Zürich (awp) - Der Telekommunikationsanbieter Swisscom veröffentlicht am Donnerstag, 4. Februar, das Geschäftsergebnis 2020 zum AWP-Konsens haben insgesamt dreizehn Analysten beigetragen.

2020E
(in Mio Fr.)      AWP-Konsens    2019A   

Nettoumsatz         11'081      11'453       
EBITDA               4'346       4'358       
EBIT                 1'898       1'910       
Reingewinn           1'436       1'669        

FOKUS: Auch die zweite Coronawelle und die verstärkten Gegenmassnahmen von Bund und Kantonen dürften die Swisscom im Schlussquartal kaum beeinflusst haben. Das Geschäft des Telekomkonzerns dürfte stabil auf Kurs geblieben sein. Analysten erwarten keine Überraschungen beim Ergebnis des vierten Quartals. Wie bisher werden Umsatz und EBITDA leicht schrumpfen, während der Reingewinn massiv tiefer ausfallen dürfte als im Schlussquartal 2019. Damals hatte die Swisscom allerdings von einer Steuergutschrift von 175 Millionen Franken profitiert.

In der Schweiz wird der Preisdruck wiederum an den Ergebnissen nagen, was die Swisscom mit Einsparungen aufzufangen versucht. Die Frage stellt sich, ob der Zusammenschluss von UPC und Sunrise, der beide Konkurrenten derzeit stark beschäftigt, den Preiskampf verschärft. In Italien dürfte dagegen die Breitbandtochter Fastweb weiter gewachsen sein. Insgesamt sehen Analysten die Swisscom auf Kurs, ihre Jahresziele zu erreichen.

ZIELE: Ende Oktober hat die Swisscom bei der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal den bisherigen Ausblick Für das Gesamtjahr 2020 bestätigt. Die Gruppe peilt im Gesamtjahr wegen Corona einen Umsatz von rund 11,0 Milliarden Franken an. Beim EBITDA rechnet die Swisscom weiterhin mit rund 4,3 Milliarden. Ausserdem wird eine erneut unveränderte Dividende von 22 Franken versprochen, wenn die Ziele erreicht werden.

2019 hatte die Swisscom einen Umsatz von 11,5 Milliarden und einen EBITDA von 4,4 Milliarden Franken erzielt. Der Reingewinn war auf 1,7 Milliarden Franken gestiegen.

PRO MEMORIA: Letzte Woche gab die Swisscom bekannt, ihr Dropbox-Konkurrenzangebot namens Docsafe sieben Jahre nach dem Start Ende März 2021 zu beerdigen. Grund dafür ist die Erfolglosigkeit. Das Produkt konnte sich auf dem Markt nicht durchsetzen und fuhr Verluste ein.

Der im Frühling als Verwaltungsratspräsident der Swisscom abtretende Hansueli Loosli stellt die 51-Prozent-Mehrheit des Bundes am Telekomkonzern in Frage. In Europa hätten fast überall die Staaten die Mehrheit an Telekomunternehmen abgetreten, sagte er im Interview Ende 2020. Auch wenn die Beteiligung auf 35 oder 40 Prozent sänke, könne der Bund weiterhin über das Gesetz wichtige Punkte wie etwa das Netz oder die Zugänge sichern. "Ich sage einfach: Bundesrat und Parlament sind gut beraten, an der ursprünglichen Idee eines liberalen Kurses festzuhalten. Die Öffnung des Telekommarktes hat funktioniert." Zudem wehrte sich Loosli gegen den Vorwurf, dass die Swisscom die Konkurrenz etwa beim Ausbau des Glasfasernetzes aus dem Markt drücken wolle.

Die italienische Kartellbehörde Autorità Garante della Concorrenza e del Mercato (AGCM) nimmt die Gründung der Firma FiberCop, an der auch Fastweb beteiligt ist, genauer unter die Lupe. Die Untersuchung betreffe die Verträge über die Gründung und den Betrieb von FiberCop sowie die Lieferverträge mit Fastweb und Tiscali, teilte die AGCM kurz vor Weihnachten mit. Es werde untersucht, ob die Vereinbarungen mittel- und langfristig keine Hindernisse für den Wettbewerb zwischen den Betreibern von Telekommunikationsnetzen darstellten.

Ebenfalls vergangenen Monat hat die Swisscom sich erneut die TV-Rechte für die Schweizer Fussballmeisterschaft bis 2025 gesichert. Zum Preis für die TV-Rechte wollte der Konzern nichts sagen. Darüber sei mit der Swiss Football League (SFL) Stillschweigen vereinbart worden. Damit kommt die Swisscom erneut zum Handkuss: Sie überträgt bereits seit 14 Jahren die Spiele der Schweizer Fussballmeisterschaft.

Mitte Dezember ging die Weko erneut gegen die Swisscom vor. Die Kartellwächter haben eine Untersuchung zum Glasfaserausbau eröffnet und vorsorgliche Massnahmen gegen den Telekomkonzern verfügt. Damit wollen sie ein neues Monopol auf der Datenautobahn verhindern. Die Eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) sieht die Gefahr, dass Swisscom beim Bau des Glasfasernetzes Konkurrenten vom Markt ausschliesst. Es erscheine als glaubhaft, "dass die Swisscom mit diesem Verhalten eine marktbeherrschende Stellung missbraucht". Daher verbietet die Weko der Swisscom ab sofort mit vorsorglichen Massnahmen, Wettbewerbern beim Ausbau des Glasfasernetzes den Zugang zu durchgehenden Leitungen zu verweigern." Die Swisscom wehrt sich gegen die Vorwürfe der Weko und will gegen die vorsorglichen Massnahmen Beschwerde einreichen. Man könne die Vorwürfe der Weko nicht nachvollziehen, erklärte der "blaue Riese". Die Swisscom kann die vorsorglichen Massnahmen beim Bundesverwaltungsgericht anfechten. Danach kann der Fall ans Bundesgericht weitergezogen werden.

Der Ständerat hat Anfang Dezember einen Entscheid über eine Geschwindigkeitssteigerung in der Internetgrundversorgung von 10 auf 80 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) vertagt. Die kleine Kammer hat die Motion sistiert, weil sie zuerst die Behandlung einer Standesinitiative des Kantons Tessin abwarten will. Die Motion der nationalrätlichen Fernmeldekommission (KVF-N) verlangte das höhere Mindesttempo ab 2023 in allen Regionen..

Angesichts des Widerstands von mehreren Kantonen und Gemeinden gegen 5G hofft Swisscom-Finanzchef Mario Rossi auf baldige Bewegung im festgefahrenen Mobilfunkausbau. Zudem sagte er im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP, dass ein Rückzug der Swisscom aus der Grundversorgung kein Thema sei, auch wenn das Parlament die vorgeschriebene Mindestgeschwindigkeit hochschrauben sollte. 2020 sei zwar kein verlorenes Jahr für den Ausbau von 5G, aber die ganze Branche sei beim Netzausbau nicht wie geplant vorangekommen. "Bei uns verhängen gewisse Kantone rechtswidrige Moratorien oder haben einseitig die Regeln verschärft. Baugesuche werden nicht behandelt oder verzögert. Das behindert die ganze Branche", sagt Rossi. Der Bund sei gefordert, den Kantonen klare Anweisungen zu geben. Bisher habe die Swisscom keine Klagen gegen Kantone oder Gemeinden wegen 5G-Moratorien eingereicht. "Es laufen aber Beschwerdeverfahren zu einzelnen Antennenstandorten.

Ende Oktober meldete die Swisscom Wechsel an der Spitze wie den Abgang von Verwaltungsratspräsident Hansueli Loosli, der die maximale Amtsdauer von zwölf Jahren erreicht. Zum Nachfolger wird Michael Rechsteiner vorgeschlagen, der aktuell Europa-Chef für das Gas-Power-Geschäft von General Electric ist. Auch Finanzchef Mario Rossi räumt seinen Posten. Sein Nachfolger wird per 1. März 2021 der Österreicher Eugen Stermetz.

AKTIENKURS: Im Gegensatz zu 2020 ist die Swisscom-Aktie seit Jahresbeginn besser gelaufen als der Gesamtmarkt. Der Titel legte seit Anfang Januar um knapp 2 Prozent zu und kostet aktuell rund 486 Franken. Gleichzeitig hat der Leitindex SMI gut 1 Prozent gewonnen.

jl/jb