Zürich (awp) - Die niederländische Bankenkammer für Disziplinarrecht (BfD) sieht keine ausreichenden Beweise dafür, dass der heutige UBS-Chef Ralph Hamers in seiner früheren Position als CEO der ING Bank von Geldwäschereipraktiken wusste. Das berichten am Donnerstag die "Finanz und Wirtschaft" (FuW) sowie das Portal "Netherlands News Live".

Nicht nur Hamers, sondern auch 14 weitere Bankmanager sind gemäss den Berichten von diesem Vorwurf freigesprochen worden. In Bezug auf Hamers wird die BfD bei "Netherlands News Live" wie folgt zitiert: "Mit anderen Worten: Es wurde nicht nachgewiesen, dass die untersuchten Personen die disziplinarische Schwelle überschritten haben."

Die niederländische BfD ist laut den Angaben als unabhängige Stiftung organisiert und kontrolliert das Verhalten von Bankiers. Sie habe nicht nur das Recht Geldstrafen zu verhängen, sondern könne auch Berufsverbote aussprechen.

Ein staatliches Gericht sei die Bankenkammer allerdings nicht. Der Freispruch für den heutigen UBS-Chef Hamers bedeute somit keineswegs, dass auch die Staatsanwaltschaft der Niederlande ihre Untersuchung gegen den Manager nicht weiterführen werde. Allerdings werde das nun vorliegende Urteil der BfD sicherlich als positives Signal für Hamers gewertet, heisst es etwa in der "FuW".

Geldwäschereifall bei ING

Auslöser des juristischen Streits um Hamers war ein Geldwäschefall bei der niederländischen Grossbank ING, die bis im Sommer 2020 von Hamers als CEO geführt wurde. Im Jahr 2018 hatte ING im Rahmen eines Vergleichs mit der Staatsanwaltschaft eine Strafe von 775 Millionen Euro bezahlt.

Die Führungsverantwortlichen der Bank blieben dagegen unbehelligt, weshalb der niederländische Finanzaktivist Pieter Lakeman eine Beschwerde gegen den Vergleich einreichte. Im letzten Dezember wurde diese Klage von einem Berufungsgericht gutgeheissen. Hamers habe es versäumt, Massnahmen gegen das kriminelle Verhalten der Bank zu ergreifen, schrieb das Gericht in seinem Urteil.

Der jetzige UBS-Chef selbst sagte im Januar zu diesem Entscheid gegenüber Medien, dass er glaube, dass das Verfahren für ihn gut ausgehen werde. "Ich habe immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt bei ING. Daher habe ich volles Vertrauen, dass das Verfahren gut herauskommen wird."

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