DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger hat trotz von Investoren positiv aufgenommener Jahreszahlen und der eingefädelten Fusion des europäischen Stahlgeschäfts mächtig Ärger mit seinem zweitgrößten Aktionär - dem schwedischen Finanzinvestor Cevian. Lars Förberg, Mitgründer des Investors, der dafür bekannt ist, sich aktiv in die Firmenpolitik einzumischen, griff Hiesinger frontal an. "Die Strategie hat bisher nicht das geliefert, was man versprochen hat", sagte Förberg dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe). Er forderte Hiesinger auf, nach der geplanten Fusion des Stahlgeschäfts mit einem Konkurrenten weitere Schritte zu unternehmen.

"Die Ergebnisse sind besorgniserregend", sagte er. Förberg wirft dem Vorstand des Industriekonzerns vor, sich vor vier Jahren operative Margenziele von sechs bis sieben Prozent gesetzt zu haben, derzeit aber gerade mal die Hälfte zu schaffen. „Seit vier Jahren warten wir damit auf sichtbaren Fortschritt." Cevian ist seit September 2013 an Thyssenkrupp beteiligt. Damals hatten die Schweden etwas mehr als fünf Prozent erworben, dann im Dezember 2013 über eine Kapitalerhöhung auf mehr als zehn Prozent erhöht.

Anfang 2014 stockte Cevian weiter auf und hält seitdem mehr als 15 Prozent der Thyssenkrupp-Aktien und ist hinter der Krupp-Stiftung mit 21 Prozent der zweitgrößte Anteilseigner. Hiesinger hatte auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag ein Minus von knapp 650 Millionen Euro verkündet. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn war aber angezogen und für das gerade angelaufene Geschäftsjahr stellte er eine deutliche Verbesserung aller wichtigen Kennziffern in Aussicht. An der Börse kam das gemeinsam mit den Aussagen zu den Fortschritten bei der geplanten Stahl-Fusion gut an.

Für Förberg ist das zu wenig, er fordert nach der angepeilten und umstrittenen Fusion des europäischen Stahlgeschäfts mit dem indischen Unternehmen Tata Steel weitere Schritte. Der Vorstand müsse sich die Frage stellen, wie es Thyssenkrupp schaffen könne, "die beste industrielle Struktur zu schaffen, um seinen Zielen gerecht zu werden und wettbewerbsfähiger zu werden, dies nicht nur für Stahl, sondern auch für die anderen Sparten", sagte er. Beim Stahl habe der Konzern die richtige Antwort mit der angestrebten Tata-Fusion gegeben. Auch für die anderen Sparten sei eine solche Lösung denkbar.

"Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die richtige Strukturen zu finden", sagte Förberg. "Joint-Venture, dezentrale Unternehmensstrukturen, Spin-off. Das zentrale Thema ist doch, dass Konglomerate alten Stils nicht mehr funktionieren.“ Der Frage, ob er Hiesinger noch unterstütze, wich Förberg aus: "Es muss der Anspruch der Unternehmensführung sein, die selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Und dazu muss sich das Unternehmen wandeln, agiler und einfacher werden in einer sich schnell ändernden Welt."/zb/he