Zürich (awp) - Die Zukunft des Backwarenherstellers Aryzta soll sich Mitte September entscheiden: Dann können die Aktionäre über die Vorschläge einer Investorengruppe und möglicherweise auch über einen Verkauf abstimmen. Denn laut Verwaltungsrat haben sich mehrere Kaufinteressenten gemeldet.

Aryzta ist schon länger angeschlagen und der Ausbruch der Corona-Pandemie hat die Lage noch deutlich verschärft. Das hat eine Investorengruppe um die Fonds Veraison und Cobas auf den Plan gerufen, die Veränderungen wie etwa einen Umbau im Verwaltungsrat verlangt.

Mehr Zeit für Prüfung

Auf die Forderung der Gruppe nach einer sofortigen Einberufung hatte Aryzta im Mai eine ao GV für Mitte August in Aussicht gestellt. Nun soll diese erst am 16. September stattfinden, wie Aryzta am Montag mitteilte. Die Zeit bis dahin braucht das Unternehmen demnach, um mögliche Kaufangebote zu überprüfen.

"Gewisse Drittparteien" hätten unaufgefordert ihr Interesse am Kauf von Aryzta kundgetan, schrieb Verwaltungsratspräsident Gary McGann in einem Brief an die Aktionäre. Dies, nachdem Aryzta Mitte Mai die Überprüfung aller strategischen und finanziellen Optionen angekündigt hatte. Nebst der Beurteilung dieser möglichen Angebote reflektiere der vorgeschlagene Zeitplan ferner auch das Bestreben, weitere Instabilität infolge der wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 zu vermeiden.

Den Forderungen der Aktionärsgruppe will Aryzta höchstens zu einem Teil entsprechen. Diese wollen nämlich fünf der elf Verwaltungsräte absetzen. Dafür schlagen sie drei Branchenexperten als eigene Kandidaten vor. So soll der ehemalige Hiestand-Chef Urs Jordi das Verwaltungsratspräsidium übernehmen. Im zur Seite stehen sollen Heiner Kamps, Geschäftsführer des deutschen Bäckereikonzerns Kamps, sowie Armin Bieri, der von 2005 bis 2016 bei Hiestand und später bei Aryzta in der Geschäftsleitung war.

Zwei Sitze werden frei

Aryzta kündigte nun den Rücktritt von zwei Verwaltungsräten an: nämlich von Dan Flinter und Rolf Watter. Auch Verwaltungsratspräsident Gary McGann hat seinen Rückttritt signalisiert - zumindest falls das Unternehmen nicht noch vor der GV eine (Übernahme-)Transaktion ankündigen kann, die der Verwaltungsrat im besten Interesse von Aryzta sieht.

Mit den Rücktritten von Flinter und Watter werden also zwei Sitze für neue Mitglieder frei. Allerdings will der Verwaltungsrat die Kandidaten von Veraison und Cobas nur dann empfehlen, wenn diese sich dem Nominierungsverfahren unterstellen, was die Aktionärsgruppe ablehnt.

Weiter moniert der Verwaltungsrat, dass die Aktionärsgruppe bei einer Wahl ihrer Kandidaten und besonders des Präsidenten faktisch die Kontrolle im Leitungsgremium von Aryzta übernehmen würden, ohne den anderen Aktionären eine "Kontrollprämie" zu bieten.

Gruppe setzt auf selbständige Zukunft

Zu den Ankündigungen von Aryzta wird die Aktionärsgruppe zu einem späteren Zeitpunkt detailliert Stellung nehmen, wie Veraison-Gründer Gregor Greber gegenüber der Nachrichtenagentur AWP sagte. Er betonte: "Für uns besteht die Lösung nach wie vor darin, das Unternehmen durch die Zuwahl von Industrie- und Bäckerkompetenz der unabhängigen Kandidaten für die selbständige Zukunft zu stärken."

Veraison hatte Anfang Mai seinen Anteil an Aryzta rasch ausgebaut. Bald tat sich Veraison-Chef Greber mit der spanischen Cobas Management zusammen. Zusammen mit Heiner und Michaela Kamps halten die Fonds rund 20 Prozent an Aryzta. Auch Kamps gehört zu den von der Gruppe vorgesehen Verwaltungsratskandidaten.

Aryzta war bereits vor der Coronakrise finanziell angeschlagen, wird aber durch die Pandemie noch heftiger gebeutelt. Ein wichtiger Teil des Geschäfts stammt aus dem kleinflächigen Detailhandel. Dieser wurde ebenso von Einschränkungen gebremst wie das Geschäft mit Hotels und Restaurants. Verschiedene Massnahmen wurden ergriffen, um die Liquidität zu schützen.

tt/uh