Bern (awp) - Die Aktien von Julius Bär sind mit deutlichen Kursverlusten in die neue Woche gestartet. Die Zürcher Bank hatte vorbörslich mit einem leicht enttäuschenden Geschäftsergebnis 2020 aufgewartet. Nichts überraschendes bot nach Ansicht der Analysten auch Strategie-Update für die Periode 2020 bis 2022.

Gegen 9.25 Uhr verlieren Julius Bär 3,9 Prozent auf 46,44 Franken. Der Gesamtmarkt (SPI) notiert demgegenüber lediglich 0,09 Prozent unter dem Schlussstand vom Freitag.

Julius Bär hat gemäss ZKB ein durchwachsenes Ergebnis 2019 veröffentlicht. Bis auf den Betriebsertrag, der im Rahmen der Konsenserwartungen lag, verfehlt der bereinigte Konzerngewinn selbst die pessimistischsten Annahmen. Andere Kerngrössen wie Nettoneugeld oder Dividende lagen am unteren Ende der Erwartungsbandbreite der Analysten.

Die Analysten der Bank Vontobel und der Deutschen Bank machen höhere Kosten für den schwächer als erwarteten Vorsteuergewinn verantwortlich. Umso mehr begrüsst Andreas Venditti von Vontobel, dass sich Julius Bär nun des Kostenproblems annimmt und Einsparungen von rund 200 Millionen Franken anstrebt.

Benjamin Goy von der Deutschen Bank weist darauf hin, dass zwar das Nettoneugeldwachstum unterhalb des eigenen Zielbereichs eines Zuflusses von 4 bis 6 Prozent gelegen sei, ohne die problembehaftete Kairos hätte es aber bei 4,1 Prozent betragen.

Für Gesprächsstoff sorgt aber vor allem das Strategie-Update unter dem neuen Firmenchef Philipp Rickenbacher. Er erteilt dem auf Nettoneugeldwachstum ausgerichteten Geschäftsmodell seines Vorgängers Boris Collardi eine Absage und will sich in Zukunft am Gewinnwachstum vor Steuern messen lassen. Am wichtigsten sei vermutlich die Aussage, den "Führungsschwerpunkt von einer Netto-Neugeld-Strategie zu nachhaltiger Gewinnsteigerung [zu] verlagern", schreibt Michale Kunz von der ZKB.

Die diesbezüglichen Zielvorgaben decken sich weitestgehend mit den durchschnittlichen Analystenschätzungen. Beim Kosten-Ertrags-Verhältnis - dieses soll bis Ende 2022 auf 67 Prozent oder tiefer nach zuletzt rund 71 Prozent zu liegen kommen - hatten sich einige Experten rückblickend noch deutlichere Verbesserungen erhofft.

Das neue Programm, das gemäss Julius Bär eine Ertragsverbesserungen von mehr als 150 Millionen vorsieht, ziele wohl eher darauf, die Bruttomarge zu stabilisieren als diese zu verbessern. Angesichts der Marktdynamik sei diese eine realistische Annahme, führen die Experten der UBS aus.

Die angekündigten strategischen Massnahmen beinhalte ziemlich genau das, was er vom neuen CEO Philipp Rickenbacher erwartet habe, hält Kunz von der ZKB weiter fest. Der angestrebte Quotient von Kosten zu Erträgen klinge ambitioniert - ein Markteinbruch dürfe dem Management von daher auf keinen Fall dazwischenkommen, so die Analysten weiter.

sig/hr