - Auch wenn die Aktienkurse fallen, ist Thomas Schmidheiny nach wie vor überzeugt davon, dass die Fusion von Holcim mit Lafarge richtig gewesen ist. Holcim habe gar keine andere Wahl als einen Zusammenschluss gehabt, sonst wäre der Schweizer Zementkonzern wohl selbst zu einem Übernahmeziel geworden, sagt der Grossaktionär.

In China gebe es zwei Zementkonzerne, die jeder für sich allein so gross seien, wie LafargeHolcim heute", sagte Schmidheiny in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag". Es sei damals absehbar gewesen, dass es zu einer Konzentration in der Zementindustrie kommen werde.

Man könne zwei Dinge tun. "Entweder ist man ein first mover, oder man wartet, bis andere Akteure das Heft in die Hand nehmen", sagte Schmidheiny, der mit 11,4 Prozent grösster Einzelaktionär von LafargeHolcim ist. Auf lange Sicht sei die Fusion kein Fehler.

Den Abwärtstrend an der Börse erklärt Schmidheiny insbesondere mit der Wachstumsschwäche in den Schwellenländern. "Wir haben nun mal ein starkes Gewicht in schnell wachsenden Ländern und genau Unternehmen, die wie wir in diesen Märkten stark engagiert sind, wurden an der Börse besonders heftig abgestraft."

Verständnis für "frustrierte Anleger"

Die Wechselkurssituation sei verheerend. "Wir müssten 30 Prozent mehr Gewinn und Cash-Flow in Lokalwährungen haben, um in Franken das gleiche Resultat zu erzielen", erklärt Schmidheiny. "Aber an der Börse sieht das schlecht aus. Ich verstehe jeden frustrierten Anleger."

Der Aktienkurs reflektiere auch, dass der Konzern bis Mitte 2017 grosse Baustellen haben werde. Das sei von Anfang an so vorgesehen gewesen. Doch das Management müsse sich nun beweisen und die Bewährungsprobe bestehen. Er habe aber grosses Vertrauen in Konzernchef Eric Olsen und dessen Team, sagte Scmidheiny, der auch Verwaltungsrat des Zementkonzern ist.

Olsen, der von der französischen Lafarge kam und seit der Fusion vergangenen Sommer im Amt ist, stellte bis 2018 einen Betriebsgewinn (EBITDA) von 8 Milliarden Franken in Aussicht. Davon ist der fusionierte Konzern noch weit entfernt: Im Geschäftsjahr 2015 sank der EBITDA um 10,7 Prozent auf 5,75 Milliarden Franken.

Für die Zukunft sieht Schmidheiny den Konzern mit 115'000 Mitarbeitenden in 90 Ländern gut gerüstet. LafargeHolcim sei global positioniert und müsse keine Werke mehr bauen oder Übernahmen tätigen.

Fast alle Zementunternehmen auf der Welt hätten zu lange Bilanzen, die mit Goodwill aus vergangenen, aus heutiger Sicht zu teuren Akquisitionen gefüllt seien. "Jetzt können wir Kapital freisetzen, weil wir eben weniger investieren müssen."