Zürich (awp) - Der in einer Woche abtretende UBS-Chef Sergio Ermotti sieht die Bank trotz der relativ tiefen Börsenkapitalisierung nicht als Übernahmeziel für eine andere Bank. Ausschliessen könne man eine Übernahme aber nicht.

Eine Übernahme sei "nicht unmöglich, aber auch nicht so einfach", sagte Ermotti in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ, Ausgabe 23.10.). Da gebe es zum einen die Regulierungen und Vorgaben in den verschiedenen Ländern. Zweitens sei die Swissness doch ein Wettbewerbsvorteil, das wüssten auch die ausländischen Konkurrenten.

"Aber klar, ausschliessen kann man es nicht", sagte er weiter. Letztlich gebe es aber nicht viele Banken, die finanziell in der Lage wären, eine UBS zu übernehmen. "Wir sind im Vergleich mit anderen Banken hoch bewertet."

Für "viel gefährlicher" als eine Übernahme wäre laut Ermotti zudem der Versuch, eine der Grossbanken aufzuspalten und Teile davon zu übernehmen. Das wäre viel schlimmer für den Finanzplatz, wenn nur das Schweizer Geschäft bliebe und der Rest verloren ginge.

Die vor ein paar Wochen aufgekommenen Gerüchten über eine Fusion mit der Konkurrentin CS oder mit der Deutschen Bank wollte Ermotti nicht kommentieren. "Tatsache ist, die UBS kann aus eigener Kraft bestehen".

Aber Verwaltungsrat und Geschäftsleitung müssten sich natürlich ständig Szenarien überlegen, wie ihr Unternehmen wachsen könne und wie sich die eigene Position verändern würde, wenn sich Wettbewerber zusammentun würden. "Das tut jeder, auch wir." Zu Übernahmen und Fusionen komme es aber in allen Wirtschaftsbereichen, wieso sollte das im Banking anders sein, fragte Ermotti.

Nicht nur "too big to fail"

Grundsätzlich sei es offensichtlich, dass das europäische Bankensystem unter grossen Überkapazitäten leide und viel zu fragmentiert sei. "Es gibt eben nicht nur 'too big to fail', sondern auch 'too small to compete' oder 'too small to survive'", so der UBS-Chef. Das dürften inzwischen auch die Aufsichtsbehörden realisiert haben. "Da wird etwas geschehen."

Auf die Frage, ob die Schweiz in zehn Jahren noch zwei Grossbanken habe, erwiderte er: "Die Chancen dafür halte ich für gut. Aber dazu müssen wir die Konkurrenzfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes pflegen."

Er sei nicht gegen Regulierung, so Ermotti, auch nicht gegen eine strenge und glaubwürdige Regulierung, aber er sei "klar gegen noch mehr Regulierung, die de facto kontraproduktiv und insbesondere nur Schweiz-spezifisch ist und somit unsere Wettbewerbsfähigkeit international stark einschränkt".

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