Zürich (awp) - Die Aktien des Vermögensverwalters Julius Bär geraten am Donnerstag unter Abgabedruck. Die Finanzmarktaufsicht hat schwere Mängel in der Geldwäschebekämpfung festgestellt und nimmt nun die Bank an die Leine und verbietet ihr bis auf weiteres grosse oder komplexe Akquisitionen.

Gegen 9.20 Uhr verlieren Julius Bär 1,7 Prozent auf 48,42 Franken. Der Gesamtmarkt (SPI) notiert derweil 0,12 Prozent unter dem Schlussstand vom Mittwoch.

Die Finma hat bei Julius Bär zwischen 2009 und 2018 "schwere Mängel in der Geldwäschereibekämpfung" festgestellt und Massnahmen angeordnet. Bis zur "Wiederherstellung des ordnungsgemässen Zustandes" darf die Bank keine grossen und komplexen Firmenakquisitionen durchführen. Die Umsetzung der Massnahmen soll von einem unabhängigen Beauftragten überprüft werden.

Die Bank anerkennt die Schlussforderungen grundsätzlich. Man habe die Risikokontrolle und das Compliance bereits massiv ausgebaut.

Damit hat sich bestätigt, was man schon lange vermutet hatte, meint ZKB-Analyst Michael Kunz: Dass Julius Bär bei der Vollgasstrategie des früheren CEO Boris Collardi "denn doch zu hart am Wind gesegelt ist." Kunz versteht jetzt in der Rückschau auch, warum die Bank vor zwei Wochen bei der Präsentation der Jahreszahlen eine "Strategie ohne Wachstumsfantasie" dargelegt habe.

Die Ergebnisse der Finma-Untersuchungen sind "ernst zu nehmen", urteilt Vontobel-Experte Andreas Venditti. Auch Venditti denkt, dass ein Teil der jüngsten Änderungen in der Strategie, die von neuen Konzernchef Philipp Rickenbacher angekündigt wurden, wohl in diesem Zusammenhang zu sehen sind.

Der neue CEO Philipp Rickenbacher hatte dem auf Nettoneugeldwachstum ausgerichteten Geschäftsmodell seines Vor-Vorgängers Collardi eine Absage erteilt und will sich in Zukunft am Gewinnwachstum vor Steuern messen lassen.

Mit einem harten Eingreifen der Finma habe man rechnen müssen, sagte ein Händler. Denn die Presse habe ja seit einiger Zeit immer wieder darüber berichtet. "Aber das explizite Verbot für komplexe Transaktionen ist schlecht", sagte der Händler.

"Das Schlamassel verdanken wir der alten Führung, die noch um fünf vor zwölf abgehauen ist", sagte ein anderer Händler. Damit gemeint seien neben Boris Collardi auch der letzte CEO Bernhard Hodler sowie der frühere Verwaltungsratspräsident Daniel Sauter.

ra/kw