- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Merz werde am Dienstag auf einem Führungskräftetreffen berichten, wie die Organisationsstruktur aussehen werde, sagten am Freitag mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die groben Züge hatte ihr geschasster Vorgänger Guido Kerkhoff im Mai vorgestellt, seitdem war aber nicht mehr viel davon zu hören gewesen. Die Mitarbeiter dürften gespannt auf etwaige Aussagen zum geplanten Abbau von 6000 Stellen blicken. Es gilt als wahrscheinlich, dass in der Verwaltung der Rotstift stärker angesetzt wird.

Thyssenkrupp wollte sich zu den Plänen von Merz am Freitag nicht äußern. Die 56-Jährige hat zum 1. Oktober den Posten des glücklosen Guido Kerkhoff übernommen, nachdem sich das Präsidium und der Personalausschuss des Aufsichtsrats dafür ausgesprochen hatte. "Im neuen Vorstandsteam werden wir mit der erforderlichen Konsequenz die strukturellen Entscheidungen treffen, die jetzt anstehen", hatte die frühere Bosch-Managerin angekündigt. "Es geht darum, Thyssenkrupp so aufzustellen, dass wir im Ergebnis besser werden."

VERWALTUNG KOSTET JÄHRLICH ÜBER ZWEI MILLIARDEN EURO

Die Schlagworte dafür lauten "Performance First", "Flexibles Portfolio" und "Effiziente Organisation". Die lange Zeit ungeliebte Stahlsparte soll wieder im Kern der Strategie stehen, in anderen Bereichen wie dem Geschäft mit Autoteilen oder dem Maschinenbau könnten Partner ins Boot geholt werden - haben die kein Interesse und es findet sich auch kein Käufer, droht die Auflösung. Die lukrative Aufzugssparte soll teilweise an die Börse gebracht oder verkauft werden.

Unklar ist, wie sehr Merz nach so kurzer Amtszeit am Dienstag ins Detail gehen wird. Arbeitnehmervertreter hatten Kerkhoff immer wieder vorgeworfen, die Mitarbeiter zu lange im Ungewissen zu lassen. Angesichts der Krise des Konzerns halten auch sie Restrukturierungen für nötig und rechnen mit "schmerzhaften Einschnitten". Das Management hatte im Mai den Abbau von 6000 Stellen angekündigt, davon 4000 in Deutschland.

Betriebsbedingte Kündigungen sollen nur in Ausnahmefällen möglich sein. Klar ist, dass bis zu 2000 Jobs in der Stahlsparte gestrichen werden könnten. Es sei damit zu rechnen, dass ein großer Teil auch Jobs in der Verwaltung betreffen wird, sagten mehrere Insider zu Reuters. Das finanzschwache Unternehmen gibt für seine Verwaltung jährlich mehr als zwei Milliarden Euro aus. Hierzu gehört der Bereich Corporate mit der Konzernzentrale in Essen. Ende Juni waren bei Corporate rund 3600 Mitarbeiter beschäftigt. Im Geschäftsjahr 2017/18 hatte Corporate einen operativen Verlust von 377 Millionen Euro eingefahren.