MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der auf die Baubranche spezialisierte Softwareanbieter Nemetschek hat 2021 noch besser abgeschnitten als zuletzt erwartet. Der Umsatz sei um rund 14 Prozent auf 681,5 Millionen Euro gestiegen, teilte das im MDax notierte Unternehmen überraschend am Donnerstag mit. Bereinigt um Währungseffekte habe das Plus 15,6 Prozent betragen. Zuletzt hatte das Unternehmen ein währungsbereinigtes Wachstum am oberen Rand der Prognosespanne von 12 Prozent bis 14 Prozent in Aussicht gestellt.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei bereinigt um Folgen von Währungsumrechnungen um rund 30 Prozent auf 222 Millionen Euro geklettert. Die operative Marge sei auf 32,6 (Vorjahr: 28,9) Prozent gestiegen. Hier hatte Nemetschek zuletzt einen Wert zwischen 30 und 32 Prozent in Aussicht gestellt.

Die anfänglichen Kursgewinne bröckelten im Tagesverlauf dennoch ab, nach dem Mittag drehte der Kurs sogar ins Minus. Allerdings hielten sich die Papiere mit einem Abschlag von gut einem halben Prozent auf 81,22 Euro etwas besser als der MDax und deutlich besser als der europäische Tech-Sektor. Der geriet nach einem enttäuschenden Ausblick der Facebook-Mutter Meta deutlicher unter Druck.

Aus dem Nemetschek-Kurs war nach einem jahrelangen Höhenflug zuletzt die Luft raus. Vom Rekordhoch von etwas mehr als 116 Euro im November ging es inzwischen um fast 30 Prozent nach unten. Trotz des Rückschlags notiert die Aktie immer noch rund ein Drittel über dem Niveau, das sie vor der Corona-Pandemie innehatte. Auf Sicht von fünf Jahren zählen die Aktien des Unternehmens, an dem Unternehmensgründer Georg Nemetschek und seine Familie etwas mehr als die Hälfte hält, mit einem Plus von mehr als 400 Prozent zu den deutschen Standardwerten mit den höchsten Gewinnen.

Mit einem Börsenwert von knapp 9,5 Milliarden Euro kommt der Softwarehersteller in etwa auf die gleiche Größenordnung wie die Dax-Titel Covestro, Hellofresh, MTU oder Qiagen. Da allerdings weniger als die Hälfte der Anteile im freien Handel sind, hat das Münchener Unternehmen derzeit keine Chancen auf einen Dax-Aufstieg. Für die Aufnahme in den Leitindex ist der Wert des sogenannten Streubesitzes relevant.

"Nemetschek hat 2021 einmal mehr seine operative Stärke unter Beweis gestellt, seinen profitablen Expansionskurs fortgesetzt sowie Rekordwerte bei Umsatz und operativem Ergebnis erzielt", sagte Vorstandssprecher Axel Kaufmann. "Wir sind auch für 2022 optimistisch und sehen uns für weiteres nachhaltiges und profitable Wachstum sehr gut aufgestellt." Details zur Prognose will das Unternehmen bei der Vorlage der detaillierten Jahreszahlen am 22. März veröffentlichen.

Von Bloomberg erfasste Experten rechnen derzeit im laufenden Jahr im Schnitt mit einem Umsatz von etwas mehr als 760 Millionen Euro. Der operative Gewinn soll dabei auf 237 Millionen Euro steigen. Analysten trauen dem Unternehmen in den kommenden Jahren weiter kräftiges Wachstum zu. Einige trauen Nemetschek beim Umsatz das Erreichen der Milliardenschwelle bereits im Jahr 2024 zu - für 2025 haben das dann alle erfassten Experten auf dem Zettel.

Nach den Kursgewinnen in den vergangenen Jahren sind die meisten Experten allerdings mit Blick auf die weitere Entwicklung der Aktie verhalten. Zehn der 16 befragten Analysten stufen das Papier derzeit mit "Neutral" ein - je drei haben eine "Kaufen"- oder "Verkaufen"-Empfehlung. Das durchschnittliche Kursziel liegt zwischen dem aktuellen Niveau und dem Rekord im November./zb/mis/jha/