Zürich (awp) - Die UBS publiziert am Dienstag, 22. Januar das Geschäftsergebnis zum vierten Quartal 2018. Zum AWP-Konsens haben insgesamt sechs Analysten beigetragen.

Q4 2018E
(in Mio USD*)                    AWP-Konsens          Q4 2017

Geschäftsertrag                     7'040              7'025    
Konzernergebnis (rep.)                751             -2'417    

Gewinn vor Steuern (rep.)             960                845   
Gewinn vor St. adj.**               1'329              1'261    

2018E                                                   2017
(in Fr.)                                             
Dividende je Aktie                   0,70               0,65    


* Die UBS rapportiert erstmals in US-Dollar
** all one offs; auch Litigation

FOKUS: Die UBS hat erst vor wenigen Monaten wieder einmal einen Investorentag abgehalten und dabei über ihre (längerfristigen) Absichten informiert. Die Strategie mit Fokus auf die weltweite Vermögensverwaltung (Global Wealth Management) wurde dabei grundsätzlich bestätigt, und auch die finanziellen Ziele wurden eher präzisiert als vollkommen neu formuliert. Nachdem die Bank über längere Zeit vor allem die (Eigen)kapitalstärke in den Vordergrund gelegt hatte, will die grösste Schweizer Bank den Fokus nun vermehrt auf Wachstum legen und dabei auch die Kapital- und Kosteneffizienz im Auge behalten, wie sie Ende Oktober verlauten liess.

Grundsätzlich dürfte dies nach dem Geschmack von Investoren sein. Seit einiger Zeit bzw. seit die Altlasten aus der Finanzkrise zu einem grossen Teil bereinigt sind, wollen diese nämlich vor allem sehen, wie die UBS in ihrer Kernsparte Vermögensverwaltung wachsen kann und dabei auch profitabler wird. Dass der Aktienkurs trotz besserer Zahlen und höherer Dividenden nie richtig abgehoben hat, wird von Marktbeobachter denn auch vor allem auf die bisherige Performance in der Kernsparte zurückgeführt, die in den letzten Quartalen nicht immer nach dem Gusto der Investoren ausgefallen ist.

Konkret lautet die neue Wachstumsvorgabe des Managements um CEO Sergio Ermotti, dass die Erträge mindestens so schnell wachsen sollen wie das reale BIP-Wachstum. Man sei stark positioniert, um von positiven langfristigen Wachstumstrends zu profitieren, hiess es dazu. Etwa in der Region Asien Pazifik liegt gemäss der UBS viel Potential.

Das Wachstum soll allerdings nicht zulasten der Effizienz gehen. Das bei Banken starkbeachtete Verhältnis aus Kosten und Erträgen (Cost-/Income-Ratio) soll mittelfristig in den Bereich von 72 Prozent fallen, dieses Jahr wird allerdings noch ein Wert von 77 Prozent prognostiziert. Zurück gehen sollen die Kosten nicht zuletzt im sogenannten Corporate Center, und zwar um 800 Millionen Franken in den kommenden drei Jahren.

Den Wachstumsabsichten macht derzeit allerdings die Marktentwicklung einen Strich durch die Rechnung. Die Kundenaktivität und der Risikoappetit der Investoren dürfte unter den Aktienmarktturbulenzen vor allem im Dezember deutlich gelitten haben. Analysten gehen denn auch von einem eher schwierigen Quartal für die UBS - bzw. für die Grossbanken im allgemeinen - aus.

Die Turbulenzen dürften sich laut Marktbeobachtern negativ auf die Kundenvermögen und auch auf die Bruttomarge ausgewirkt haben. Die Analysten der ZKB etwa erwarten nicht, dass die Nettoneugeldentwicklung die negative Performance der Depotwerte kompensieren konnte, wie es in einer Vorschau auf die Zahlen heisst. Insgesamt dürfte das Ergebnis in der Vermögensverwaltung daher "eher zur Schwäche neigen". Moderat positiv könnte sich die erhöhte Volatilität hingegen auf gewisse Bereiche der Investmentbank ausgewirkt haben.

Im Fokus wird auch - wie üblich - die Ausschüttungspolitik der Bank stehen. Sie ist ein weiterer Pfeiler bei den Bemühungen, die Aktien deutlich attraktiver zu machen. Die UBS will bekanntlich die ordentliche Dividende jährlich im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich steigern. Überschüssiges Kapital soll in Form von Aktienrückkäufen ausgeschüttet werden. Ein Update dazu wird zusammen mit den Zahlen erwartet (Details siehe Rubrik PRO MEMORIA).

Gewisse Sondereffekte werden auch wieder in den Zahlen zum vierten Quartal enthalten sein: So etwa ein Gewinn von 400 Millionen Franken aus dem Verkauf des SIX-Zahlungsgeschäftes und ein Verlust von 300 Millionen Franken (im Corporate Center) aus der Erhöhung des Anteils am China-JV (siehe PRO MEMORIA). Ob weitere Rückstellungen für Altlasten (Litigation) dazu kommen, ist nicht bekannt. Analysten erwarten hier im Durchschnitt einen Betrag von 262 Millionen US-Dollar. Und nicht zuletzt wird die UBS ihr Reporting mit diesem Quartal von Franken auf US-Dollar umstellen.

PRO MEMORIA:

BERICHTSWÄHRUNG: Die UBS hat ihre Berichtswährung auf US-Dollar umgestellt und wird anlässlich des vierten Quartals 2018 nun erstmals Zahlen in der US-Währung präsentieren. Die Umstellung wurde mit der starken Ausrichtung des Geschäfts auf den Dollar begründete. So generiere die Bank 60 Prozent der Erträge in der US-Valuta, sagte CEO Sergio Ermotti bei früherer Gelegenheit. Die Umstellung werde keine wesentlichen Änderungen auf die Erfolgsrechnung der Vorperiode oder dem Eigenkapital haben, hiess es ausserdem. Der zukünftige Nettozinsertrag dürfte gemäss UBS-Angaben von Ende Oktober ab 2019 jährlich um rund 0,3 Milliarden US-Dollar steigen.

AKTIENRÜCKKAUF: Derzeit läuft ein dreijähriges Programm über 2 Milliarden Franken, wovon maximal 550 Millionen für 2018 vorgesehen waren. Im Oktober waren allerdings bereits 650 Millionen zurückgekauft, daher wird am Markt über eine Aufstockung spekuliert. Angesprochen auf das Thema versprach der Finanzchef im Oktober ein Update mit den Zahlen zum vierten Quartal 2018.

KAPITALQUOTE: Die Bank will bekanntlich eine der bestkapitalisierten Banken weltweit sein. Kapitalstärke sei ein "zentraler Pfeiler der Strategie", heisst es jeweils. Per Ende September lag die Kernkapitalquote (CET1, vollständig umgesetzt) bei 13,5 Prozent und die entsprechende Leverage Ratio (Verschuldungsquote) bei 3,80 Prozent. Die aktuellen Werte entsprechen in etwa den eigenen Zielgrössen für die nächsten Jahre. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sieht allerdings weiteren Handlungsbedarf. Gemäss dem letzten Finanzstabilitätsbericht (erschienen im Juni 2018) fordert sie einerseits von der UBS (und der CS) eine weitere Verbesserung bei der Verschuldungsquote (Leverage Ratio) und andererseits weitere Fortschritte bei den Plänen zur Abwicklung der Bank in einem Krisenfall.

CHINA: Die UBS betont bekanntlich immer wieder die Wichtigkeit des Geschäftes im Reich der Mitte. Diesbezüglich konnte sie Ende November einen schönen Erfolg ausweisen. Sie kriegte von den chinesischen Behörden nämlich die Erlaubnis, die Beteiligung am chinesischen Gemeinschaftsunternehmen UBS Securities auf 51 Prozent aufstocken. Bislang hielt die grösste Schweizer Bank lediglich rund ein Viertel an dem Unternehmen. Die UBS ist damit das erste ausländische Finanzinstitut, das eine Mehrheit an einem chinesischen Börsenhandels-Unternehmen (Brokerage) hält. "Wachstum in China ist ein Schlüsselelement unsere Strategie", sagte CEO Ermotti in diesem Zusammenhang. Die weitere Öffnung des Finanzsektors in China biete grosse Chancen für das Wealth Management, die Investment Bank und das Asset Management der UBS. Die UBS ist bereits seit 1989 in China präsent.

ALTLASTEN: Die UBS hat noch immer eine längere Liste von nicht abgeschlossenen Rechtsfällen, die zum Teil viele Jahre zurückreichen. Im Oktober/November stand die UBS bekanntlich vor Gericht in Frankreich und musste sich gegen Vorwürfe der Geldwäscherei und der Beihilfe zur Steuerhinterziehung verteidigen. Das entsprechende Urteil wird am 20. Februar erwartet. Im Juli 2014 hatte die UBS in diesem Zusammenhang eine Kaution von 1,1 Milliarden Franken hinterlegen müssen.

Per Ende September 2018 beliefen sich die Rückstellungen für Rechtsfälle etc. noch immer auf 2,31 Milliarden Franken. Ein weiterer wichtiger Schritt zur Beseitigung der Liste wäre eine Einigung mit dem US-Justizministerium (DoJ) im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken (RMBS-Papiere) aus der Zeit der Finanzkrise.

DTA/STEUERRÜCKSTELLUNGEN: Die Bank wird ihre latenten Steueransprüche (DTA) in den USA und in der Schweiz, die noch aus der Zeit der grossen Verluste während der Finanzkrise stammen, gemäss früheren Angaben (voraussichtlich) im vierten Quartal 2018 neu bewerten und dann deren Erfassung in der Erfolgsrechnung neu formieren. Die zu erwartenden Nettoauswirkungen auf Konzernergebnis nach Steuern, Eigenkapital nach IFRS und hartem Kernkapital (CET1) seien aber begrenzt, hiess es.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie notiert mit aktuell 13,46 Franken (Freitag 12 Uhr) um rund 10 Prozent höher als Ende 2018 (CS +13%, SMI +6,7%). Letzten Jahr gehörten die Grossbanken-Aktien hingegen bekanntlich zu den schwächeren Werten: Die UBS-Aktie hatte 32 Prozent, die CS-Aktie gar 38 Prozent eingebüsst (SMI -10%).

jl/yl/uh