(neu: aktualisierter Aktienkurs, weitere Analystenstimmen, Aussagen von Konzernchef Rolf Breidenbach aus Telefonkonferenz, mehr Hintergrund)

LIPPSTADT (dpa-AFX) - Der Licht- und Elektronikspezialist Hella hat auch im ersten Quartal seines neuen Geschäftsjahres 2020/2021 unter den Folgen der Corona-Krise gelitten. Doch Konzernchef Rolf Breidenbach wirkt inzwischen zuversichtlicher. "Der Ausblick auf die kommenden Monate stimmt uns verhältnismäßig positiv", sagte der Manager am Donnerstag zur Vorlage der Quartalszahlen im nordrhein-westfälischen Lippstadt. So hätten sich die Anzeichen für eine gewisse Markterholung im Laufe des aktuellen Geschäftsjahres zuletzt weiter verdichtet.

Hella habe einen guten Start ins laufende zweite Quartal gehabt, sagte Breidenbach in einer Telefonkonferenz. Die Volumen zögen aktuell in allen Regionen an. Auch mit dem Auftragseingang sei er sehr zufrieden. Zum Jahresauftakt sackte der Umsatz beim MDax-Konzern im Zeitraum Juni bis Ende August im Vergleich zum Vorjahr allerdings um 12 Prozent auf 1,34 Milliarden Euro ab und das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) brach sogar um rund die Hälfte auf 56 Millionen Euro ein. Damit lag der Autozulieferer beim Umsatz etwas unter den Erwartungen der Analysten, beim bereinigten operativen Ergebnis schnitt Hella dagegen etwas besser ab.

Nachdem die Hella-Aktie kurz nach Handelsbeginn rund 2,6 Prozent verloren hatte, lag sie zuletzt noch rund 1,6 Prozent im Minus. Im laufenden Jahr haben die Titel rund 15 Prozent an Wert eingebüßt. Auf längere Sicht sieht es mit einem Minus von über einem Fünftel in den zurückliegenden drei Jahren noch schlechter aus.

Unter dem Strich stand wegen hoher Rückstellungen für Umbaumaßnahmen in Deutschland ein Verlust von 87 Millionen Euro zu Buche. Ein Jahr zuvor hatte Hella im ersten Geschäftsquartal noch einen Überschuss von 77 Millionen Euro erwirtschaftet.

Doch bereits im zurückliegenden gesamten Geschäftsjahr 2019/2020 war Hella wegen hoher Abschreibungen infolge der Pandemie und der anhaltenden Marktschwäche tief in die roten Zahlen gerutscht. Schon vor der Corona-Krise hatte Hella die Auswirkungen der mauen Autokonjunktur gespürt, nun kommen auch noch Belastungen durch die Pandemie hinzu.

"Das Umfeld ist für die gesamte Automobilindustrie nach wie vor sehr herausfordernd", verdeutlichte Konzernchef Breidenbach. Die globale Fahrzeugproduktion sei in den ersten drei Monaten des neuen Geschäftsjahres weiter zurückgegangen, jedoch nicht so deutlich wie zunächst angenommen, sagte der Manager.

Hella verwies darauf, dass die geringere Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen den Umsatz im Automotive-Geschäft zwar beeinträchtigt habe. Allerdings habe sich das Geschäft vor allem in Europa und Amerika besser entwickelt als der Markt und sich im Vergleich zum vierten Quartal des zurückliegenden Geschäftsjahres wieder deutlich erholt, hieß es.

Seine Prognose für das seit Juni laufende neue Geschäftsjahr bestätigte der Autozulieferer derweil. Demnach erwartet das Unternehmen weiterhin einen währungs- und portfoliobereinigten Konzernumsatz von rund 5,6 bis 6,1 Milliarden Euro, die bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) soll rund 4,0 bis 6,0 Prozent betragen.

Breidenbach verbreitete zwar Zuversicht mit Blick auf das aktuelle Geschäftsjahr, doch unterstrich er auch die anhaltenden Unwägbarkeiten durch die Viruskrise: "Angesichts der weiterhin unabsehbaren Folgen der weltweiten Covid-19-Pandemie bestehen aber nach wie vor hohe Marktunsicherheiten, die Auswirkungen auf unseren Geschäftsverlauf haben können" Deshalb bleibe Hella bis auf Weiteres bei der genannten Prognosebandbreite. Der Konzern sei bei seinem Ausblick wegen der begrenzten Sichtbarkeit der weiteren Entwicklungen eher vorsichtig, so der Manager.

Aus Sicht von Analyst Sascha Gommel vom Analysehaus Jefferies erscheinen die Jahresziele angesichts der Signale des Managements hingegen zunehmend konservativ. Auch Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan sieht weiter Spielraum für die Jahresziele und sprach von einem soliden Start des Autozulieferers ins neue Geschäftsjahr. Während Analystin Gungun Verma von der US-Investmentbank Goldman Sachs das Hella-Management im aktuell widrigen Wirtschaftsumfeld lobte, gab Sabrina Reeh von der Schweizer Großbank UBS zu bedenken, dass der Markt die wachsende Zuversicht des Managements zwar positiv sehen dürfte, doch werde dies von einer relativen Kursschwäche im Autosektor gedämpft.

Wegen der Belastungen durch die Corona-Krise hatte der Autozulieferer seinen Sparkurs kürzlich verschärft und baut Hunderte Stellen ab. Wie bereits bekannt, sollen in der Verwaltung und Entwicklung am Unternehmenssitz in Lippstadt bis Ende des Jahres 2023 rund 900 Stellen wegfallen. Hinzu kommen laut Angaben des Managers 300 bis 450 zusätzliche Stellen, die in den nächsten drei Jahren an weiteren Standorten abgebaut werden sollen. Die Zahlen bestätigte Breidenbach nun, Hella liege mit Blick auf die Umsetzung der Maßnahmen voll im Zeitplan.

Das westfälische Unternehmen ist vor allem für seine Scheinwerfer bekannt. Produkte der Lippstädter sind in vielen Wagen verbaut. Die Autoindustrie setzt aber nicht nur in großem Stil auf die Scheinwerfer, sondern etwa auch auf Heckleuchten, Innenraum-Lampen, Kamerasoftware und Radarsensoren des Konzerns./eas/tav/stk