LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Kunststoffkonzern Covestro hat im dritten Quartal zurück in die Gewinnzone gefunden. Rückenwind lieferten dabei eine weitere Erholung der Geschäfte in Asien sowie insbesondere ein kräftiger Tritt auf die Kostenbremse. Den Anfang Oktober angehobenen Jahresausblick für das operative Ergebnis bestätigte Konzernchef Markus Steilemann an Dienstag bei der Vorlage der endgültigen Quartalszahlen. Voraussetzung ist allerdings, dass es nicht erneut zu gravierenden Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivitäten durch Maßnahmen zur Corona-Eindämmung kommt.

Der Hersteller von Hart- und Weichschäumen, harten Kunststoffen und Lackvorprodukten für viele Industrien profitierte im dritten Quartal von einer anziehende Nachfrage der Möbel- und der Bauindustrie, aber auch der Automobilwirtschaft in China. Das glich eine weiterhin schwache Nachfrage etwa in Deutschland und den USA mehr als aus, so dass der Konzernabsatz im Kerngeschäft im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um drei Prozent wuchs. Vor allem die Autoindustrie schwächelt dabei außerhalb Chinas aber weiter. "China ist der einzige relevante, große Automobilmarkt, der sich in den letzten Wochen und Monaten nicht nur robust gezeigt hat, sondern signifikantes Wachstum über Vorjahr zeigte," sagte Covestro-Chef Markus Steilemann im Gespräch mit der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX.

Neben den in einigen Regionen immer noch eher trägen Geschäften machen den Leverkusenern weiterhin niedrigere Verkaufspreise sowie der schwache US-Dollar zu schaffen. So standen die Absatzpreise angesichts vermehrten Wettbewerbs schon vor der Corona-Krise unter Druck. Der Umsatz fiel nun im abgelaufenen Jahresviertel um knapp 13 Prozent auf rund 2,8 Milliarden Euro.

Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg im Jahresvergleich dank Kostensenkungen dennoch um rund 7 Prozent auf 456 Millionen Euro. Unter dem Strich blieb nun wieder ein Überschuss von 179 Millionen Euro (147 Mio VJ) hängen, nachdem im zweiten Quartal noch ein Verlust verbucht werden musste.

Mit Blick auf die Einsparungen ist Manager Steilemann optimistisch, sie zumindest in Teilen im kommenden Jahr wiederholen zu können. "Viele der kurzfristigen Maßnahmen werden sich auch 2021 in deutlichem Umfang wiederfinden." Dauerhaft lasse sich vor allem bei den Reisekosten sparen, "weil wir einfach gelernt haben mit den neuen digitalen Methoden effektiv zu arbeiten." Dagegen dürften 2021 - anders als im corona-geplanten laufenden Jahr - wohl wieder Aufwendungen für Bonuszahlungen an die Mitarbeiter anfallen.

Den Anfang Oktober angehoben Gewinnausblick für 2020 bestätigte das Unternehmen. Sollte es nicht erneut zu gravierenden Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivitäten durch Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie kommen, soll ein Ebitda von rund 1,2 Milliarden Euro erzielt werden nach 1,6 Milliarden Euro im Jahr 2019.

Beim auch für die Dividende wichtigen freien operativen Mittelzufluss sollen es im besten Fall 300 Millionen Euro werden. Dieser hatte sich zuletzt nach einem schwachen Jahresstart deutlich erholt, so dass nach neun Monaten nun ein Free Operating Cashflow von 136 Millionen Euro zu Buche steht.

Mit Blick auf die einzelnen Bereiche gab es Fortschritte beim Gewinn im Geschäft mit Vorprodukten für Hart- und Weichschäume (PUR, Polyurethane), die etwa in Autositzen, Stühlen oder auch als Dämmstoffe eingesetzt werden. Gleiches galt für die Polycarbonat-Sparte rund um harte Kunststoffe etwa für Autobau und Elektroindustrie. Im kleinsten Segment CAS rund um Vorprodukte für Lacke, Klebstoffrohstoffe und Spezialanwendungen ging das Ebitda im Jahresvergleich hingegen zurück. Hier konnten Einsparungen den Druck auf die Verkaufspreise nicht ausgleichen.

Die CAS-Sparte will Covestro mit dem Geschäftsbereich für nachhaltige Beschichtungsharze des niederländischen Chemiekonzerns Royal DSM stärken. Damit bauen die Leverkusener ihr Geschäft mit Spezialanwendungen aus, was in der Regel weniger stark schwankt und damit verlässlichere Gewinne ermöglicht. Für den Ende September angekündigten Deal legen sie 1,6 Milliarden Euro auf den Tisch. Ein Teil davon stammt aus einer Kapitalerhöhung von Mitte Oktober. Auch wenn nun erst einmal die Integration der DSM-Sparte auf der Agenda steht, bleiben laut Steilemann weitere Zukäufe zur Stärkung der Spezialitätengeschäfte auf der Agenda.

Für die Covestro-Aktien ging es am Vormittag im Einklang mit einem weiterhin angeschlagenen deutschen Leitindex Dax um 0,35 Prozent auf 42,61 Euro nach unten. Seit dem Kurstief im Sog des globalen Corona-Börsencrashs im März haben die Papiere sich allerdings immer noch um mehr als 80 Prozent erholt. Ein Dax-Abstieg, wie er wegen der Kursverluste im Sommer noch gedroht hatte, ist kein Thema mehr. Mit Blick auf 2020 notieren die Covestro-Papiere leicht im Plus, was knapp für einen Platz in den Top 10 des Dax reicht./mis/nas/stk