Zürich (awp) - Die UBS veröffentlicht am Dienstag, 3. Mai, das Geschäftsergebnis zum ersten Quartal 2016. Zum AWP-Konsens haben insgesamt sechs Analysten beigetragen.

Q1 16E
In Mio CHF           AWP-Konsens    Q4 15A   Q1 15A

Geschäftsertrag        7'096         6'775    8'841 
Konzernergebnis          815           949    1'977  

Gewinn vor Steuern:
- Konzern              1'130            234   2'708
- Investment Bank        380             80     766
- Wealth Management (WM) 654            344     951
- WM Americas            246             13     268

FOKUS: Das erste Quartal 2016 dürfte laut Marktbeobachtern als eines der härtesten der letzten Jahre in die Geschichte der Grossbanken eingehen. Vor allem in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres war das Marktumfeld extrem schwierg und hat signifikante Auswirkungen auf die Ergebnisse der Institute gehabt. Der Broker Kepler etwa geht davon aus, dass bei der UBS u.a. die verwalteten Vermögen (AuM) um 2-4% gesunken sind, die Kundenaktivität über die ganze Breite der Aktivitäten deutlich rückläufig war und beispielsweise die Erträge im Investment Banking zweistellig gesunken sind. Dies sei besonders unwillkommen für die Banken, da das erste Quartal gewöhnlich ihre bestes sei.

Interessant wird sein, ob sich das im Vergleich zu anderen Grossbanken weniger riskante Geschäftsmodell der UBS in diesen schwierigen Monaten als Vorteil erwiesen hat. Da sind sich die Beobachter uneinig, zumal im ersten Quartal nicht nur das Investment Banking, sondern auch die Vermögensverwaltung sehr schwach abgeschlosse haben dürfte. Die Analysten der CS meinen aber, eine besser Performance als die Konkurrenz im Investment Banking wäre für die UBS essentiell, wenn sie den hohen Erwartungen der Aktionäre in Bezug auf die Kapitalausschüttung gerecht werden möchte.

CEO Sergio Ermotti hatte die Aktionäre bereits Mitte März an einer Konferenz in London auf ein durchwachsenes erstes Quartal - auch im Wealth Management - eingestimmt. "Während die Aktivität der Kunden nach den Tiefstständen im vierten Quartal wieder zugenommen hat, haben die Umsätze aus Transaktionen noch nicht wieder jenes Niveau erreicht, das wir typischerweise in den vergangenen ersten Quartalen gesehen haben", sagte er etwa.

Aufgrund der schwachen Kundenaktivität rückt auch die Kostenfrage wieder verstärkt in den Vordergrund. Wie die britische "Financial Times" (FT) vor dem Wochenende schrieb, will die UBS in diesem Zusammenhang ihr Wealth-Management Geschäft reorganisieren und strebt damit Einsparungen in der Höhe von mehreren 100 Mio CHF pro Jahr an. Bei der Reorganisation sollen grosse Teile des Back- und des Middle-Offices zusammengelegt werden, womit in einer ersten Phase "hunderte von Stellen" wegfallen würden, so der Bericht, der von der Bank unkommentiert blieb. Laut FT könnte die Reorganisation zusammen mit den Q1-Zahlen kommuniziert werden.

Im Fokus wird angesichts der grossen Unsicherheiten an den Finanzmärkten auch der Ausblick stehen bzw. die Frage, ob die UBS sich noch vorsichtiger zeigt, als sie das schon gewöhnlich immer tut. Gemäss Analysten bzw. Kommentaren von US-Banken hat sich die etwas stabilere Situation im März in den April hinein fortgesetzt. Allerdings seien die Märkte weiter relativ illiquid und verletztlich in Bezug auf "abrupte" Korrekturen.

Für die meisten Analysten ist die UBS(-Aktie) weiter vor allem auch eine "Dividendenstory", insofern wird dieses Thema weiterhin von grosser Bedeutung sein. Im Februar wurden die Märkte diesbezüglich allerdings enttäuscht. CEO Sergio Ermotti hatte nämlich klar betont, dass die Dividende von 2015 von insgesamt 85 Rappen in eine ordentliche Dividende von 60 Rappen und eine ausserordentliche von 25 Rappen aufgeteilt sei, wobei letztere aufgrund von hohen latenten Steuergutschriften zur Auszahlung gekommen sei. Daraus schlossen viele Analysten, dass für das laufende Jahr mit keiner Spezialdividende zu rechnen ist und dass für die weitere Erhöhung das Niveau der ordentlichen Dividende ausschlaggebend sei. Entsprechend wurden die Dividenden-Schätzungen zum Teil deutlich zurückgenommen. Die ZKB meinte gar in einem Kommentar Mitte Februar, dass die Dividendenstory "vorläufig vom Tisch" sei.

ZIELE: Die UBS hat sich zusammen mit der Ankündigung des grossen Umbaus im November 2012 neue Ziele gesetzt. Diese wurden schon ein paar Mal - zuletzt im November - angepasst und lauten aktuell für den Konzern:

. Bereinigtes Aufwand-Ertrags-Verhältnis: 60%-70% (kurz- bis mittelfr. 65-75%)
. Bereinigte Rendite auf Eigenkapital abzüglich Goodwill und anderer 
   immaterieller Vermögenswerte (RoTE): Ziel >15%, 
    (Erwartung: 2016 etwa gleich wie 2015; 2017 rund 15%, ab 2018 >15%)
. CET1-Quote (Basel III vollständige Umsetzung): 13% (und 10% post-stress)
. RWA gemäss Basel III: kurz bis mittelfristig rund 250 Mrd CHF
. BIZ Leverage Ratio Denominator (Basel III vollst.): kurz/mfr. 950 Mrd CHF erw.

PRO MEMORIA:

KAPITAL: Die Bankführung unter CEO Sergio Ermotti kündigte vor ein paar Jahren an, dass die Gewinnausschüttungsquote bei 50% oder darüber zu liegen komme, sobald die Kapitalziele (CET-1 vollst. Umsetzung: 13% bzw. 10% post-stress) erreicht seien. Aus diesem Grund wird die Entwicklung der Kapitalquote seither intensiv verfolgt. Per Ende 2015 lag der Wert bei 14,5%, dies nach 14,3% per Ende September bzw. 13,4% Ende 2014. In diesem Fall ist auch interessant, dass die Bank im März zusätzliches (hybrides) AT1-Kapital (1,5 Mrd USD) aufgenommen hat, das vollständig zu Eigenkapitl umgewandelt wird, falls die CET1-Rate unter 7,0% fallen sollte.

Klar in den Fokus gerückt ist in den letzten Monaten allerdings die sogenannte Leverage Ratio (LR), also die ungewichtete Eigenkapitalquote. Der Bundesrat hat im vergangenen Herbst die Eigenmittelanforderungen für systemrelevante Banken im Zusammenhang mit neuen "Too-big-to-fail"-Bestimmungen bezüglich LR deutlich verschärft. Demnach wurde die bis 2019 von den Grossbanken erforderliche LR auf 5,0% erhöht. Angerechnet werden dabei hartes Eigenkapital von mindestens 3,5% sowie ein Teil des Fremdkapitals, der nach dem Unterschreiten einer bestimmten Limite automatisch zu Eigenkapital würde. Unter vergleichbaren Definitionen sind die neu geforderten 5% der bisherigen Anforderung von 3,1% gegenüber zu stellen.

JURISTISCHES: Die Grossbank hat zum Jahresende 2015 total 2,98 Mrd CHF an Rückstellungen für Rechtsfälle sowie regulatorische und ähnliche Angelegenheiten ausgewiesen. Damit sank die Gesamtsumme gegenüber Ende 2014 (3,05 Mrd) nur marginal. Die Höhe der Rückstellungen macht klar, dass die Bank noch immer mit Altlasten beschäftigt ist. Ein bedeutender, noch offener Fall ist etwa Frankreich: Ende März 2015 wurde dort gegen die französische UBS-Tochter offiziell ein Ermittlungsverfahren eröffnet. Hintergrund sind bereits seit Jahren laufende Untersuchungen, ob UBS Frankreich Kunden beim Steuerbetrug geholfen hat. Auch mit den sogenannten Subprime-Hypotheken (Ramsch-Hypotheken), welche die Krise der Bank 2007 ausgelöst hatten, ist die UBS noch immer beschäftigt. Wie Agenturen kürzlich bericheten, haben Privatkläger die UBS für Milliardenverlusten auf solchen Papieren verantwortlich gemacht und fordern eine Schadenssumme von 2,1 Mrd USD ein.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie liegt beim gegenwärtigen Kurs von 16,56 CHF (Stand Montag 11.15 Uhr) rund 15% tiefer als zum Jahresende 2015 (vs. CS -33%, SMI -9%). Das aktuelle Jahrestief von 13,51 CHF stammt vom 11. Februar, das bisherige Höchst bei 19,32 CHF war bereits am 5. Januar erzielt worden. 2015 hatte die UBS-Aktie mit einem Plus von 14,4% (CS -8,4%, SMI -1,8%) zu den besseren Werten gehört.

Homepage: www.ubs.com

hr/uh