Zürich (awp) - Die Compagnie Financière Richemont veröffentlicht am Freitag, 9. November die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2018/19 (bis Ende September). Insgesamt sieben Analysten haben dazu folgende Schätzungen:

H1 2018/19E
(in Mio EUR)        AWP-Konsens   H1 2017/18A 

Umsatz                 6'860            5'605 
EBIT                   1'337            1'166  
EBIT-Marge (in %)       19,5             20,8 
Reingewinn             1'037              974  

FOKUS: Bei Richemont geniessen im Halbjahresabschluss die Angaben zur Umsatzentwicklung etwas weniger Aufmerksamkeit als üblich. Schliesslich wurde bereits für die ersten fünf Monate ein organisches Wachstum, also ohne die Vollübernahme des Onlinehändlers Yoox und der britischen Uhrenplattform Watchfinder, von 10 Prozent kommuniziert. Inklusive September sei in etwa eine ähnliche Entwicklung zu erwarten, meinen Analysten.

Mit Spannung wird auf die Gewinnzahlen geschaut. Während die anhaltend gute Entwicklung im höher-margigen Schmuck-Geschäft positiv auf die operative Marge durchschlagen dürfte, rechnen Experten mit höheren Kosten etwa im Marketing, beim Umbau von Ladenflächen oder durch die im Online-Geschäft anfallenden Investitionen. Beachtet werden zudem Aussagen des Managements, die Hinweise auf die weitere Entwicklung in den wichtigen Märkten China und Hongkong liefern. Es wird befürchtet, dass Chinas Konsumentenstimmung durch den Handelsstreit zwischen den USA und China Schaden nehmen könnte.

ZIELE: Betreffend Geschäftszielen hält sich Richemont um Mehrheitsaktionär und Verwaltungsratspräsident Johann Rupert aber zumeist bedeckt. Auch für das laufende Geschäftsjahr wurde keine Guidance ausgegeben. Grundsätzlich sieht Rupert die Richemont-Marken, zu welchen etwa Cartier, IWC oder Piaget zählen, weiterhin gut positioniert, um langfristiges Wachstum zu erzielen.

PRO MEMORIA: Ende Oktober hatte Richemont mit der Ankündigung einer Partnerschaft mit dem chinesischen Technologie-Riesen Alibaba für Aufsehen gesorgt. Im Rahmen dieser Kooperation will Richemont die auf Yoox Net-a-Porter gehandelten Produkte an die chinesischen Konsumenten bringen. Angekündigt sind zwei mobile Apps für die Internethändler Net-a-Porter und Mr Porter. Alibaba wird die technologische Infrastruktur und das Marketing bereitstellen, aber auch Zahlungen, Logistik und andere technologische Unterstützung übernehmen.

Im Herbst haben Gerüchte am Finanzmarkt die Runde gemacht, wonach Richemont Interesse an der Übernahme des Mailänder Schmuckherstellers Buccellati hat. Dessen chinesischer Besitzer stecke in Schwierigkeiten, war in einer italienischen Zeitung zu lesen. Von Seiten Richemont hiess es, dass man grundsätzlich keine Marktgerüchte kommentiere.

Enttäuschend sind die Daten zu den Schweizer Uhrenexporten für den Monat September ausgefallen. Erstmals seit April 2017 sind sie gemessen an den monatlichen Statistiken des Verbands der Uhrenindustrie (FH) gesunken, und zwar um 6,9 Prozent auf 1,65 Milliarden Franken. In den beiden grössten Märkten, Hongkong und USA, waren die Verkäufe rückläufig. Im drittwichtigsten Markt China nahmen sie hingegen um satte 17 Prozent zu.

Im August wurden hingegen mehr Uhren aus der Schweiz ins Ausland verkauft: Die Exporte kletterten um 5,5 Prozent auf 1,50 Milliarden Franken. Im wichtigsten Absatzmarkt Hongkong kletterten die Exporte um 14,5 Prozent auf gut 189 Millionen. Und auch in die Märkte USA (+9,0%) und China (+18,6%) wurden deutlich mehr Schweizer Uhren geliefert.

Anfang September hat Jérôme Lambert bei Richemont den seit einiger Zeit verwaisten Posten des Konzernchefs übernommen. Damit richtete Richemont die Führung neu aus. Während rund anderthalb Jahren gab es keinen Konzernchef. Der Posten wurde im März 2017 nach dem Abgang von Richard Lepeu, der in Pension ging, nicht neu besetzt. Die Gruppe wurde von der Geschäftsleitung mit dem Finanzchef, den Schmuckchefs, Lambert als Chef der Uhrenmarken sowie von Präsident Johann Rupert geführt.

Nach fünf Monaten, also von April bis August, ist der Umsatz der Richemont-Gruppe organisch um 10 Prozent gewachsen. Inklusive Akquisitionen wuchs der Umsatz gar um 22 Prozent. Im Mai hatte Richemont zur Stärkung des Onlinegeschäfts ihrer Marken die italienische Yoox Net-a-Porter, an welcher man zuvor bereits mit gut der Hälfte beteiligt war, ganz einverleibt. Und im Juni kaufte man die kleinere britische Uhrenplattform Watchfinder.co.uk zu.

Vor allem die Schmuckmarken Cartier und Van Cleef&Arpels brillierten nach fünf Monaten mit einem Umsatzplus von organisch 14 Prozent. Die Uhren hinkten mit einem Anstieg von 4 Prozent hinterher. Die im neuen Segment "Online Distributors" zusammengefassten Aktivitäten der Online-Händler steuerte mit 708 Millionen Euro bereits gut 12 Prozent zum gesamten Umsatz von 5,67 Milliarden bei.

AKTIENKURS: An der Börse blickt Richemont auf ein ziemlich bewegtes Jahr zurück, in dem bislang ein Minus von rund 15 Prozent resultiert. Wie andere Luxusgüter-Titel auch, wurden Richemont vor allem durch Sorgen vor einer durch den US-Handelsstreit mit China belasteten Nachfrage nach Uhren und Schmuck im "Reich der Mitte" in die Tiefe gerissen.

www.richemont.com

jl/mk