(Neu: Aussagen aus Interview mit Finanzchef Luka Mucic.)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Europas größter Softwarehersteller SAP blickt nach einem überwiegend starken Jahr selbstbewusst nach vorne. Angetrieben vom schnell wachsenden Geschäft mit der Mietsoftware aus dem Internet legte das Unternehmen auch dank des traditionell starken Schlussquartals mit Lizenzsoftware ein robustes Wachstum hin. Die Geschäfte sollen sich vor allem im Jahr 2020 in mehr Gewinn und mehr Umsatz als bisher angepeilt auszahlen, wie der derzeit wertvollste Dax -Konzern am Dienstag mitteilte. Dabei bereitet SAP auch die Präsidentschaft von Donald Trump kein Kopfzerbrechen - die USA sind der größte Einzelmarkt des Unternehmens.

Insgesamt soll die Cloudsoftware weiter Wachstumstreiber im Konzern bleiben. 2020 soll sie sogar fast jeden dritten Euro Umsatz liefern, bisher ist es erst jeder siebte. In diesem Jahr rechnet SAP bei der Mietsoftware aus dem Internet erneut mit Wachstum von gut einem Drittel. Der Gesamtumsatz soll unter anderem deswegen auf bis zu 23,6 Milliarden Euro steigen. Im zurückliegenden Jahr kletterte er um 6 Prozent auf 22,1 Milliarden Euro.

FINANZCHEF MUCIC: KEINE ANGST VOR TRUMP

In den USA erwartet die SAP-Chefetage keine größeren Probleme durch mögliche Entscheidungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Ein erheblicher Teil der Wertschöpfung von SAP finde in den USA statt, sagte SAP-Finanzvorstand Luka Mucic im Gespräch mit den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und dpa. In den Vereinigten Staaten sei SAP nicht nur bei privaten Kunden, sondern auch im öffentlichen Sektor stark verankert.

Von den rund laufenden Geschäften könnten in diesem Jahr die Aktionäre profitieren. Dank besserer Kassenlage und sinkender Verschuldung könnte erneut die Dividende angehoben werden, zudem könnten zusätzliche Ausschüttungen ein Thema werden. "Es besteht die Möglichkeit, dass wir bei entsprechenden Erfolgen im Schuldenabbau in der zweiten Jahreshälfte über moderate Aktienrückkäufe nachdenken", sagte Mucic. Die SAP-Aktie legte am Nachmittag rund ein halbes Prozent zu.

OPERATIVE GEWINNMARGE GESUNKEN

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um 4 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Hier rechnet SAP Kosten etwa für den Konzernumbau oder Aktienboni für Manager aus den Gewinnen heraus. Im laufenden Jahr könnte das operative Ergebnis am oberen Ende der Prognosespanne auf 7 Milliarden Euro klettern. Finanzanalysten erwarteten in ihren Schätzungen allerdings ohnehin schon Gewinne am oberen Ende der Prognosen für dieses Jahr, schränkte Branchenexperte Richard Nguyen von der französischen Investmentbank Societe Generale ein. Weil das operative Ergebnis damit weniger stark wachsen könnte als der Umsatz, könnte die von Analysten stark beachtete operative Marge weiter sinken.

Im vergangenen Jahr war sie um einen halben Prozentpunkt auf 30 Prozent zurückgegangen. Das Cloudgeschäft belastet mit hohen Investitionen und durch die ausbleibenden großen Einmalzahlungen für Lizenzsoftware noch immer die Umsatzrendite. Mucic betonte in einer Telefonkonferenz, dass SAP im Wachstumsfeld Cloud durchaus profitabler werde. Weil die Sparte so schnell wachse und damit einen größeren Umsatzanteil ausmacht, gehe die Marge insgesamt noch zurück.

UNTER DEM STRICH KRÄFTIGES PLUS NACH HOHEN KOSTEN IM VORJAHR

Unter dem Strich kletterte der Gewinn allerdings um 18 Prozent auf 3,62 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte insbesondere ein Abfindungsprogramm den Überschuss belastet. Der Vorstand wollte das Augenmerk ohnehin insbesondere auf den größeren Optimismus bis 2020 lenken. McDermott sprach von "enormem Vertrauen" in die Ambitionen, die in einem ähnlichen Wechselkursumfeld einen Umsatz von bis zu 29 Milliarden Euro vorsehen, bis zu 8,5 Milliarden davon aus der Cloud. Das operative Ergebnis soll dann auf 8,5 bis 9 Milliarden Euro steigen./ees/men/stb