Zürich (Reuters) - UBS-Chef Sergio Ermotti stellt die Konzernleitung der Schweizer Großbank nach der im Übernahme des angeschlagenen Rivalen Credit Suisse neu auf.

Das UBS-Führungsgremium wächst um vier auf 16 Personen, darunter ist mit Ulrich Körner auch der bisherige Credit-Suisse-Chef, der schon früher in der Konzernleitung der UBS saß. Insgesamt setzt Ermotti vor allem auf alte Bekannte, dazu gehört auch der neue Finanzchef Todd Tuckner. Mit Ausnahme von Körner schafft es entgegen der in Medien geschürten Erwartungen kein Credit-Suisse-Manager in die Konzernleitung des weltweit zweitgrößten Vermögensverwalters für Millionäre und Milliardäre.

"Dies ist ein entscheidender Moment für UBS, Credit Suisse und die gesamte Bankenbranche", erklärte Ermotti. "Mit der neuen Unternehmensstruktur und dem Führungsteam ist UBS bestens gerüstet, auf ihren bestehenden Stärken und den Erfolgen der vergangenen zehn Jahre aufzubauen." Die UBS gehe davon aus, dass der rechtliche Abschluss der Transaktion in den nächsten Wochen erfolge. Dann werde die Credit Suisse Group AG (CS) an die UBS Group AG (UBS) übergehen. Das kombinierte Unternehmen werde fünf Unternehmensbereiche, sieben Konzernfunktionen und vier Regionen sowie zusätzlich die Credit Suisse AG umfassen. Jede dieser Einheiten werde von einem Konzernleitungsmitglied vertreten, die alle an Ermotti berichten.

"KEINEN BESSEREN FÜR DIESE AUFGABE"

Körner kenne beide Unternehmen und werde dafür zuständig sein, während der Integration für Kontinuität und den Kundenfokus zu sorgen, erklärte die Bank. "Es gibt keinen besseren für diese Aufgabe", sagte ein Insider. Hier könne er seine Stärken einbringen, während er etwa die Kommunikation nach innen und außen Ermotti überlassen könne.

Michelle Bereaux werde Group Integration Officer der UBS, Beatriz Martin Jimenez übernehme die Verantwortung für die Abwicklung von Nicht-Kerngeschäften. Auch Personalchef Stefan Seiler ziehe in die Konzernleitung ein. Der Amerikaner Todd Tuckner, seit 2004 bei der UBS und gegenwärtig Finanzchef des Kerngeschäfts Vermögensverwaltung, werde mit sofortiger Wirkung neuer Konzern-Finanzchef und trete damit die Nachfolge von Sarah Youngwood an, die die Bank nach Abschluss der Transaktion verlasse.

Außer für Körner sieht Ermotti im obersten Führungsgremium keinen Platz für Credit-Suisse-Vertreter. Im Vorfeld war in den Medien spekuliert worden, dass etwa Finanzchef Dixit Joshi oder Chief Operating Officer Francesca McDonagh wichtige Schlüsseljobs übernehmen könnten. "Das neue Führungsteam unter CEO Sergio Ermotti spiegelt deutlich die Tatsache, dass UBS die CS übernimmt", erklärte Vontobel-Analyst Andreas Venditti. "Es gibt weniger Veränderungen als erwartet." Die UBS-Aktie notierte praktisch unverändert.

Der gelernte Investmentbanker Ermotti war Anfang April zur UBS zurückgekehrt, weil ihm Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher die Herkulesaufgabe der Credit-Suisse-Übernahme eher zutraute als dem damaligen Firmenchef Ralph Hamers. Im Zuge der größten Transaktion in der Bankbranche seit der Finanzkrise hat Ermotti den Auftrag, zwei Organisationen mit insgesamt über 120.000 Mitarbeitern zu verschmelzen. Er muss das riskante Investmentbanking der Credit Suisse eindampfen, Tausende Stellen abbauen und hochkomplexe Informatiksysteme zusammenführen. Die UBS rechnet damit, dass die Integration drei bis vier Jahre dauern dürfte.

Die UBS Group AG werde zunächst zwei separate Muttergesellschaften betreiben, die UBS AG und die Credit Suisse AG. Beide Gesellschaften betrieben weiterhin ihre Tochtergesellschaften und Geschäftsstellen, betreuten ihre Kunden und machten mit Gegenparteien Geschäfte. Dem Experten zufolge zeigt die parallele Führung der beiden Einheiten, wie kompliziert und langwierig der Zusammenschluss ist. Über die Zeit würden die jeweiligen Geschäfte dann schrittweise in die UBS integriert, so das Geldhaus.

Die Schweizer Nummer eins bekräftigte, dass für das Schweizer Geschäft der Credit Suisse alle Optionen geprüft würden und in den kommenden Monaten weiter darüber informiert werde. Vergangene Woche hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass die UBS einen Börsengang dieses Bereichs prüfe. Eine mit der Sache vertraute Person erklärte nun, eine Entscheidung dürfte bis Ende Sommer fallen. Angesichts der Tatsache, dass die Kosten der Credit Suisse deutlich höher seien als die Erträge, sei es wichtig, dass das Sparprogramm rasch starte.

Mangelnde Kontrollen hatte bei der Credit Suisse für eine lange Reihe von Fehlschlägen und Skandalen gesorgt. 2022 fuhr das Institut einen Verlust von über sieben Milliarden Franken ein, das Vertrauen der Kunden schwand und sorgte für massive Geldabflüsse. Mitte März schritt die Schweizer Regierung ein und drängte die UBS, die mit einem Bankensturm konfrontierte Credit Suisse praktisch über Nacht zu schlucken. Für die Übernahme griff die Regierung auf Notrecht zurück. Während die Finanzwelt applaudierte, muss UBS in der Schweizer Öffentlichkeit noch viel Überzeugungsarbeit leisten.

Politiker und weite Teile der Bevölkerung befürchten, dass der Wettbewerb mit nur noch einer Großbank leiden wird und dass die Schweiz den neuen Giganten UBS im Notfall kaum mehr retten könnte. Zusammen mit der Credit Suisse kommt die UBS auf eine Bilanzsumme, die doppelt so groß ist wie die jährliche Schweizer Wirtschaftsleistung. Die UBS selbst musste in der Finanzkrise vor 15 Jahren vom Schweizer Staat gerettet werden.

(Bericht von Oliver Hirt. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)