DÜSSELDORF/ASCHHEIM (awp international) - Der Zahlungsdienstleister Wirecard sieht sich nach eigenen Prüfungen vom Vorwurf der Bilanzfälschung in der Zeitung "Financial Times" ("FT") entlastet. "Die Darstellungen in der FT sind falsch", bekräftigte Wirecard-Chef Markus Braun in einem Interview des Handelsblatts (Montag) frühere Aussagen.

"Wir haben nach Erscheinen des Artikels die dort erwähnten Sachverhalte vorsichtshalber noch einmal überprüft, insbesondere den Vorwurf, dass Umsätze nicht richtig verbucht wurden", sagte Braun dem Blatt. "Wir sind in die Substanz der Rechnungslegung gegangen und haben diese für 2016, 2017 und 2018 überprüft. Mit dem Ergebnis, dass alle Umsätze korrekt verbucht wurden und alle Geschäftsbeziehungen authentisch sind."

Mitte Oktober hatte ein neuer Bericht der britischen Wirtschaftszeitung inklusive angeblicher interner Wirecard-Dokumente nahegelegt, dass Töchter des Dax-Konzerns in Dubai und Irland zu hohe Umsätze ausgewiesen haben könnten. Wirecard hatte den Artikel bereits als "falsch und verleumderisch" zurückgewiesen. Das Unternehmen hat eine Sonderprüfung durch den Wirtschaftsprüfer KPMG in Auftrag gegeben, um Zweifel auszuräumen. Die Ergebnisse der auf einige Monate veranschlagten Untersuchung sollen veröffentlicht werden. Die Vorwürfe hatten die Wirecard-Aktie innerhalb eines Tages um zeitweise mehr als ein Fünftel abstürzen lassen.

Seit geraumer Zeit veröffentlicht die Londoner Zeitung kritische Berichte zu dem Finanztechnologiekonzern aus Aschheim bei München, die den Aktienkurs immer wieder unter Druck bringen. Ende Januar hatte das Blatt Untersuchungen bei einer Tochter in Singapur öffentlich gemacht. Auch damals hatte Wirecard-Chef Braun, der mit 7 Prozent das grösste Aktienpaket an der Firma hält, die Berichterstattung als falsch zurückgewiesen. Letztlich musste das Unternehmen nach einer Prüfung durch eine Anwaltskanzlei einräumen, dass in geringem Umfang Umsätze falsch verbucht wurden.

Braun zweifelt auch die Echtheit der von der "FT" im Rahmen der Berichterstattung veröffentlichen Dokumente an. "Unsere Dubai-Töchter verwalten tausende Geschäftsbeziehungen, und wir haben sämtliche dahinterliegenden Transaktionen, die unseren Umsatz konstituieren, überprüft", sagte Braun. Was sich hinter den in den Dokumenten benutzten und laut Zeitung angeblichen 34 Kundennamen verbirgt, darüber wollte Braun "nicht spekulieren". "Meine Aufgabe ist es, das offizielle Reporting zu kommentieren, nicht irgendwelche Excelsheets, deren Herkunft wir nicht nachvollziehen können."

Der bereits angekündigte Aktienrückkauf in Höhe von 200 Millionen Euro, den Wirecard mit dem Einstieg von Softbank über eine Wandelanleihe anvisiert hatte, soll an diesem Dienstag starten. Zunächst hatte Wirecard rund ein Drittel der Einnahmen von 900 Millionen für Rückkäufe in Aussicht gestellt. 340 Millionen Euro hat Wirecard eingesetzt, um Schulden abzubauen./men/eas/mis