Die deutschen Geheimdienste haben sich nach Angaben des Kanzleramts im Finanzausschuss des Bundestages in der Vergangenheit nicht mit dem Pleite gegangenen Zahlungsabwickler Wirecard beschäftigt.

Hierzu habe es weder eine gesetzliche Grundlage noch einen Anlass gegeben, sagte Hendrik Hoppenstedt, Staatsminister im Kanzleramt, am Montag laut Teilnehmern bei der Sondersitzung des Ausschusses in Berlin. Auch mit Blick auf den ehemaligen Wirecard-Vorstand Jan Marsalek hätten keinerlei Erkenntnisse vorgelegen, die ein Tätigwerden der Nachrichtendienste gerechtfertigt hätten. Mittlerweile gebe es aber Prüfungen, weil Marsalek in der Presse Kontakte zu Geheimdiensten - insbesondere aus Russland - nachgesagt würden.

Marsalek ist auf der Flucht. Er gilt als Schlüsselfigur in dem milliardenschweren Bilanzskandal, der zur Insolvenz des früheren Dax-Unternehmens geführt hat. Hoppenstedt ergänzte, die Regierung stimme momentan einen Maßnahmenkatalog mit Konsequenzen aus dem Fall ab.

Kanzlerin Angela Merkel hatte im September 2019 bei einer China-Reise für Wirecard geworben, obwohl es damals bereits Medienberichte über Ungereimtheiten in der Wirecard-Bilanz gab. Das Anliegen von Wirecard für einen Markteintritt in China habe sich mit dem Ziel der Bundesregierung gedeckt, Marktöffnungen in der Volksrepublik zu erreichen, so Hoppenstedt. Mit dem Kenntnisstand von heute wäre das Thema nicht angesprochen worden.