DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Telefonica-Deutschland-Chef Markus Haas hat die Pläne der Bundesregierung zur Finanzierung des Glasfaserausbaus über Mobilfunkfrequenzauktionen kritisiert. "So wird nur eine Zukunftstechnik zu Gunsten der anderen geschwächt", sagte Haas im Interview der Rheinischen Post (Freitag). "Wir brauchen schnell eine starke Infrastruktur für den Mobilfunkstandard 5G, um Kapazitäten und Qualität zu erhöhen und das Tor für neue Anwendungen aufzustoßen." Die neue Bundesregierung plant, dem schleppenden Breitbandausbau bei Glasfaserleitungen Beine zu machen, unter anderem durch Erlöse aus Mobilfunklizenzauktionen in Höhe von 10 bis 12 Milliarden Euro.

Der Chef des O2-Netzbetreibers schlägt vor, dass stattdessen schon erteilte Mobilfunklizenzen verlängert oder den Netzbetreibern direkt zugeteilt werden. Die oft milliardenschwer ersteigerten Lizenzen sind in Deutschland nur auf Zeit vergeben.

Haas stellte eine bessere Mobilfunkversorgung in Aussicht, sollte sein Vorschlag umgesetzt werden. "Als Gegenleistung könnte die Branche die Versorgung gerade auf dem Land deutlich verbessern - es sollte dann ab 2020 fast keine relevanten Funklöcher mehr geben", sagte der seit Anfang 2017 amtierende Manager. Neue Frequenzen für die kommende Mobilfunktechnik 5G sollten zudem nicht zu teuer werden. "Das gibt Freiraum für die Investitionen."

Mobilfunkanbieter ärgern sich seit langem über die hohen Milliardenzahlungen, die sie für den Zuschlag von Mobilfunklizenzen zahlen müssen. Der Bund versteigert die knappen Frequenzen in komplexen Auktionen, auch um das eigene Säckel zu füllen.

Legendär ist die UMTS-Auktion aus dem Jahr 2000, als der Bund umgerechnet gut 50 Milliarden Euro einstrich - die Funktechnik selbst kam danach aber nur schwer in die Gänge. Die letzte Frequenzauktion 2015 brachte gut 5 Milliarden Euro ein. Im Herbst diesen Jahres könnte eine erste Auktion für 5G-Frequenzen und für wieder freiwerdende UMTS-Lizenzen anstehen./men/she