Zürich (awp) - Der Versicherer Zurich Insurance Group gibt am Donnerstag, 11. August die Zahlen zum ersten Semester 2016 bekannt. Insgesamt haben neun Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2016E      
(in Mio USD)           AWP-Konsens       H1 2015A   
Betriebsgewinn (BOP)      1'942             2'238      
Reingewinn                1'585             2'059     


Q2 2016E                                 Q2 2015A
(in %)
Combined Ratio            100,0             100,0  


Per 30.06.2016
(in Mio USD)                       per 31.12.2015
Eigenkapital             31'797            31'178

FOKUS: Die Zurich dürfte im zweiten Quartal respektive ersten Halbjahr 2016 ein gegenüber dem Vorjahr solides aber wohl rückläufiges Ergebnis vorlegen. Der Grund dafür ist in erster Linie eine höhere Schadensbelastung in der Sachversicherungssparte General Insurance. Unwetter in Europa und in den USA sowie die Waldbrände in Kanada belasteten die Combined Ratio. Gleichzeitig drücken die tiefen Zinsen auf die Ergebnisentwicklung des Lebengeschäfts.

Das Augenmerk der Anleger und Analysten richtet sich bei der Zurich allerdings auf den derzeit laufenden Konzernumbau. Im Juni hatte der neue CEO Mario Greco tiefgreifende Anpassungen in der Unternehmensorganisation angekündigt und gleichzeitig wird seit Mai des letzten Jahres ein umfangreiches Sparprogramm umgesetzt. Mit vereinfachten Strukturen und Prozessen sowie weniger Personal will die Zurich die Profitabilität steigern.

Auf der Gegenseite werden aber Restrukturierungskosten die Erfolgsrechnung zunächst belasten. Im zweiten Quartal rechnen Analysten mit solchen Kosten von über 100 Mio USD nach 56 Mio im Startquartal. Bis Ende Jahr dürften diese bis auf 500 Mio ansteigen.

ZIELE: Die Zurich hält mit Mario Greco als neuem CEO für den Rest des Strategiezyklus 2014-2016 an den gesetzten Zielen fest, wobei das Renditeziel während der Restrukturierung wohl verfehlt werden dürfte. Die Strategie für den nächsten Zyklus will Greco dann anlässlich des Investorentreffens am 17. November präsentieren.

Das bis Ende 2016 gesetzte Eigenkapitalrenditeziel auf dem operativen Gewinn (BOP) von 12-14% dürfte die Zurich trotz Sparmassnahmen wohl nicht erreichen. Weitere Ziele sind das Erreichen einer Kapitalquote nach dem Zurich Economic Capital Model (Z-ECM-Quote) von 100 bis 120% und netto Cash-Zuflüsse an die Gruppe in Höhe von kumuliert mehr als 9 Mrd USD.

Bis Ende 2018 sollen die jährlichen Kosten um netto mindestens 1 Mrd USD gesenkt werden; 2016 sind Einsparungen in Höhe von 300 Mio vorgesehen. Von diesem Programm dürften konzernweit 8'000 der insgesamt 55'000 Stellen betroffen, sei es durch Entlassungen oder Verlagerungen. Auf der Gegenseite wird im laufenden Jahr mit Restrukturierungskosten von rund 500 Mio USD gerechnet, wobei der Grossteil dieser Kosten im zweiten Halbjahr anfallen wird.

PRO MEMORIA: Die Zurich Insurance Group treibt den Umbau des weltweiten Geschäfts schrittweise voran. So hat der Versicherungskonzern Anfang Juli die Tochter Zurich Insurance Company South Africa Limited (ZICSA) mit rund 800 Beschäftigten und Niederlassungen in Südafrika und Botswana an die Fairfax Financial Holdings Limited verkauft. Eine interne Beurteilung habe ergeben, dass die notwendige operative Grösse in den Märkten nicht erreicht wurde und weitere Investitionen daher nicht gerechtfertigt seien, hiess es von Seiten der Zurich.

Die Devestition erfolgt im Rahmen der Strategie, sich auf die Länder mit dem höchsten Potenzial zu konzentrieren. Mitte Juni hatte Zurich bereits den Verkauf von Tochtergesellschaften in Marokko und Taiwan bekannt gegeben.

Die marokkanische Tochter wurde an die Allianz-Gruppe zu einem Preis von 244 Mio EUR verkauft. Zurich Assurances Maroc zählt mehr als 600'000 Kunden, ist der siebtgrösste Schaden- und Unfallversicherer im nordafrikanischen Land und hat zudem eine Lizenz für das Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft. Die gebuchten Bruttoprämien beliefen sich 2015 auf 130 Mio USD, der Nettoertrag betrug 4,8 Mio USD.

Käuferin der taiwanesischen Tochter ist die Hotai Motor, die dafür laut eigenen Aussagen einen Preis von 198 Mio USD bezahlt. Die Bruttoprämien im Taiwan-Geschäft beziffert der Versicherer auf 118 Mio USD und der Nettoertrag belief sich auf 10,6 Mio USD. Der Markt in Taiwan sei zwar attraktiv, allerdings sehe die Zurich für ihr Versicherungsgeschäft nur eine beschränkte Perspektive, hiess es.

Bereits im November des vergangenen Jahres hatte die Gruppe den schrittweisen Rückzug aus Teilen des Sachversicherungsgeschäfts im Nahen Osten eingeleitet. Weiter ist die Zurich etwa auch aus dem Privatkundengeschäft in den Niederlanden sowie bereits im Jahr 2014 aus jenem in Russland ausgestiegen.

Der neue CEO Mario Greco hat Mitte Juni erste Massnahmen präsentiert, um den schwächelnden Versicherungskonzern zurück auf die Spur zu bringen. So schafft Greco die bisherige komplexe und komplizierte Matrixstruktur ab, legt in den Regionen das Leben- und Schadenversicherungsgeschäft zusammen und führt die zentralen Dienste zusammen.

In der Geschäftsleitung wurde neu die Funktion des Chief Operating Officer geschaffen, der für den technischen und technologischen Teil des Versicherungsgeschäfts sowie auch für die Risikoabschätzung, die Preisgestaltung und die Schadensabwicklung zuständig sein wird. Diese Aufgabe übernimmt Kristof Terryn, der zuletzt für die Sachversicherungseinheit General Insurance und davor für die Lebensparte Global Life verantwortlich war.

Trotz Brexit sieht sich die Zurich Gruppe nach wie vor dem britischen Markt verpflichtet: Grossbritannien sei ein Schlüsselmarkt für die Zurich, so der Versicherer in einem kurzen Statement nach Bekanntwerden des Abstimmungsergebnisses. Man werde auch nach dem Brexit den Vertriebspartnern, Gemeinschaften und den Mitarbeitern in Grossbritannien weiterhin verpflichtet sein.

AKTIENKURS: An der Börse hat sich die Zurich-Aktie von den im April erreichten Tiefstständen (194,70 CHF) und den nach dem Brexit-Votum erlittenen Rückschlag erholt und liegt nun bei rund 240 CHF. Seit Jahresbeginn entspricht dies allerdings immer noch einem Rückgang von gut 7%, wobei der Leitindex SMI im gleichen Zeitraum ähnlich viel an Wert eingebüsst hat.

Homepage: www.zurich.com

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