Zürich (awp) - Der Ems-Gruppe machte das schwächere konjunkturelle Umfeld 2019 zu schaffen. Vor allen die für Ems wichtige Autoindustrie hat den Rückwärtsgang eingelegt. Das von SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher geführte Unternehmen musste daher erstmals seit vier Jahren einen Umsatzrückgang hinnehmen. Die Gewinnzahlen stiegen dennoch.

Ob Brillen, Skischuhe oder Banknoten: Auch 2019 kamen die hochleistungsfähigen Kunststoffe von Ems-Chemie wieder in zahlreichen Anwendungen zum Einsatz. Doch mehr als sechs von zehn Umsatzfranken erzielt das von SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher geführte Unternehmen mit Autobauern. Und die Autoproduktion ist im vergangenen Jahr um satte 5 Prozent geschrumpft.

In der Folge sank der Umsatz bei Ems um 7,1 Prozent auf 2,15 Milliarden Franken. 2,1 Prozent sind auf Währungseffekte zurückzuführen. Und weil die benötigten Rohstoffe insgesamt billiger wurden, hat Ems seinen Kunden auch tiefere Verkaufspreise verrechnet. Das hat den Umsatz ebenfalls geschmälert.

"Auf den Gewinn hatte das aber keinen Einfluss", betonte Martullo am Freitag vor den Medien. In der Tat nahm der Betriebsgewinn auf Stufe EBIT um 0,6 Prozent auf 624 Millionen Franken zu. Damit blieb deutlich mehr vom Umsatz als Betriebsgewinn übrig als im Vorjahr, die entsprechende Marge stieg auf 29,0 von 26,8 Prozent. Unter dem Strich blieben 532 Millionen Franken - ein Plus von 1,8 Prozent.

Die neuen Rekordwerte sind laut Martullo zum einen bereits früher eingeleiteten Effizienzprogrammen zu verdanken. Zum anderen ergab sich mit den tieferen Rohstoffkosten ein rechnerischer Effekt. Denn der gehaltene Gewinn muss sich aufgrund der Preissenkungen an einem tieferen Umsatz messen.

Veritable Industrierezession

Martullo sprach von einer "veritablen Industrierezession", in der auch die Autobranche stecke. Und die Situation dürfte sich "nicht sehr schnell" verbessern. Sie verwies auf die jüngsten Daten zur globalen Autoproduktion von Januar, die einen Rückgang um gar 8 Prozent angezeigt hätten. Den Ursprung der Auto-Misere ortet die Ems-Chefin in dem von den USA angezettelten Handelsstreit und der daraus resultierenden Unsicherheit.

Dennoch will Ems die seit Jahren verfolgte Strategie des Ausbaus der Spezialitäten im Hauptbereich der Hochleistungspolymere weiter verfolgen. Denn Trends wie strengere Abgasvorschriften spielen dem Bündner Unternehmen in die Hände, weil sie mit ihren Produkten zur Gewichtseinsparung beiträgt. Gleichzeitig helfen sie den Autobauern, ihre Kosten zu senken.

Fünf Fabriken in China

Vom Ausbruch des Coronavirus in China ist auch Ems betroffen. Das Unternehmen betreibt im Reich der Mitte fünf Fertigungsstätten. Diese sind nach den chinesischen Neujahresfeiern - wie alle Fabriken im Land - auf Anordnung der Regierung eine Woche länger als geplant geschlossen geblieben.

"Wir rechnen damit, dass alle fünf Produktionsstandorte am Sonntag um Mitternacht wieder offen sind", erklärte die Konzernchefin. Und das Wichtigste: Ems kann auch produzieren. "Wir haben die Bestellungen, die Materialien und die Mitarbeitenden."

Für das laufende Jahr geht Ems entsprechend von einer anhaltend schwachen weltwirtschaftlichen Entwicklung aus. Dennoch traut sich das Unternehmen zu, den Betriebsgewinn 2020 auf Vorjahreshöhe zu halten. Auf die Nennung einer Umsatzprognose wird aber verzichtet.

An der Börse zeigten sich die Anleger zurückhaltend: Die Aktie sank bis zum Handelsschluss um 0,1 Prozent. Analysten zeigten sich skeptisch, ob sich die Erfolgsgeschichte in 2020 wiederholen lässt. Da hilft auch die saftige Dividende nichts. Insgesamt schüttet Ems 20 Franken pro Aktie aus, nach 19,75 Franken im Vorjahr. Das bedeutet auch Millionenausschüttungen für Firmenchefin Martullo-Blocher und ihre beiden Schwestern, die zusammen über 60 Prozent von Ems besitzen.

ra/kw