(Neu: Aussagen aus Interview, Aktienkurs)

LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Die ehemalige Bayer-Tochter Covestro hat ihren guten Lauf im dritten Quartal noch beschleunigt. Eine weiter robuste Nachfrage nach Kunststoffen und höhere Produktpreise trieben Umsatz und Gewinn stärker nach oben, als Analysten erwartet hatten. Gleichzeitig kündigte der Kunststoff-Spezialist am Dienstag ein Aktienrückkauf-Programm an und will dafür bis zu 1,5 Milliarden Euro in die Hand nehmen.

"Wir schauen uns nach ergänzenden Zukäufen um, haben aber entschieden, dass angesichts der aktuell sehr hohen Preise für Übernahmen das Geld besser in einen Aktienrückkauf investiert wird", sagte Covestro-Vorstandschef Patrick Thomas der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Von Analysten wie Sebastian Satz von Barclays gab es Lob für das Programm. Es sei das "erste bedeutsame Aktienrückkaufprogramm eines europäischen Chemieunternehmens seit vielen Jahren". Auch die Zahlen fanden Anklang bei den Experten. Die Aktie war zuletzt Spitzenreiter im MDax mit einem Plus von rund sechs Prozent.

Zwischen Juni und September wuchsen die Erlöse im Konzern um knapp 17 Prozent auf 3,53 Milliarden Euro und der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) schnellte gar um die Hälfte nach oben auf 862 Millionen Euro. Unter dem Strich blieben 491 Millionen Euro übrig und damit knapp 90 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

An der Prognose für das laufende Jahr hält der Konzern fest. Demnach rechnet das Management um Konzernchef Patrick Thomas unverändert mit einem Mengenwachstum im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Im dritten Quartal lag der Zuwachs im Kerngeschäft bei 2,6 Prozent. Covestro sprach von einer unverändert robusten Nachfrage in den Hauptabnehmerbranchen.

"Allein durch Preissteigerungen erwarten wir 2017 einen positiven Effekt auf den Gewinn von 300 Millionen Euro", sagte Thomas. "Einige Analysten meinen, dass wir im Gesamtjahr auf ein Ebitda von über 3 Milliarden Euro kommen könnten. Wir geben aber keine solch detaillierte Prognose ab."

Die Covestro-Materialien etwa für Hart- und Weichschäume werden in der Auto-, Bau- und in der Elektroindustrie eingesetzt. Von den drei Hauptsegmenten konnten zwei mit Zuwächsen aufwarten; im Geschäft mit Stoffen für Beschichtungen, Lacke und Klebstoffe sanken Umsatz und Gewinn. Das Management machte dafür unter anderem einen Lagerabbau verantwortlich.

Das Geschäft bleibe trotz der aktuellen Schwäche attraktiv, sagte Thomas. "Die Margen bezogen auf den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen liegen weiterhin bei um die über 20 Prozent."

Künftig will Covestro sein Geschäft stärker digitalisieren. Dazu sollen Kunden Standardprodukte einfacher über eine Online-Plattform einkaufen können. Ende 2019 soll darüber ein Umsatz von rund einer Milliarde Euro hereinkommen. Bislang liege er bei diesem Vertriebsweg bei unter hundert Millionen Euro, sagte Thomas. Covestro habe in den vergangenen drei bis vier Jahren an der Online-Handelsplattform gearbeitet. "Da wir unsere Kunden sehr genau kennen und etwa wissen, auf welchen Maschinen ihre Produkte hergestellt werden, können wir ihnen sehr passgenaue Angebote machen", sagte der Manager.

Thomas wird - wie bereits bekannt - seinen im September 2018 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Sein Nachfolger wird der Covestro-Vorstand Markus Steilemann. Nach dem abrupten Abgang des Finanzchefs hat Thomas auch dessen Aufgaben vorübergehend übernommen.

Covestro ist seit Herbst 2015 börsennotiert. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer hält wie Ende September mitgeteilt direkt noch 24,6 Prozent der Covestro-Anteile. Der Kunststoffspezialist mit weltweit 16 100 Mitarbeitern war zuvor als Bayer MaterialScience bekannt./stb/jha/oca