Zürich (awp) - Die UBS veröffentlicht am Freitag 28. Oktober, das Geschäftsergebnis zum dritten Quartal 2016. Insgesamt sechs Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

Q3 16E
(in Mio CHF)          AWP-Konsens     Q2 16     Q3 15   

Geschäftsertrag         6'875         7'404     7'170       
Gewinn vor Steuern        666         1'489       788       
Konzernergebnis           835         1'034     2'068       

CET1-Ratio* (%)          14,0          14,2      14,3         

*(Basel III vollst. umgesetzt)

FOKUS: Das dritte Quartal 2016 dürfte erneut ein eher schwieriges Jahresviertel gewesen sein für die UBS. Die grossen Banken leiden weiterhin massiv unter der Zurückhaltung ihrer Kunden und entsprechend geringen Transaktionsvolumen. Dazu kommen weiterhin hohe Kosten und immense Ausgaben zur Bewältigung von Altlasten, die das Ergebnis schmälern. Die Ergebnisse der US-Banken, die ihre Zahlen bereits vorgelegt haben, waren zwar zumeist überraschend gut. Allerdings fiel dort bei einigen Instituten vor allem das Ergebnis im Anleihenhandel überraschend gut aus - in einem Bereich also, den die UBS in den letzten Jahren zurückgefahren hat.

Das UBS-Management warnte bereits Ende September vor dem schwierigen Umfeld. Die normale Saisonalität, die unsichere Konjunktur und die erhöhten geopolitischen Spannungen hätten zu einer Risikoscheu der Kunden und niedrigen Transaktionsvolumen geführt, sagte Konzernchef Sergio Ermotti an einer Konferenz in London. "In gewissen Bereichen und Regionen, in denen unser Investmentbanking arbeitet, bleiben die Bedingungen im Verlauf des Quartals herausfordernd", so der UBS-Chef wörtlich. Dem weltweit grössten Vermögensverwalter machen auch die Negativzinsen der Notenbanken zu schaffen. "Wir müssen möglicherweise darüber nachdenken, wie wir mehr Negativzinsen an eine breitere Kundenbasis weiterreichen", erklärte Ermotti damals.

Entsprechend äussern sich auch Analysten in ihren Vorschauen. Die zuvor eingeleiteten Kostensenkungsmassnahmen könnten einen Ertragsrückgang nur teilweise kompensieren, meint etwa die ZKB. Spannend werde ausserdem sein, ob der Fokus auf Preisdisziplin die Neugeldrate beeinträchtige. Und Vontobel schreibt, das Investmentbanking der UBS dürfte im dritten Quartal aufgrund seiner regionalen Ausrichtung (mehr Erträge in Europa/APAC als in USA) und seines Produkt-Mixes (mehr Erträge bei Aktien, weniger im Bereich im Fixed Income) schwächer abschneiden als die US-Konkurrenten.

Besonders im Fokus wird angesichts der Flaute bei den Transaktionsvolumen die Kostenentwicklung stehen (Details dazu siehe Rubrik Pro Memoria). Für viele Investoren ist die UBS(-Aktie) weiterhin vor allem auch eine "Dividendenstory", auch wenn sie diesbezüglich in den letzten Monaten enttäuscht wurden und der Aktienkurs entsprechend stark darunter gelitten hat (Details siehe Pro Memoria).

ZIELE: Die UBS hat sich zusammen mit der Ankündigung des grossen Umbaus im November 2012 neue Ziele gesetzt. Diese wurden schon ein paar Mal - zuletzt im vergangenen November - angepasst und lauten aktuell für den Konzern:

. Bereinigtes Aufwand-Ertrags-Verhältnis: 60%-70% (kurz- bis mittelfr. 65-75%)
. Bereinigte Rendite auf Eigenkapital abzüglich Goodwill und anderer 
   immaterieller Vermögenswerte (RoTE): Ziel >15%, 
    (Erwartung: 2016 etwa gleich wie 2015; 2017 rund 15%, ab 2018 >15%)
. CET1-Quote (Basel III vollständige Umsetzung): 13% (und 10% post-stress)
. RWA gemäss Basel III: kurz bis mittelfristig rund 250 Mrd CHF
. BIZ Leverage Ratio Denominator (Basel III vollst.): kurz/mfr. 950 Mrd CHF erw.

PRO MEMORIA:

KAPITAL: Die Bankführung unter CEO Ermotti kündigte vor ein paar Jahren an, dass die Gewinnausschüttungsquote bei 50% oder darüber zu liegen komme, sobald die Kapitalziele (CET-1 vollst. Umsetzung: 13% bzw. 10% post-stress) erreicht seien. Aus diesem Grund wird die Entwicklung der Kapitalquote seither intensiv verfolgt. Per Mitte 2016 lag der Wert bei 14,2%, dies nach 14,0% per Ende März 2016 bzw. 14,5% Ende 2015. Klar in den Fokus gerückt ist in den letzten Quartalen allerdings die sogenannte Leverage Ratio (LR), also die ungewichtete Eigenkapitalquote. Der Bundesrat hat im vergangenen Herbst die Eigenmittelanforderungen für systemrelevante Banken im Zusammenhang mit neuen "Too-big-to-fail"-Bestimmungen bezüglich LR deutlich verschärft. Die zuletzt von der UBS ausgewiesene Leverage Ratio (fully applied) lag Ende Juni bei 5,5%.

DIVIDENDE: Die Dividendenausschüttungen der UBS werden von Investoren stark beachtet. Dazu hatte Konzernchef Sergio Ermotti Ende Juli gesagt, dass man für das laufende Jahr mindestens eine ordentliche Dividende wie im letzten Jahr (60 Rappen) ausschütten wolle. Für 2015 hatte die grösste Schweizer Bank insgesamt 85 Rappen pro Aktie ausbezahlt, wobei 60 Rappen als ordentliche und 25 Rappen als ausserordentliche Dividende - letztere für hohe Steuergutschriften - ausgeschüttet wurden.

EINSPARUNGEN: Im aktuell für Banken schwierigen Umfeld sind Kosteneinsparungen auch für die UBS eine Notwendigkeit. Ein weiteres Sparprogramm war Ende Juli bei der Bekanntgabe der Q2-Zahlen - obwohl von Marktkreisen zum Teil gefordert - nicht angekündigt worden. Per Mitte 2016 habe man das angekündigte Kostensparziel von netto 1,4 Mrd erreicht, was einer Verbesserung um 200 Mio CHF im Berichtsquartal entspreche, hiess es damals. UBS mache damit Fortschritte im Hinblick auf die angestrebten Nettoeinsparungen von 2,1 Mrd CHF (im Vgl. zu Kostenbasis 2013) bis Ende 2017, obwohl die Bank weiterhin substanziell höhere Regulierungskosten absorbiere. Sie betonte dabei allerdings, dass sie "im derzeit anspruchsvollen Umfeld umsichtige Massnahmen" treffe, um unternehmensweit Kosten zu senken.

JURISTISCHES: Die Grossbank kämpft weiterhin mit diversen Altlasten und hat dafür per Mitte 2016 total 2,68 Mrd CHF an Rückstellungen für Rechtsfälle sowie regulatorische und ähnliche Angelegenheiten ausgewiesen. Ein bedeutender, noch offener Fall ist etwa Frankreich: Ende März 2015 war dort gegen die französische UBS-Tochter offiziell ein Ermittlungsverfahren eröffnet worden. Hintergrund sind bereits seit Jahren laufende Untersuchungen, ob UBS Frankreich Kunden beim Steuerbetrug geholfen hat. Ein allfälliger Prozess soll laut früheren Informationen aus Frankreich "wahrscheinlich" im ersten Quartal 2017 starten, wobei der Bank im Fall einer Verurteilung eine Busse von bis zu 5 Mrd EUR drohen soll. Die UBS wehrt sich vehement gegen die Anschuldigungen und spricht von einem politischen Prozess. Ein ähnlich grosser Fall sind der Hypothekenstreit in den USA, wo es um die Beilegung eines Streits über den Verkauf von hypothekenbasierten Wertpapieren (RMBS) geht. Die Analysten der CS haben hier eine Busse von bis zu 2 Mrd USD in ihr Modell eingearbeitet.

Grosse Zahlungen (Bussen) musste die UBS im vergangenen Quartal nicht leisten. Ende September zahlte sie 15 Mio USD und schloss damit eine Auseinandersetzung mit der US-Börsenaufsicht SEC ab. Die Behörde warf der Schweizer Bank Versäumnisse beim Verkauf von komplexen Finanzprodukten an Privatkunden vor. Einen nur kleinen Betrag zahlte die Bank ausserdem an die Behörden in Singapur, weil die Bank auch in den Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB verwickelt war. Die Behörde hatte diverse Rechtsbrüche festgestellt. Die Verfehlungen seien allerdings einzelnen Bankangestellten zuzuschreiben und nicht grundsätzlicher Natur, hiess es von Seiten der Behörde.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie liegt beim gegenwärtigen Kurs von 13,63 CHF (Stand Mittwochmittag) gut 30% tiefer als zum Jahresende 2015 (vs. CS -34%, SMI -10%). Das aktuelle Jahrestief von 11,58 CHF stammt vom 6. Juli, das bisherige Höchst bei 19,32 CHF war bereits am 5. Januar erzielt worden. 2015 hatte die UBS-Aktie mit einem Plus von 14,4% (CS -8,4%, SMI -1,8%) zu den besseren Werten gehört.

Homepage: www.ubs.com

an/uh