Zürich (awp) - Die UBS publiziert am Dienstag, 26. Oktober, das Geschäftsergebnis zum dritten Quartal 2021. Zum AWP-Konsens haben insgesamt fünf Analysten beigetragen.

Q3 2021E
(in Mio USD)            AWP-Konsens     Q3 20   Q2 21 

Geschäftsertrag             8539         8935    8976 
Geschäftsaufwand            6242         6357    6384
Konzernergebnis             1670         2093    2006 

Gewinn vor Steuern          2243         2578    2593
- GWM                       1334         1057    1303 
- P&C Banking                360          335     448
- Investment Bank            549          632     733  

FOKUS: Analysten rechnen bei der UBS mit einem erneut starken Quartal - trotz der üblichen saisonalen Schwäche. Die vergleichbaren US-Banken, die bereits rapportiert haben, profitierten im dritten Quartal vom Investment Banking und dem Aktienhandel. Vor allem das gestiegene Volumen bei Fusionen, Übernahmen und Börsengängen hat das Beratungsgeschäft angekurbelt. Gerade im Aktienhandel ist die UBS stark vertreten. Ein Augenmerk dürfte beim Ergebnis im Investment Banking auf mögliche Gewinne oder Verluste bei den Marktanteilen gelegt werden.

Die Konkurrenz aus Übersee vermeldete zudem auch starke Neugeldzuflüsse in der Vermögensverwaltung sowie eine rege Kundenaktivität. Bei der UBS lief es im Kerngeschäft, also in der globalen Vermögensverwaltung, bereits im zweiten Quartal rund, nachdem es zuvor etwas harzte. Ein Anstieg der verwalteten Vermögen dürfte auch im dritten Quartal für Einnahmen gesorgt haben. Von Interesse ist hier die Entwicklung der Bruttomargen.

Allerdings waren bei der grössten Schweizer Bank sowohl Vorquartal als auch Vorjahresquartal aussergewöhnlich stark. "Starke Vergleichsquartale legen die Messlatte hoch", kommentiert die ZKB. Angesichts eines relativ ruhigen Marktumfelds der diesjährigen Sommermonate erschienen die jeweils im dritten Quartal 2020 und zweiten Quartal 2021 erzielten gut 2 Milliarden US-Dollar Nachsteuergewinn für das abgelaufene Quartal ausser Reichweite. Die Analysten rechnen im Berichtsquartal zudem mit einer signifikant höheren Steuerquote.

Im Fokus dürften wie immer auch die Kosten, die regulatorisch bedingte Inflation der risikogewichteten Aktiven (RWA) sowie die Kapitalrückführung stehen. Wie bereits bekannt, will der Konzern künftig mehr Kapital via Aktienrückkäufe ausschütten als über Dividenden. Im vergangenen Jahr hatte die Bank ihre Aktienrückkäufe zwar wegen Corona auf Geheiss der Finanzmarktaufsicht Finma stoppen müssen. Seit Februar 2021 läuft aber wieder ein Programm, das den Rückkauf von Namenaktien im Umfang von bis zu 4 Milliarden Franken vorsieht - bis zum Erreichen des Maximalbetrages oder für längstens drei Jahre. Im Rahmen dieses Programms waren per 20. September (dem letzten Tag mit Rückkäufen) Aktien für 1,74 Milliarden Franken zurückgekauft (119,2 Mio Stück zu einem Durchschnittspreis von 14,61 Fr.).

Ein allumfassendes Thema ist derweil auch für die UBS die Digitalisierung. CEO Ralph Hamers, der seit einem Jahr Chef der Grossbank ist, gilt gemeinhin als Digitalisierungsexperte. Die UBS will unter seiner Führung in den kommenden Jahren digitaler und gleichzeitig deutlich effizienter werden: Die jährlichen Kosten sollen bis 2023 um 1 Milliarde sinken, wobei die Einsparungen in Wachstumsinitiativen fliessen sollen. Automation und Roboter-Technologie wie auch die Datenverarbeitung sollen eine wichtige Rolle spielen. Am Swiss Economic Forum (SEF) Anfang September sagte Hamers, dass sich in dem Zusammenhang die Rolle der Berater verändern werde, und es zu Verschiebungen im Personal kommen werde. Das heisse aber nicht, dass Stellen abgebaut würden. Dafür würden durch die Digitalisierung anderswo im Konzern neue Stellen geschaffen.

Näheres hierzu erwarten die Investoren am für Anfang Februar 2022 - anlässlich der Jahreszahlen - angekündigten "umfassenden" Strategie-Update. Analysten rechnen dann auch mit einer Anhebung der Finanzziele.

ZIELE: Die UBS hat Anfang 2020 ihre Ziele angepasst, welche sie zuletzt im Juli anlässlich der Zahlenvorlage zum zweiten Quartal bestätigte. Sie lauten für den Zeitraum von 2020 bis 2022 wie folgt:

. Rendite auf hartem Kernkapital (RoCET1)
  12-15% (Q2: 19,3%)
  
. Kosteneffizienz: 
  - Positive Operating Leverage
  - Cost-Income-Ratio 75-78% (Q2: 71,8%)

. Kapitalquoten:
  - Harte CET1-Kernkapitalquote von rund 13% (Q2: 14,5%)
  - CET1 Leverage Ratio von über 3,7% (Q2: 4,09%)

. Global Wealth Management (GWM):
  Wachstum Vorsteuergewinn über den gesamten Zyklus 10-15% (Q2: 47%)

PRO MEMORIA:

RECHTSFÄLLE: Klar im Vordergrund steht bei der Bank das Gerichtsurteil in Frankreich vom Berufungsgericht in Paris, das für den 13. Dezember angesetzt ist. Das Urteil, das eigentlich für Ende September angesetzt war, wurde kurzfristig verschoben. Der UBS und einigen früheren Mitarbeitenden wird vorgeworfen, Steuerflüchtlingen aus Frankreich zwischen 2004 und 2012 systematisch geholfen zu haben, Geld in der Schweiz zu verstecken. "Illegale Bankwerbung" und "durch Steuerbetrug verschlimmerte Geldwäsche" lautete das Verdikt des Pariser Strafgerichts im Februar 2019. Die Bank wurde damals erstinstanzlich zu einer Rekordstrafe von 3,7 Milliarden Euro verdonnert, hinzu kam ein Schadenersatz von 800 Millionen. Die UBS bestreitet jegliches strafrechtliche Fehlverhalten und fordert einen Freispruch.

In der Berufungsverhandlung, die im März war, beantragte die Staatsanwaltschaft nun eine Geldstrafe von "mindestens" zwei Milliarden Euro. Der französische Staat, eine Zivilpartei, fordert darüber hinaus eine Milliarde Euro Schadenersatz. Für den Fall zurückgestellt hat die Bank 450 Millionen Euro. Die sechs angeklagten Einzelpersonen, alles frühere Mitarbeiter und Kaderleute der UBS, sollen laut Antrag zu bedingten Gefängnisstrafen von 6 bis 18 Monaten verurteilt werden.

In den USA wartet die UBS zudem noch auf ein Urteil im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken (RMBS-Papiere) aus der Zeit der Finanzkrise. Die US-Regierung hatte sich in ihrer Klage vom November 2018 nicht auf eine Entschädigungssumme festgelegt, allerdings erklärt, dass Investoren "viele Milliarden Dollar verloren haben". Es ist einer der letzten anhängigen Fälle dieser Art - zahlreiche andere grosse Banken in den USA und Europa haben ähnliche Verfahren inzwischen beigelegt. Analysten rechnen auch hier mit möglichen Kosten für die UBS von mehreren Milliarden US-Dollar. Insgesamt waren bei der UBS Ende Juni 2021 rund 2,1 Milliarden US-Dollar für Rechtsfälle, regulatorische Angelegenheiten und ähnliches zurückgestellt.

UNTERSUCHUNG GEGEN CEO: Kurz nach dem Amtsantritt von Hamers sorgte es für Aufregung, dass seine Rolle - als damaliger Chef der niederländischen ING - in einem 2018 mit einem Vergleich beigelegten Geldwäschefall neu untersucht wird. Verwaltungsratspräsident Axel Weber sprach ihm allerdings das Vertrauen im Namen des gesamten Verwaltungsrats aus. Mitte September erzielte Hamers jetzt einen Erfolg vor der niederländischen Bankenkammer für Disziplinarrecht (BfD): Diese sah keine ausreichenden Beweise dafür, dass er in seiner früheren Position von Geldwäschereipraktiken wusste.

Die Bankenkammer kontrolliert das Verhalten von Bankern und hat das Recht Geldstrafen zu verhängen sowie Berufsverbote auszusprechen. Ein staatliches Gericht ist die Bankenkammer nicht. Das Urteil bedeutet daher nicht zwingend, dass die Staatsanwaltschaft der Niederlande ihre Untersuchung nicht weiterführen wird.

PRÄSIDENTEN-NACHFOLGE: Offen bleibt nach wie vor die Frage, wer Weber im nächsten Jahr beerben wird. Nach zehn Jahren an der Spitze des UBS-Aufsichtsgremiums soll er an der Generalversammlung im kommenden April abgelöst werden. Zuletzt hatte es dazu geheissen, die Suche nach einem Nachfolger habe Anfang 2021 begonnen, und Weber selbst sowie CEO Ralph Hamers seien in den Suchprozess eingebunden.

Ein Kandidat wurde bisher nicht präsentiert. In verschiedenen Medien wird darüber spekuliert, Jens Weidmann könnte nach seinem frühzeitigem Abgang als Chef der Deutschen Bundesbank Ende Jahr in die Fussstapfen von Weber treten. Weber selbst kam damals auch von der deutschen Zentralbank zur UBS; Weidmann war damals sein Nachfolger.

AKTIENKURS: UBS notieren bei 15,98 Franken (Stand Freitag 11.20 Uhr) und legen im laufenden Jahr 28 Prozent zu. Damit stehen sie deutlich besser da als der Gesamtmarkt (SMI: +13%) und vor allem als die Konkurrenz (CS: -16%). Im vergangenen Jahr hatte die UBS-Aktie unter dem Strich 2 Prozent zugelegt. Vor einigen Tagen erst markierte sie ein neues Jahreshoch bei 16,05 Franken. So hoch notierten die Titel zuletzt im August 2018.

Homepage: www.ubs.com

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