Zürich (awp) - Die Swiss Life hat im ersten Halbjahr 2020 weniger verdient als im Vorjahr, aber mehr als von Analysten erwartet. Auch die Prämieneinnahmen blieben wie erwartet deutlich unter dem Wert von 2019. Damals hatte der grösste Schweizer Lebensversicherer vom Ausstieg des Konkurrenten Axa aus dem BVG-Vollversicherungsgeschäft profitiert. Die Aktie legte deutlich zu.

Konkret sanken die Prämieneinnahmen in der Periode von Januar bis Juni in lokalen Währungen um 16 Prozent auf 11,6 Milliarden Franken, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag heisst. Unter Ausklammerung des ausserordentlichen Effekts lagen die Prämieneinnahmen in der Schweiz allerdings um 2 Prozent über dem Vorjahr und gruppenweit auf Vorjahresniveau, wie betont wurde.

Die Gebührenerträge (Fees) der Swiss Life, die auch in der Finanzberatung und in der Vermögensverwaltung stark vertreten ist, stiegen in lokaler Währung um 10 Prozent auf 916 Millionen Franken. Das Fee-Ergebnis konnte um 6 Prozent auf 267 Millionen Franken gesteigert werden.

Konzernchef Patrick Frost zeigt sich zufrieden mit dem ersten Halbjahr. "Wir haben zeitnah Massnahmen ergriffen, um die Herausforderungen rund um die Covid-19-Pandemie bewältigen zu können", wurde er in der Mitteilung zitiert. Die grössten Effekte seien über die Entwicklungen an den Finanzmärkten zu spüren gewesen, die zu einem tieferen Sparergebnis geführt hätten. Der Erfolg beim Fee- und beim Risiko-Ergebnis hätten dies aber teilweise kompensieren können.

Weiterhin hohe Solvenzquote

Der bereinigte Betriebsgewinn sank insgesamt denn auch um 6 Prozent auf 780 Millionen Franken, unbereinigt waren es 765 Millionen. Der Reingewinn kam derweil auf 537 Millionen Franken zu stehen (-13%) und lag damit 80 Millionen tiefer als im Vorjahr. Von diesem Rückgang seien 30 Millionen auf einen positiven einmaligen Steuereffekt im Kontext der Schweizer Unternehmenssteuerreform im Vorjahr zurückzuführen. Ein grösserer Teil stammte zudem aus Währungseffekten.

Die Solvenzquote (SST) ist wegen Corona zwar etwas gesunken, und zwar auf 185 Prozent von noch 204 Prozent zu Beginn des Jahres. Sie liege damit aber weiter am oberen Ende des strategischen Zielbereich von 140 bis 190 Prozent. Dank der guten Entwicklung an den Finanzmärkten sei sie aktuell gar auf rund 190 Prozent gestiegen, sagte Konzernchef Patrick Frost im Gespräch mit AWP.

In Bezug auf die weitere Zukunft gab sich der Firmenchef optimistisch. Mit dem Unternehmensprogramm "Swiss Life 2021" sei man auf Kurs, meinte er. Entsprechend wurden die finanziellen Zielsetzungen bestätigt.

Keine Anzeichen einer Korrektur am Immobilienmarkt

Swiss Life besitzt bekanntlich das grösste Immobilienportfolio in der Schweiz. Die Entwicklung dort bereitet dem Firmenchef allerdings kaum Sorgen: "Seit Jahren spricht man von einer Korrektur, die bald eintreffen sollte. Irgendwann wird sie wohl kommen, aber wir spüren weiterhin überhaupt nichts davon", so CEO Frost.

Im Gegenteil: man habe im ersten Halbjahr weitere "happige Aufwertungen" (+0,8%) im Immobilienbereich gesehen. Und die Leerstände seien mit 3,8 Prozent insgesamt weiter auf einem historisch tiefen Niveau. Wie andere Versicherer ist Swiss Life gewissen Mietern in der Zeit des Corona-Lockdowns mit Mietstundungen oder -erlassen entgegengekommen. Dies führte insgesamt zu deutlich tieferen Mieterträgen, wobei die Mieterlasse laut Frost rund 10 Millionen Franken ausmachten.

"Gute Dividende"

Insgesamt zeigte sich Frost zuversichtlich, dass die Aktionäre der Swiss Life auch im nächsten Jahr nicht darben müssen. "Wir sind optimistisch, dass wir auch für 2020 eine gute Dividende ausschütten können", sagte er zu AWP. Bezüglich des Aktienrückkaufs, der im Frühling wegen Corona gestoppt wurde, soll es im November zusammen mit der Q3-Berichterstattung ein Update geben.

Die heutigen News wurden von Investoren und Analysten gut aufgenommen. Die Aktie von Swiss Life war gegen 13 Uhr mit einem Plus von 2 Prozent klar stärkster SMI-Wert. Insgesamt war bei Analysten von einem angesichts der Umstände "guten" oder gar "starken" Resultat die Rede. Sowohl das Anlageergebnis wie auch die Eigenmittelsituation seien "gut", meinte etwa der zuständige Analyst der ZKB.

uh/ra