Die Gesellschaft habe rund 500 Piloten zuviel an Bord, sagte Vorstandschef Michael O'Leary am Donnerstag auf der Hauptversammlung des Konkurrenten der Deutschen Lufthansa in Dublin. Einige könnten für zwölf Monate ohne Bezahlung freigestellt werden, doch es werde auch Entlassungen geben. Ryanair beschäftigt insgesamt rund 17.000 Mitarbeiter. Im Juli war noch von einem Überhang von 900 Stellen die Rede. Ryanair begründete das damit, dass sich die Auslieferung neuer Boeing-Flugzeuge des nach zwei Abstürzen weltweit gesperrten Modells 737 MAX verzögere. O'Leary bekräftigte, vor Ende Februar rechne er nicht damit, den ersten von insgesamt 58 bestellten Jets in Dienst stellen zu können.

Das Aktionärstreffen stimmte mit hauchdünner Mehrheit von 50,5 Prozent für ein Bonusprogramm, durch das der Ryanair-Chef über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt rund 100 Millionen Euro zusätzlich kassieren könnte. Voraussetzung ist, dass er die Margen oder den Aktienkurs verdoppelt. In den vergangenen zwei Jahren schrumpfte der Kurs allerdings um die Hälfte. O'Leary führt seit 25 Jahren die Airline. Er hatte im Februar erklärt, für weitere fünf Jahre zur Verfügung zu stehen. Seit 1. September hat Ryanair eine Konzernstruktur eingeführt. Dabei ist O'Leary oberster Chef der Ryanair-Gruppe. Chef der Hauptfluggesellschaft Ryanair DAC ist Eddie Wilson, zuvor Personalchef. Zur Gruppe gehören außerdem Buzz aus Polen, Laudamotion aus Österreich und Malta Air.

Während sich Ryanair vor Kurzem mit der deutschen Pilotenvereinigung Cockpit erstmals auf einen Tarifvertrag einigte, schwelen in Großbritannien, Spanien und Portugal die Tarifkonflikte weiter, die erneut zu Streiks führen könnten. Die britischen Piloten wollten ab Mitte dieser Woche erneut die Arbeit niederlegen. Ihre Gewerkschaft BALPA (British Airline Pilots Association) erklärte am Donnerstag, Ryanair habe bei einer Beteiligung am Streik den Wegfall von Zusatzleistungen angedroht. BALPA wolle sich um einen neuen Verhandlungstermin am Freitag oder Montag bemühen.