Der im Dieselskandal erlassene Haftbefehl werde unter Auflagen außer Vollzug gesetzt, teilte das Oberlandesgericht München am Dienstag mit. Stadler dürfe mit keiner der im Ermittlungsverfahren relevanten Personen Kontakt aufnehmen und müsse eine Kaution hinterlegen, da die Verdunkelungsgefahr weiter bestehe. Auch der dringende Betrugsverdacht gegen Stadler dauere an.

Zur Höhe der Kaution, die Stadler hinterlegen muss, machten Gericht und Staatsanwaltschaft keine Angaben. Auch wann Stadler das Untersuchungsgefängnis verlassen kann, blieb zunächst offen. Denn eine Kaution muss stets erst auf dem Bankkonto der Justiz eingegangen sein, bevor ein Untersuchungshäftling auf freien Fuß kommt. In Bayern ist am Donnerstag Feiertag.

Stadler war im Juni als bislang einziger Manager aus der obersten Führungsriege des Volkswagen-Konzerns verhaftet worden. Hintergrund war nach Angaben von Insidern, dass die Staatsanwaltschaft beim Abhören eines Telefonats Anhaltspunkte dafür gewonnen hatte, dass Stadler Zeugen beeinflussen könnte. Bereits seit Mai hegen die Ermittler nach eigenen Angaben den Verdacht, dass Stadler sich mit dem Verkauf manipulierter Audi-Fahrzeuge des Betrugs und der mittelbaren Falschbeurkundung schuldig gemacht habe.

Stadler hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Im Untersuchungsgefängnis in Augsburg hatte er sich in Vernehmungen mit den Staatsanwälten ausführlich geäußert, wie Reuters von Insidern erfahren hatte. Eine formelle Beschwerde Stadlers gegen die Untersuchungshaft scheiterte zunächst vor dem Landgericht München, verschaffte ihm nun aber vor dem Oberlandesgericht zumindest wieder die Freiheit.

In dem Ermittlungsverfahren waren bereits zwei frühere Audi-Ingenieure unter Auflagen aus der Untersuchungshaft frei gekommen. Neben Stadler und diesen beiden Beschuldigten stehen eine ganze Reihe weiterer Audi-Mitarbeiter im Visier der Strafverfolger. Wann die umfangreichen Ermittlungen beendet sind und die von vielen Beteiligten erwartete Anklage vor Gericht erhoben wird, ist noch offen.

Im Oktober entschied der Aufsichtsrat des Mutterkonzerns Volkswagen, dass der langjährige Konzernmanager Stadler den Vorstands der Volkswagen AG und den Chefposten bei Audi umgehend räumen muss. Zur Begründung hieß es, dass der damals bereits beurlaubte Manager wegen seiner Untersuchungshaft nicht in der Lage sei, seine Aufgaben zu erfüllen. Volle finanzielle Ansprüche soll Stadler nach Angaben von Insidern nur dann haben, wenn am Ende des erwarteten Gerichtsprozesses ein Freispruch steht.