Berlin (Reuters) - Der zuletzt in die Kritik geratene Springer-Chef Mathias Döpfner tritt vorzeitig als Präsident des Verlegerverbands BDZV ab.

Döpfner werde sein Amt beim Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger nach sechs Jahren "ab Herbst in geordneter Weise in neue Hände, vorzugsweise auch in neue Strukturen übergeben", teilte der BDZV am Dienstag mit. Der 59-jährige Vorstandsvorsitzende von Axel Springer bat demnach in einem persönlichen Schreiben an die Verbandsmitglieder um Verständnis für seine Entscheidung. Seine Amtszeit als Cheflobbyist beim BDZV läuft eigentlich noch bis Herbst 2024.

Döpfner begründete seinen Schritt zum einen mit dem Kauf des US-Portals "Politico", der größten Investition in der Firmengeschichte von Springer - was "deutlich mehr Zeit und Präsenz von mir in Amerika erfordert". Zum anderen müsse jemand an die Verbandspitze treten, der nicht für ein großes, internationales Verlagshaus stehe, um stärker die Interessen kleinerer und mittelgroßer, regionaler und lokaler Verlage zu vertreten.

Der Deutsche Journalisten Verband (DJV) sprach von einer guten Entscheidung für den BDZV, für die Zeitungsverlage, für Journalistinnen und Journalisten, "und wahrscheinlich auch für Mathias Döpfner selbst". In der Branche hieß es, Döpfner wolle mit dem angekündigten Rücktritt selbstbestimmt handeln. Einige Verleger hätten sich zwar skeptisch zum Springer-Chef geäußert, viele Vertreter von Presse-Häusern hätten ihn aber unterstützt.

Die Universität Frankfurt prüft derzeit Plagiatsvorwürfe rund um die Doktorarbeit von Döpfner. Eine Kommission untersucht seine Dissertation von 1990: "Musikkritik in Deutschland nach 1945: Inhaltliche und formale Tendenzen - eine kritische Analyse". Ein Universitäts-Sprecher sagte, die Hochschule prüfe noch. Es gebe keinen Zusammenhang mit der Rücktritts-Ankündigung Döpfners.

Der Manager und Springer-Großaktionär war auch in der Affäre um den Ex-Bild-Chef Julian Reichelt in die Kritik geraten. In einer persönlichen, aber bekanntgewordenen SMS hatte Döpfner mit einem umstrittenen DDR-Vergleich deutsche Journalisten pauschal kritisiert. Dies hatte viel Kritik ausgelöst. Im November 2021 hatte Döpfner sich bei den Präsidiumsmitgliedern des BDZV dafür entschuldigt.