Zürich (awp) - Die UBS publiziert am Dienstag, 20. Oktober das Geschäftsergebnis zum dritten Quartal 2020. Zum AWP-Konsens haben insgesamt sieben Analysten beigetragen.

Q3 2020E
(in Mio USD)            AWP-Konsens   Q3 19A   Q2 20A 

Geschäftsertrag            7'738       7'088    7'403       
Geschäftsaufwand           5'817       5'743    5'821       
Konzernergebnis            1'551       1'049    1'232       

Gewinn vor Steuern         2'030       1'345    1'582       
- GWM                        917         963      888       
- Investment Bank            287         172      613       

FOKUS: Das dritte Quartal 2020 wird für die UBS ein spezielles sein. Es ist nämlich das letzte, das vom langjährigen Konzernchef Sergio Ermotti verantwortet wird. Er tritt bekanntlich per Ende Monat zurück und wird vom Niederländer Ralph Hamers abgelöst. Der frühere ING-Chef ist seit Anfang September bereits bei der UBS, die Position des CEO wird er offiziell am 1. November übernehmen. Ermotti wird wohl bemüht sein, zu seinem Abgang ein - soweit wie das möglich ist - gutes Quartal zu präsentieren und entsprechend zu betonen, dass er die Bank in hervorragendem Zustand an seinen Nachfolger übergeben kann.

Das sehen auch die Analysten der ZKB so: "Wir gehen davon aus, dass Ermotti in seinem letzten Quartal ein mehr als anständiges Ergebnis publizieren wird", heisst es in einer Vorschau zu Quartal. Helfen werden ihm dabei zwei positive Einmaleffekte. Da ist einerseits der Verkauf Fondsvertriebsplattform Clearstream an die Deutsche Börse, der gemäss früheren Angaben der Bank im dritten Quartal einen Gewinn nach Steuern in Höhe von etwa 600 Millionen US-Dollar in die Kassen gespült hat. Dazu kommt ein Verkauf von drei Liegenschaften in Genf, bei dem laut Schätzung der ZKB für die UBS ein Veräusserungsgewinn von 200 Millionen Franken herausspringt. Der Gewinn aus dem Fondscenter wird ausserdem auch das Kernkapital (CET1) um 400 Millionen US-Dollar erhöhen und sich entsprechend auf die Kapitalquote positiv auswirken.

Aufgrund der Einmaleffekte dürfte der Reingewinn in jedem Fall deutlich über dem Ergebnis des Vorjahres (1,05 Mrd) zu liegen kommen, Analysten rechnen mit einem Plus von rund 50 Prozent. Rein operativ wird es vermutlich nicht ganz so rosig aussehen. Allerdings gibt es auch in dieser Beziehung positive Faktoren: so haben sich die Finanzmärkte in der Phase von Juli bis September sehr freundlich entwickelt, was sich positiv auf die Erträge bzw. die Verwalteten Vermögen und die davon abhängigen Kommissionen und Gebühren schlagen dürfte.

Bezüglich der Vermögen gibt es allerdings auch einen negativen Effekt. Die US-Regierung hat die Deadline für die Zahlung von Steuern wegen Corona von April auf Juli verschoben, so dass die üblicherweise im zweiten Quartal anfallenden, steuerlich bedingten Abflüsse von Vermögen in den USA sich ins dritte Quartal verschoben haben dürften. Zur Grössenordnung: 2019 musste die UBS deswegen (im zweiten Quartal) in den USA einen Nettoneugeldabfluss von 5,1 Milliarden US-Dollar hinnehmen.

Im Fokus stehen werden daneben auch die wegen der Corona-Pandemie anfallenden Wertberichtigungen und Rückstellungen für Kreditrisiken. Die Bank verbuchte sogenannte "Credit loss expenses" in Höhe von 268 Millionen US-Dollar im ersten Quartal bzw. 272 Millionen im zweiten Quartal. Gemäss den Angaben der UBS im Juli erwartet sie für das dritte Quartal weiter erhöhte Wertberichtigungen, allerdings in absoluten Zahlen unter denjenigen im ersten Halbjahr. Das dürfte aber zur Folge haben, dass der um die Einmalfaktoren bereinigte Vorsteuergewinn unter dem Vorjahresergebnis ausfallen wird.

Die ersten Zahlen der US-Banken für das dritte Quartal zeigen ein durchzogenes Bild: Die Investmentbanken oder -abteilungen haben vor allem vom florierenden Handel mit Aktien und Anleihen profitiert. Die Zinserträge gingen allerdings wegen den Zinssenkungen der US-Notenbank Fed zurück. Die UBS ist mit ihrem Fokus auf Vermögensverwaltung und einem starken Schweizer Geschäft allerdings ganz anders aufgestellt als die meisten US-Banken und kann entsprechend nur beschränkt mit diesen verglichen werden. Vor allem die Negativzinsen in Europa und der Schweiz belasten das Ergebnis viel stärker als dies bei den US-Banken der Fall ist.

Ein Thema anlässlich der Zahlenpräsentation dürfte wie immer auch die Kapitalrückführung an die Aktionäre sein. Die Ausschüttung des zweiten Teils der Dividende 2019 dürfte allerdings aus heutiger Sicht nicht in Gefahr sein (siehe auch Rubrik PRO MEMORIA).

ZIELE (Konzernstufe):

Die UBS hat Ende Januar ihre Ziele angepasst. Sie lauten nun für die Periode 2020 bis 2022 (auf ausgewiesener Basis) wie folgt:

Rendite des Konzerns: 12-15% auf hartem Kernkapital (RoCET1)
Kosteneffizienz: Positive Operating Leverage und 75-78% Cost-Income-Ratio
Wachstum: 10-15% Gewinnwachstum v.St. in Global Wealth Management (GWM)
Kapitalzuteilung: Bis zu einem Drittel Konzern-RWA und LRD in IB
Kapitalziele: ca. 13% harte Kernkapitalquote (CET1)
              ca. 3,7% CET1 Leverage Ratio

PRO MEMORIA:

DIVIDENDEN/AKTIENRÜCKKÄUFE: Die UBS hat die Dividendenzahlung 2019 (0,73 USD pro Aktie) wegen der Coronakrise bzw. auf Geheiss der Finma in zwei hälftige Tranchen aufgeteilt. Die erste Hälfte wurde bereits als ordentliche Dividende bezahlt, für die zweite Hälfte wurde eine spezielle Dividendenreserve geschaffen. Über diese Spezialdividende sollen die Aktionäre an einer ausserordentlichen Generalversammlung am 19. November befinden. Im Juli bei der Q2-Berichterstattung sagte Konzernchef Ermotti, dass die Bank für Auszahlung des zweiten Teils der Dividende gut positioniert sei.

Ermotti kündigte damals auch an, dass die UBS als Mittel der Ausschüttung auch wieder vermehrt zu Aktienrückkäufen greifen möchte. Mehr News dazu versprach er damals für den Oktober - zusammen mit den Zahlen zum Q3. Im Prinzip läuft bei der UBS noch immer ein Programm für einen Rückkauf über 2 Milliarden Franken über eine zweite Handelslinie; das Programm wurde allerdings mit Beginn des Corona-Lockdowns ausgesetzt. Insgesamt wurden im Rahmen des Programms bereits Aktien für 1,9 Mrd. zurückgekauft, wobei der letzte Rückkauf vom 12. März stammt.

KAPITALQUOTEN: Die UBS will bekanntlich eine der am besten kapitalisierten Grossbanken der Welt sein. Per Ende Juni lag die Kernkapitalquote (CET1, vollständig umgesetzt) bei 13,3 Prozent und die entsprechende Leverage Ratio (Verschuldungsquote) bei 3,92 Prozent. Die aktuellen Werte entsprechen in etwa der UBS-eigenen Zielgrösse für die nächsten Jahre (siehe Rubrik ZIELE).

ALTLASTEN: Die UBS hat noch immer eine längere Liste von nicht abgeschlossenen Rechtsfällen, die zum Teil viele Jahre zurückreichen. Der wichtigste ist der Frankreich-Fall. Dort wurde die grösste Schweizer Bank bekanntlich im Februar 2019 von einem Pariser Gericht zu einer Rekordbusse von 3,5 Milliarden Euro verurteilt, zudem muss sie dem französischen Staat Schadenersatz in der Höhe von 800 Millionen Euro bezahlen. Im Prozess ging es um Geldwäsche und Beihilfe zu Steuerhinterziehung. Die Bank hat dagegen Rekurs angekündigt und verlangt für sich einen Freispruch.

Der Berufungsprozess hätte eigentlich im Juni über die Bühne gehen sollen, wurde aber wegen Corona auf kommenden März (8. bis 24.) verschoben. In diesem Zusammenhang ist auch ein im September 2019 vom Kassationshof in Paris gefälltes Leiturteil von Interesse, wonach französische Gerichte Bussen wegen Steuerbetrug auf Basis der tatsächlich hinterzogenen Steuern berechnen sollen und nicht auf Basis der hinterzogenen Vermögen. Dieses Urteil des höchsten französischen Gerichts könnte für die UBS von grosser Bedeutung sein bzw. den Ausgang des Berufungsprozesses entscheidend beeinflussen.

Der Fall dürfte die UBS bis zu einem letztinstanzlichen Urteil vermutlich noch mehrere Jahre beschäftigen. Die diesbezüglichen Rückstellungen wurden von der UBS zuletzt mit 450 Millionen Euro (506 Mio USD) beziffert. Insgesamt hatte die UBS Ende Juni 2020 Rückstellungen für Rechtsfälle etc. von 1,98 Milliarden US-Dollar in ihren Büchern.

In den USA wartet die UBS zudem noch auf ein Urteil im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken (RMBS-Papiere) aus der Zeit der Finanzkrise. Die US-Regierung hatte sich in ihrer Klage vom November 2018 nicht auf eine Entschädigungssumme festgelegt, allerdings erklärt, dass Investoren "viele Milliarden Dollar verloren haben". Es ist einer der letzten anhängigen Fälle dieser Art - zahlreiche grosse US-amerikanische und europäische Banken haben ähnliche Verfahren inzwischen beigelegt. Analysten rechnen auch hier mit möglichen Kosten für die UBS von mehreren Milliarden US-Dollar.

MANAGEMENT: Die UBS hat im Februar den Chef des niederländischen Geldhauses ING, Ralph Hamers, per 1. November zum Nachfolger von Sergio Ermotti als Konzernleiter ernannt. Er arbeite seit 1. September bei der UBS und wird somit in wenigen Wochen offiziell neuer UBS-Konzernchef. Ermotti seinerseits wurde vor ein paar Monaten in den Verwaltungsrat der Swiss Re gewählt und soll dort 2021 Präsident werden.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie kostet mit aktuell 10,88 Franken (Montag 11 Uhr) rund 11 Prozent weniger als Ende 2019. Im Vergleich zur CS (-25%) steht sie damit deutlich besser da, im Vergleich zum SMI (-3,6%) aber klar schlechter. Das Jahreshoch kurz vor dem Corona-Crash war bei 13,28 Franken, das Jahrestief vom 16. März bei 7,002 Franken.

Homepage: www.ubs.com

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