Zürich (awp) - Der Lebensmittelkonzern Nestlé publiziert am Donnerstag, 14. April die Umsatzzahlen zum ersten Quartal 2016. Zum AWP-Konsens haben insgesamt elf Analysten beigetragen.

Q1 2016E
(in %)                   AWP-Konsens   Q1 2015A   

Organisches Wachstum (OG)    3,6         4,4           
Mengenwachstum (RIG)         2,4         1,9          

Umsatz (in Mio CHF)        21'071      20'918          

(von Nestlé zusammengestellter Konsens mit 26 Analysten für OG/RIG: 3,6%/2,5%)

FOKUS: Da Nestlé zu den ungeraden Quartalen keine Gewinnzahlen bekannt gibt, liegt der Fokus ganz klar auf den Umsatzzahlen. Die für die Branche wichtigste Kenngrösse ist dabei das organische Wachstum. Dieses setzt sich aus dem Mengenwachstum, dem sogenannten internen Realwachstum RIG, und der Preiskomponente zusammen. Zuletzt hatte sich Nestlé vor allem mit der RIG-Entwicklung zufrieden gezeigt (Q4: 2,7%), während die Preiskomponente sich im zum Teil deflationären Umfeld relativ schwach entwickelte.

Nestlé geht laut den Angaben vom Februar (Bekanntgabe Jahresergebnis 2015) davon aus, dass das Handelsumfeld im Jahr 2016 den Vorjahren ähneln wird, wobei die Preiskomponente noch schwächer ausfallen könnten als zuletzt. Vor allem im ersten Quartal dürfte das Wachstum eher mager bleiben, sagte Finanzchef Roger an der Bilanz-Medienkonferenz. Der letztjährige Verkaufsstopp für Maggi-Nudeln in Indien etwa werde sich weiter negativ auswirken. Man habe die Verkäufe im November zwar wieder aufgenommen, doch die verkauften Volumen seien im Moment noch etwa halb so hoch wie vor einem Jahr. Auch eine Klage gegen die Hundefutter-Marke Beneful dürfte sich laut Analysten im Vorjahresvergleich negativ auswirken. Im zweiten und dritten Quartal werden dann aufgrund einfacherer Vorjahresvergleiche einige Verbesserungen erwartet. Die Erwartungen bei Investoren sind entsprechend für das erste Quartal relativ tief: Analysten schätzen ein organisches Wachstum ganz klar unter den 4,2% des Gesamtjahres 2015.

Neben dem Maggi-Nudelskandal in Indien (siehe auch Rubrik PRO MEMORIA) waren in den letzten Jahren vor allem zwei Problembereiche für die etwas schwächere Performance verantwortlich: Das US-Tiefkühlgeschäft sowie China. Während Nestlé bei ersterem den Turnaround laut eigenen Angaben mehr oder weniger geschafft hat, bleibt in China noch relativ viel zu tun. Nestlé hatte dort in gewissen Bereich vor allem die sich schnell ändernden Konsumgewohnheiten etwas verschlafen und setzt nun hohe Mittel, etwa für den Online-Verkauf, ein.

ZIELE: Nestlé rechnet für 2016 laut den Angaben vom Februar mit einem vergleichbaren organischen Wachstum wie 2015 (4,2%). Weiter wird wie üblich eine Verbesserung der Margen und des nachhaltigen Gewinns je Aktie bei konstanten Wechselkursen und der Kapitaleffizienz angestrebt. Das langfristige Wachstumsziel von 5-6%, das sogenannten Nestlé-Modell, wurde in den letzten drei Jahren nicht erreicht und wurde in den letzten Quartalen jeweils auch nicht in den Nestlé-Statements erwähnt. Auf Nachfrage wurde das (langfristige) Modell aber jeweils bestätigt, wobei CEO Bulcke dies jeweils u.a. auch mit der Motivation der Mitarbeiter begründete.

PRO MEMORIA:

VR-PRÄSIDIUM/CEO-POSTEN: Nestlé VR-Präsident Peter Brabeck wird auf die Generalversammlung 2017 hin von seinem Amt zurücktreten. Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass der jetzige CEO Paul Bulcke in dieses Amt aufrücken wird und entsprechend ein neuer CEO gewählt werden müsste. Wenn dem so wäre, dürfte dies in diesem Herbst kommuniziert werden. Da Nestlé fast immer einen internen Kandidaten zum Konzernchef macht, stehen derzeit folgende Namen aus der Generaldirektion im Vordergrund: Wan Ling Martello (früher CFO, jetzt Chefin Zone AOA), Laurent Freixe (Chef Zone Americas) sowie Chris Johnson (Chef Nestlé Business Excellence).

INDIEN/MAGGI: Nestlé hatte bekanntlich im vergangenen Jahr Probleme mit seinen Maggi-Nudelgerichten in Indien. Dem Unternehmen wurde vorgeworfen, dass die Fertig-Nudelgerichte zu hohe Bleibelastungen enthielten, was zu einem vorübergehenden Verkaufsstopp führte. Ganz ausgestanden scheint die Sache aber noch nicht zu sein. "Wir sind noch nicht über den Berg", sagt Asien-Chefin Wan Ling Martello Mitte Februar in einem Interview. Die Erfahrung zeige, dass es bei solchen Geschichten rund drei Jahre lang dauere, bis der Normalzustand wieder erreicht sei. Gemäss einem Wallstreet-Bericht von Anfang April haben ausserdem Lebensmittelinspektoren im Bundesstaat Uttar Pradesh eine Klage gegen den Nahrungsmittelkonzern eingereicht und werfen dem Unternehmen unzulängliche Produktionsmethoden vor. In Proben der Instant-Nudeln seien zu hohe Asche-Anteile gefunden worden, hiess es. Nestlé selber wies darauf hin, dass die Bestandteile unbedenklich seien und bei der Oxidation von Calcium und Kalium entstünden.

MERGER & ACQUISITIONS: Nestlé hat in den letzten Monaten keine grösseren Firmentransaktionen mehr bekannt gegeben. Übernahmen bleiben aber weiter ein Thema. Man sei weiterhin offen für ergänzende Akquisitionen, wiederholte CEO Paul Bulcke im Februar die übliche Sprachweise.

AKTIENRÜCKKAUF: Ein Aktienrückkaufprogramm über 8 Mrd CHF war Anfang Dezember 2015 abgeschlossen worden. Verschiedene Analysten hatten daher zum diesjährigen 150-Jahr-Jubiläum ein neues Rückkaufprogramm erwartet. Im Februar hatte es dazu keine Ankündigung gegeben. Ein Aktienrückkauf sei etwas besonderes bzw. soll nicht die Regel sein, machten die Verantwortlichen damals klar. Es wurde auch damit begründet, dass Nestlé das "AA"-Rating behalten will.

AKTIENKURS: Der Nestlé-Aktienkurs hat sich im laufenden Jahr im Vergleich mit dem Gesamtmarkt etwas besser entwickelt. Beim aktuellen Stand von rund 70 CHF verliert das Papier gegenüber Ende 2015 rund 6% (SMI -12%/SPI -8%), wobei dies ziemlich genau der Hälfte der am Montag (11.4.) ausbezahlten Dividende entspricht.

Homepage: http://www.nestle.com

jl/uh