KÖLN (awp international) - Der Chemiekonzern Lanxess sieht sich dank der Nachfrage nach Wasseraufbereitungstechnik, Flammschutzmitteln und Pharmawirkstoffen auf Kurs zu seinem geplanten Jahresgewinn. Die andauernde Schwäche der Autoindustrie und ein schwaches Chromerz-Geschäft konnte Lanxess weitgehend ausgleichen. Zudem treibt Konzernchef Matthias Zachert den Umbau hin zur profitableren Spezialchemie voran und richtet das Geschäft mit sogenannten Organo-Metallen neu aus.

Trotz positiver Nachrichten geriet die Lanxess-Aktie am Mittwoch unter Druck. Am späten Vormittag lag sie mit 3,52 Prozent im Minus bei 60,36 Euro und war damit einer der schwächsten Titel im MDax . Einem Analysten zufolge könnten die Markterwartungen für 2019 ein klein wenig zu hoch sein.

Der Gewinnausblick für das Schlussquartal impliziere für 2019 ein operatives Ergebnis leicht unter der durchschnittlichen Analystenschätzung, erklärte Chemie-Experte Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan. Das könnte die Aktien nach ihrem guten Lauf in diesem Jahr zunächst belasten. So summiert sich das Kursplus 2019 trotz der Verluste von diesem Mittwoch immer noch auf rund 50 Prozent. Das Management müsse nun für Zuversicht sorgen, dass es die Mitte seiner Zielspanne für den operativen Gewinn (Ebitda) erreichen könne, erklärte Udeshi.

Lanxess-Chef Matthias Zachert rechnet für das Schlussquartal mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (Ebitda) und Sondereinflüssen leicht über dem Vorjahresniveau. Für das Gesamtjahr stellt er damit weiterhin ein operatives Ergebnis von 1,0 bis 1,05 Milliarden Euro in Aussicht nach 1,02 Milliarden im Jahr 2018.

Auch insgesamt äusserte sich Zachert bei der Zahlenvorlage am Mittwoch in Köln vorsichtig: "Wir gehen davon aus, dass 2020 auch ein schwieriges Jahr für die Industrie sein wird." Das politische und wirtschaftliche Umfeld trübe sich weiter ein. Eine Erholung der Automobilindustrie, die für etwa ein Fünftel des Konzernumsatzes steht, sei weiterhin nicht in Sicht.

Im dritten Quartal bekamen die Kölner die schwache Nachfrage aus der Autoindustrie erneut zu spüren. Der Umsatz fiel minimal auf 1,78 Milliarden Euro. Das bereinigte Ebitda sank um 3,6 Prozent auf 267 Millionen Euro. Beide Werte übertrafen die durchschnittlichen Analystenschätzungen leicht. Der Überschuss mit ging wegen höherer Abschreibungen deutlich auf 69 Millionen Euro zurück, was laut Analyst Markus Mayer von der Baader hinter den Schätzungen zurückblieb.

Die Autobranche leidet schon länger unter dem Handelsstreit zwischen den USA und China sowie dem rasanten Wandel hin zur Elektromobilität. Das drückt auch auf die Nachfrage nach Spezial-Kunststoffen, die Lanxess in der Sparte Engineering Materials anbietet. Hier fielen Umsatz und operativer Gewinn prozentual zweistellig.

Zwar bekommt auch die Sparte für Zusatzstoffe (Special Additives) etwa für Schmier- und Flammschutzmittel die Schwäche bei den Autos zu spüren. Die Nachfrage nach Flammschutzmitteln glich das aber mehr als aus. Dabei zahlen sich die Übernahmen der vergangenen Jahre aus, als Lanxess diesen Bereich gezielt mit der Übernahme von Chemtura und des Phosphorchemikalien-Geschäfts von Solvay gestärkt hatte.

Gut lief auch das Geschäft im Segment Advanced Intermediates rund um chemische Zwischenprodukte für die Industrie. Umsatz und operatives Ergebnis stiegen leicht. So erholte sich die Feinchemikalien-Tochter Saltigo weiter, die vor allem Dienstleistungen wie Auftragsfertigungen für Kunden der Agrar- und Pharmabranche sowie für andere Spezialchemie-Unternehmen anbietet.

Zu Advanced Intermediates gehört auch das Geschäft mit Organo-Metallen, das Lanxess-Chef profitabler machen will. Am Standort Bergkamen will er dazu die Produktion von Organo-Metallen auf Aluminium-Basis ausbauen. Das Geschäft mit den Stoffen, die als Katalysatoren bei der Herstellung von Kunststoffen eingesetzt werden, gilt als sehr profitabel und wachstumsstark.

Im gleichen Zug verkauft Lanxess das Geschäft mit Organo-Metallen auf Zinn-Basis zu einem nicht genannten Preis an das US-Chemieunternehmen PMC Group. Dabei führt der Konzern die Produktion noch bis mindestens Ende 2021 als Auftragsfertigung für PMC fort.

Mit den Schritten setze Lanxess den erfolgreichen Umbau fort, konstatierte Analyst Heiko Feber vom Bankhaus Lampe. Allerdings entstehen im Zuge des Verkaufs auch einmalige Belastungen etwa durch Abschreibungen. Analystin Georgina Iwamoto von Goldman Sachs, die die Quartalszahlen ansonsten lobte, sah in den fortgesetzten Sonderkosten für den Konzernumbau einen Kritikpunkt. Investoren hätten gehofft, dass solche ständigen Belastungen für den Mittelzufluss des Konzerns in naher Zukunft aufhörten.

Im Zuge des Konzernumbaus hatte Lanxess bereits im August den Verkauf von Teilen der in Lederchemie in Südafrika angekündigt. Mittelfristig will sich Lanxess komplett aus Südafrika zurückziehen, wie Zachert sagte. Der Konzern betreibt in dem Land unter anderem noch ein Bergwerk, in dem Chromsalze für die Lederbearbeitung abgebaut werden. Hier hatte ein Streik der Arbeiter im zweiten Quartal deutlich belastet. Die Folgen waren auch im dritten Jahresviertel zu spüren. Ein kräftiges Wachstum mit Wasseraufbereitungs- und Materialschutztechnik sowie positive Wechselkurseffekte machten in der Sparte Performance Chemicals das schwache Chromerz-Geschäft allerdings mehr als wett.

Neben dem laufenden Konzernumbau steckt Lanxess auch viel Geld in die Verringerung des CO2-Ausstosses und errichtet in Antwerpen eine Anlage zur Zersetzung des klimaschädlichen Lachgases. Zudem will Lanxess in Indien künftig nur noch mit Ökostrom produzieren. Diese und weitere Massnahmen sollen den Konzern bis 2025 insgesamt bis zu 100 Millionen Euro kosten./mis/stw/stk