Zürich (awp) - Die Credit Suisse kommt nicht aus den roten Zahlen heraus und muss den dritten Quartalsverlust in Folge ankündigen. Der pannengeplagten Grossbank macht besonders die schwierige Marktlage zu schaffen. Der Aktienkurs vollführte am Mittwoch allerdings eine wahre Achterbahnfahrt, nachdem am Nachmittag Übernahmegerüchte um die zweitgrösste Schweizer Bank aufkamen.

Die Marktbedingungen seien im zweiten Quartal 2022 weiterhin schwierig, teilte die mitten in einem Umbau steckende Grossbank am Mittwochmorgen mit. Besonders harzig läuft es offenbar im Investment Banking und - mit Blick auf die Regionen - besonders in Asien. Zusätzlich werde das Ergebnis vom anhaltend volatilen Marktwert der Beteiligung an der Allfunds Group beeinflusst. Für die Gruppe werde wahrscheinlich ein Verlust im zweiten Quartal 2022 resultieren.

Die Grossbank hatte nach einem tiefroten vierten Quartal das Jahr 2021 mit einem Verlust von 1,6 Milliarden Franken abgeschlossen und war auch im ersten Quartal 2022 mit einem Verlust von 273 Millionen in den roten Zahlen geblieben.

Beschleunigte Kosteneinsparungen

Derweil sieht die CS 2022 weiterhin als ein "Übergangsjahr". Trotz des miserablen Starts ins Jahr war die Bank nach dem ersten Quartal noch von einem Gewinn im Gesamtjahr ausgegangen.

Jetzt sollen die Kosteninitiativen in der gesamten Gruppe beschleunigt werden - mit dem Ziel, ab 2023 eine Maximierung der Einsparungen zu erzielen. Über Details dazu will die Bank an einem für den 28. Juni geplanten Investorenanlass informieren. An diesem Tag wollte die Grossbank den Fokus auch auf die Themen Risiko und Compliance, Technologie sowie Vermögensverwaltung legen. Dies hatte sich die Grossbank nach den milliardenteuren Debakeln um den Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und die Greensill-Fonds auf die Fahnen geschrieben.

State Street im Spiel

Zur Gewinnwarnung veranlasst sah sich die Bank, da CS-Chef Thomas Gottstein am (morgigen) Donnerstag an einer Branchenkonferenz der US-Investmentbank Goldman Sachs sprechen wird.

Nachdem der Aktienkurs bis am Nachmittag noch tief im Minus verharrt hatte, sprang er allerdings nach einem Medienbericht über einen möglichen Käufer für das angeschlagene Schweizer Institut in die Höhe und kletterte nach dem vorhergehenden Tagestief von 6,20 Franken bis auf 7 Franken.

Die Volumen waren gewaltig: Bis Börsenschluss wechselten 47,8 Millionen CS-Aktien den Besitzer. Das liegt weit über dem Durchschnitt der vergangenen zwei Monate von 9,9 Millionen Aktien.

Ein Bericht des Finanzportals "Inside Paradeplatz" brachte den US-Vermögensverwalter State Street mit Hauptsitz in Boston als möglichen Käufer der Credit Suisse ins Spiel. Dieser wolle in einem Übernahmeangebot 9 Franken pro CS-Aktie bieten, hiess es in dem Bericht. Das würde die angeschlagene Bank mit 23 Milliarden bewerten. Laut dem Bericht weist die State Street eine nur wenig grössere Börsenkapitalisierung von rund 27 Milliarden Dollar auf.

Anhaltende Spekulationen

Träfe der Bericht zu, so wäre CS-Präsident Axel Lehmann wohl bereits seit Wochen mit der State Street in Verhandlungen. Die CS würde damit wohl zu einer Tochter der State Street mit Fokus aufs Schweizer Universal-Bankengeschäft und das weltweite Private Banking, hiess es in dem Bericht.

Eine Credit Suisse-Sprecherin wollte den Bericht von "Inside Paradeplatz" nicht kommentieren. CS-Chef Thomas Gottstein hatte sich zuletzt am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos gegenüber Bloomberg zu Spekulationen um eine mögliche Übernahme der angeschlagenen Grossbank geäussert. Die CS habe eine Bewertung, die viel Luft nach oben lasse, räumte er ein. "Wenn wir unsere Strategie umsetzen, dann wird auch der Aktienkurs folgen und darauf sind wir fokussiert", sagte er damals.

Auch State Street hat einen Kommentar abgelehnt, wie die Nachrichtenagentur Reuters schrieb: "Wir fokussieren uns auf die laufende Übernahme des Geschäfts von Brown Brothers Harriman's Investor Services."

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