Zürich (awp) - Der Investor Michael Pieper ist über seine Finanzgesellschaft Artemis an Firmen beteiligt, die konjunkturelle Schwankungen bald einmal zu spüren bekommen. "Dass eine weltweite Rezession bevorsteht, sehe ich zurzeit noch nicht", sagte Pieper im Interview mit dem Online-Portal "The Market" (online am 11.09.). Die Gruppe spüre aber Verunsicherung in allen Märkten und eine grosse Investitionszurückhaltung.

Davon seien etwa das Pressengeschäft von Feintool oder die Bestellungen von Spinnereimaschinen der Rieter-Gruppe betroffen. "Die grossen Kunden warten alle zu und das drückt die Stimmung", sagte Pieper weiter. Manager müssten in solchen Phasen des Abschwungs versuchen, mit Kostensenkungen dagegenzuwirken und die Firmen sollten liquide und finanziell möglichst unabhängig bleiben.

Der konjunkturelle Abschwung trifft die globale Autoindustrie besonders und davon sind auch die dem Kreise der Pieper-Beteiligungen angehörenden Firmen Feintool und Autoneum betroffen. Die beiden Zulieferer der Autobranche seien insgesamt gut aufgestellt, doch bewegten sich die Abrufe der Kunden zurzeit auf einem zu tiefen Niveau, gab Pieper zu bedenken.

Unruhen in der Türkei belasten Rieter

Mit einem Anteil von 11,5 Prozent ist die Artemis-Gruppe auch am Spinnmaschinenhersteller Rieter beteiligt, der im Halbjahr unter dem Umsatzeinbruch im wichtigen Markt Türkei gelitten hatte. "Die politischen Unruhen tun der Türkei nicht gut, speziell auch die unternehmerischen Freiheiten sind eingeschränkt", sagte Pieper mit Blick in Richtung Bosporus. Das dürfe nicht zu lange dauern, sonst habe es einen bleibenden Schaden zur Folge.

Auch der Handelskonflikt zwischen den USA und China habe in der Textilindustrie Verunsicherung ausgelöst, das treffe auch Rieter. Ein Rieter-Kunde aus China etwa habe berichtet, dass die Amerikaner den Kauf von Garn aus China reduziert hätten und Ende Jahr nochmals reduzieren würden. Als Folge davon weichen Spinnereien laut Pieper in andere Länder aus, wie zum Beispiel Vietnam und Bangladesch. Dorthin zügelten sie ihre modernen Maschinen.

Für die am Baumarkt in der Schweiz, in Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien und der Slowakei tätige Arbonia, zeigte sich Pieper angesichts den durch die Klimadebatte ausgelösten Entwicklungen zuversichtlich. "Mit einem Angebot an besseren Türen, besseren Fenstern und Wärmepumpen sehe ich für Arbonia eine grosse Zukunft". Auch Forbo stehe gut da, etwa mit Kunden im Bereich der Bodenbeläge, wo wichtige Kunden wie Spitäler, Schulen, Universitäten, Kinderheime oder Alterssiedlungen nach wie vor investierten.

Artemis investiert zurückhaltend

Auch die Artemis-Gruppe agiert in Sachen Investitionen laut Pieper seit rund neun Monaten vorsichtig. "2018 tätigten wir in der Artemis Group Investitionen von 400 Millionen Franken oder etwa 12 Prozent des Umsatzes. In diesem Jahr werden es rund 250 Millionen sein, also rund 40 Prozent weniger." Dennoch schaue man sich nach Chancen um, etwa mit dem Küchenbauer Franke, der ganz der Artemis-Gruppe gehört.

Auf die Frage, ob ein Ausbau bei den bestehenden Beteiligungen geplant sei, sagte Pieper: "Ich bin nicht mehr der Jüngste und habe eine enge Beziehung zu meinen Kindern, die mir sagen, dass ich schon genug Beteiligungen hätte. Das spricht gegen den Ausbau der Beteiligungen." Allerdings wünsche er sich für Franke gleichwohl, den Umsatz von derzeit über 2 Milliarden Franken auch mithilfe von Ergänzungskäufen in fünf Jahren auf 3 oder 4 Milliarden zu steigern.

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