71,3 Milliarden Dollar will Disney nun für das Film- und Fernsehgeschäft von Fox auf den Tisch legen. Mit der am Mittwoch präsentierten aufgestockten Offerte überflügelte das Unternehmen den konkurrierenden US-Kabelkonzern Comcast. Zugleich überzeugte es das Fox-Management, das Disneys Angebot "überlegen" nannte. Comcast ließ offen, ob eine weitere Gegenofferte zu erwarten ist.

Objekt der Begierde sind in Fox gebündelte Großteile des Imperiums von Medienmogul Rupert Murdoch. Der erste Vorstoß kam im Dezember von Disney mit einer Offerte über 52,4 Milliarden Dollar. Darüber gab es bereits eine Verständigung mit der Fox-Führung. Doch unlängst trat Comcast als Rivale auf den Plan. Ermutigt wurde der Kabelriese durch das Urteil eines US-Gerichts, das kürzlich gegen den Willen der heimischen Regierung die 85 Milliarden Dollar schwere Fusion von AT&T und Time Warner erlaubt hatte. Der Entscheid dürfte Experten zufolge eine ganze Reihe von Zusammenschlüssen in der Medienbranche lostreten, die zunehmend von Streamingdiensten wie Netflix und Amazon unter Druck gesetzt wird.

Nur einen Tag nach dem Richterspruch präsentierte Comcast sein Angebot für die Fox-Geschäfte. Dieses beträgt 65 Milliarden Dollar und sieht eine reine Barzahlung vor, während Disney den Kaufpreis anfänglich ausschließlich in eigenen Aktien begleichen wollte. Dagegen bietet die aufgebesserte Offerte nun einen Baranteil von 50 Prozent. Nach Disney-Angaben stimmte die Fox-Führung dem neuen Angebot zu.

MICKEY MOUSE BUHLT UM DIE SIMPSONS

Fox verschob eine auf den 10. Juli angesetzte Hauptversammlung, damit die Aktionäre sich ein Bild machen können. Größter Fox-Eigner ist Rupert Murdoch mit einer Beteiligung von 17 Prozent. Experten zufolge könnte für ihn das Disney-Angebot attraktiver sein, weil der größere Baranteil der Comcast-Offerte eine höhere Steuerrechnung für Murdoch bedeuten würde.

Comcast will seine Fernsehstudios NBC Universal mit der TV- und Kinosparte von Fox verschmelzen, aus dessen Hause Film-Hits wie "Avatar" und "Titanic" sowie die TV-Serie "Die Simpsons" stammen. Gemeinsam hätten sie die Rechte zur Übertragung der Olympischen Spiele und der britischen Fußball-Liga in den USA. Comcast greift auch nach dem britischen Bezahlsender Sky, um den sich auch Fox gemeinsam mit Disney bemüht.

Disneys Plan ist, mit der Übernahme der Fox-Geschäfte Schwächen innerhalb des 1923 von den Mickey-Mouse-Erfindern gegründeten Konzerns auszugleichen. Vor allem die Disney-Fernsehkanäle, der Sportsender ESPN und der TV-Kanal ABC, machten zuletzt Probleme, weil sich immer mehr Fernsehzuschauer bei Netflix oder Amazon anmelden.

An der Wall Street schossen Fox-Aktien zum Handelsstart um 6,2 Prozent in die Höhe auf 47,48 Dollar und lagen damit deutlich über der Disney-Offerte von 38 Dollar je Anteilsschein. Disney-Papiere gewannen 0,9 Prozent, Comcast 1,1 Prozent.